Berufungsprozess in Zwickau
Kita-Erzieherin soll Kinder missbraucht haben – Bekannte verharmlost Taten: "Finde an Vorwürfen nichts"
Die Taten von Inga K. kommen ans Licht, als sich ein Mädchen seiner Mutter anvertraut. Im Januar verurteilt das Amtsgericht Zwickau die Erzieherin zu zwei Jahren Haft auf Bewährung – wegen schweren sexuellen Missbrauchs von Schutzbefohlenen und Körperverletzung. Zum Auftakt des Berufungsprozesses am Dienstag verharmlost Sandra S., eine Bekannte der Erzieherin, im Interview mit RTL-Reporter Frank Vacik deren Straftaten.
Missbrauch in Zwickauer Kneipp-Kita: Mädchen erzählte Mutter alles
Sina B. (Name geändert) wurde hellhörig, als ihre vierjährige Tochter vom Zwickauer Kindergarten erzählte. "Beim Baden hat sie sich nackig auf den Boden gelegt, ihren Popo in die Höhe gereckt und zu mir gesagt: 'Mama, siehst du meinen Popo auch ordentlich?' Ich habe sie gefragt: 'Woher hast du das? Von uns hast du das nicht.' Dann sagte sie: 'Das müssen wir im Kindergarten machen.'" Abends im Bett habe ihre Tochter die komplette Geschichte erzählt.
Das Gericht kam zu dem Schluss, dass Inga K. vier Kinder missbrauchte, ihnen unter anderem den Finger in den After einführte. Zudem duschte sie die Kinder immer wieder kalt ab. Die Übergriffe auf die Kinder im Alter von zwei bis sechs Jahren geschahen zwischen Juli und Oktober 2020.
Sandra S.: Kita-Kinder sind "vorm Schlafengehen im Schlüpfer"
Im Prozess bestritt Inga K. alles – und findet jetzt eine Verbündete in Sandra S., die als Beobachterin am Berufungsprozess teilnimmt. Ihre vier Kinder gingen allesamt in die Kita, in der Inga K. arbeitete; sie blieb mit der Erzieherin in Kontakt. "Ich finde an den Vorwürfen gar nichts", sagt sie am Dienstag zu Frank Vacik.
Man solle bedenken, dass die Kinder eine Kneipp-Einrichtung besuchen. "Den Kindern werden dicke Socken mitgegeben, die sind dann vorm Schlafengehen im Schlüpfer, werden von oben bis unten kalt abgeduscht. Dass das dem einen oder anderen Kind nicht gefällt, ist logisch." Eltern müssten dies auch unterschreiben, wenn sie ihre Kinder in die Einrichtung brächten. "Die Eltern wissen, was Kneipp bedeutet, das bekommt man gut erklärt."
Kinder in Zwickauer Kneipp-Kita grob angefasst und angeschrien
Inga K. soll die Kinder auch grob angefasst und angeschrien haben. "Wenn ich sage: 'Jetzt ist aber mal gut', ist das kein Anschreien. Es kommt immer drauf an, wie die Eltern den Kindern das dann einreden", findet Sandra S. "Und anpacken – wenn ich mal ganz kurz sage: 'Mensch, jetzt komm doch mal her', weil das Kind ständig was anderes macht, muss ich mir als Eltern eingestehen, dass ich das zuhause auch mache."
Sie habe Inga K. als nett und freundlich erlebt. "Reden konnte man mit ihr – vor 20 Jahren so wie jetzt. Sie war sehr umgänglich, und wenn es mal Probleme gab, hat man das auch miteinander geklärt."
Bekannte der Erzieherin hofft auf Freispruch
Ihre Motivation, zum Prozess zu kommen, beschreibt Sandra S. so: "Ich will einfach nur mein Mitgefühl ausdrücken, dass ich bei ihr bin. Weil ich sage, es ist gemein, wenn man unschuldige Leute so behandelt." Sie könne Ihre Hand dafür ins Feuer legen, dass Inga K. so etwas nicht macht. "Wir hoffen, dass sie rauskommt und endlich wieder normal eben kann."
Sowohl Inga K. als auch die Staatsanwaltschaft hatten gegen das Urteil vom Januar Berufung eingelegt. Wie lange der Prozess dauert, ist noch unklar.