Was Horror-Bilder aus dem Internet mit Kindern machen
Gewalt, Sex und Missbrauch im Klassenchat! Schuldirektorin schlägt Alarm
Tierquälerei, Folter, Homophobie – was ihre Schüler auf ihren Handys zu sehen bekommen, schockiert Schuldirektorin Silke Müller immer wieder, vor allem Kinder in den Klassen sieben bis neun würden in den sozialen Medien mit gewaltverherrlichenden Inhalten konfrontiert werden, sagt sie im Interview mit RTL. Diese Inhalte würden dann zum Teil in den Klassenchats landen. Doch was machen entsprechende Aufnahmen mit den Kindern und wie können Eltern eingreifen? Mehr erfahren Sie im Video!
Lese-Tipp: Experte erklärt, warum Kinder zu Mördern werden
Seien Sie ehrlich: Wissen Sie, was auf dem Handy Ihrer Kinder abgeht?
Zwölfjährige chattete im Unterricht mit Pädophilem
Mit ihrem Sachbuch „Wir verlieren unsere Kinder“* will Müller nach eigenen Angaben Eltern, Lehrer und die Politik wachrütteln. Eltern und Lehrer seien völlig ahnungslos, mit was Kinder und Jugendliche in Whatsapp-Gruppen, auf Tiktok oder Snapchat konfrontiert seien, sagt die Pädagogin der Deutschen Presse-Agentur. „Ich beobachte eine zunehmende Verrohung, wie miteinander umgegangen wird“, sagt Müller. „Die moralische Hemmschwelle sinkt immer weiter ab.“ Mitschüler würden in sozialen Medien an den Pranger gestellt oder in Klassenchats Memes (Bilder mit Sprüchen) von Hitler verbreitet. In ihrem Buch beschreibt sie exemplarische, anonymisierte Vorfälle aus ihrer Schule.
Lese-Tipp: Mann beichtet: Darum verschicke ich Dick Pics an Frauen
Darunter ist der Fall einer 14-Jährigen, die heimlich von ihrem Freund während eines Videocalls bei erotischen Handlungen gefilmt wird. Am nächsten Tag veröffentlicht er das Video im Internet. In einem anderen Beispiel berichtet die Autorin von einer Zwölfjährigen, die während des Unterrichts mit einem erwachsenen Mann chattet, der ihr „perverse, pornografische Gedanken“ schreibt. Dabei sei es einer Gruppe von Mädchen um die Challenge gegangen, wer als erste ein „Dickpic“ geschickt bekomme, also ein Foto von einem Penis.
Im Video: Wenn Kinder zu Mördern werden
Bisher hätten die Maßnahmen der Medienerziehung versagt,sagt Müller: „Wir müssen den Kindern und Jugendliche eine ethische Orientierung geben auf dem Weg zur eigenen Medienmündigkeit“, betont sie. Gefragt seien dabei Eltern, Lehrer und die Politik. „Von vielen Eltern wird die Gefahr völlig ausgeblendet“, sagt sie. Keinesfalls wolle sie die Digitalisierung verteufeln, im Gegenteil: Vom niedersächsischen Wirtschaftsministerium erhielt sie 2021 die Auszeichnung als „Digitalbotschafterin“.
Eltern müssten verstehen, was ihre Kinder im Internet machten. Dabei sei es zum Beispiel wichtig, selbst mal ein Onlinespiel zu spielen, für das sich der Nachwuchs begeistert. „Für Eltern ist es klar, dass sie keine Fremden ins Kinderzimmer lassen würden. Aber in Bezug auf Online-Spiele, in denen über Chatfunktionen auch Übergriffe durch Fremde stattfinden können, ist das Gefahrenbewusstsein kaum vorhanden“, sagt Müller. Ihr sei es auch unverständlich, dass schon Zehnjährige ihr Smartphone abends mit ins Bett nehmen dürften.
Lese-Tipp: Social Media: Wie viel Fluch und Segen stecken darin?
Sie empfiehlt unter anderem Medienabende für Eltern an Schulen. An Müllers Oberschule werden dabei Videos und Textnachrichten präsentiert, die aktuell im Umlauf sind. „Jedes Mal blicken wir in schockierte Gesichter der Eltern, die uns hinterher beschämt rückmelden, dass sie um die Härte und das Ausmaß nicht gewusst hätten“, schreibt die Autorin in ihrem Buch. Zudem rät sie, an Schulen Social-Media-Sprechstunden anzubieten, in der die Schüler ihre Erfahrungen besprechen können. (mit Material von dpa/jbü)
* Wir arbeiten in diesem Beitrag mit Affiliate-Links. Wenn Sie über diese Links ein Produkt kaufen, erhalten wir vom Anbieter eine Provision. Für Sie entstehen dabei keine Mehrkosten. Wo und wann Sie ein Produkt kaufen, bleibt natürlich Ihnen überlassen.