Polizisten in Kusel erschossenJäger über Verdächtigen Andreas S.: "Er hat wahllos Tiere abgeballert"

Auch drei Tage nach den tödlichen Schüssen auf zwei junge Polizisten in Kusel (Rheinland-Pfalz) ist das Motiv für die Wahnsinnstat unklar. Zwei Tatverdächtige sitzen in Untersuchungshaft. Im Kofferraum ihres Wagens lagen mehrere tote Tiere – die Ermittler vermuten daher, dass die Männer Jagdwilderei vertuschen wollten. Andreas S. (38), einer der Verdächtigen, ist laut "Saarbrücker Zeitung" unter Jägern im Saarland als Wilderer bekannt.
Andreas S. soll verboten gejagt haben
"Andreas hatte zwar einen Jagdschein, doch er war kein Jäger. Er hat wahllos Tiere abgeballert. Mit den Werten einer Jagd hatte das nichts zu tun. Ihm ging es nur um Profit", zitiert das Blatt einen Jäger, der den Verdächtigen gut kennen soll. Auch nachdem Andreas S. seine Waffenbesitzkarte und seinen Jagdschein verloren hatte, sei er verbotenerweise weiterhin auf die Jagd gegangen und habe in fremden Revieren gewildert, schreibt die Zeitung.
Polizisten in Kusel erschossen: Verdächtiger erlegte "Reh per Kopfschuss"
2017 habe Andreas S. nahe seiner Heimat in Spiesen-Elversberg in einem fremden Revier "ein Reh per Kopfschuss erlegt", erzählt ein Jäger der "Saarbrücker Zeitung". Ein anderer Jäger sah demnach, wie S. das Reh schoss und wollte ihn zur Rede stellen. Andreas S. floh und soll dabei fast den Zeugen überfahren haben; ein Verfahren zu dem Vorfall wurde 2019 eingestellt.
Jäger berichtet: Andreas S. war ein guter Schütze
Offenbar ist Andreas S. ein guter Schütze; 2020 gewann er in seinem Schützenverein ein Preisschießen mit der Luftpistole, bestätigte der Schützenverband dem Blatt. Er sei immer in der Lage gewesen, auch "mit der Kurzwaffe auf eine Entfernung von über zehn Metern genau zu treffen", berichtet ein weiterer Jäger.
Der Jäger glaubt, S. habe "die Wilderei als Einnahmequelle immer mehr gebraucht, als er Insolvenz bei seinen Bäckereien anmelden musste". Vor allem in den letzten zwölf Monaten sei es zu mehreren Vorfällen in verschiedenen Revieren gekommen. Als er von der Suche nach Andreas S. erfuhr, "habe ich gedacht, das musste so kommen, dass der irgendwann durchdreht", erzählt er der Zeitung. Auch die Ermittler erklärten, Andreas S. sei bereits wegen Jagdwilderei und Verkehrsunfallflucht aufgefallen.
Wildfleischhandel in Sulzbach wurde zu Einnahmequelle
Nach RTL-Informationen hatte S. die vier Bäckereien seiner Eltern übernommen, diese aber vor rund drei Jahren in den Ruin getrieben. Eine ehemalige Mitarbeiterin beschreibt ihn als teils "cholerisch". In finanzielle Schwierigkeiten geraten, wurde sein Wildfleischhandel in Sulzbach zu einer Einnahmequelle. Ermittler sollen bei einer Durchsuchung von Lagerräumen am Montag mehrere Tonnen verkaufsfertiges Fleisch gefunden haben.
Polizisten in Kusel durch Kopfschüsse getötet

Yasmin B. (24) und Alexander K. (29) starben in der Nacht zum Montag in Kusel durch Kopfschüsse, als sie ein Fahrzeug kontrollierten. Andreas S. (38) und ein weiterer Mann (32) wurden am selben Tag in Sulzbach festgenommen. Die aus dem Saarland stammenden Männer sitzen seit Dienstag wegen des Verdachts auf gemeinschaftlichen Mord und Wilderei in Untersuchungshaft. Laut Staatsanwaltschaft droht ihnen eine lebenslange Haftstrafe. (bst)