Familienberaterin gibt Tipps
Von Hundert auf Null! Wie wir unsere Eltern beim Eintritt in die Rente unterstützen können

Knapp 40 Jahre geackert – und plötzlich im Ruhestand!
Das kann nicht nur Neu-Rentnern selbst Angst machen, sondern auch uns als Kindern. Denn jetzt stellt sich die Frage: Blühen unsere Eltern im neuen Lebensabschnitt noch mal richtig auf? Oder droht eine Identitätskrise und die soziale Isolation? Wie wir unsere Eltern unterstützen können – und was wir unbedingt vermeiden sollten.
„Viele Menschen identifizieren sich stark mit ihrer beruflichen Rolle“
Es ist irgendwie klar: Wer Jahrzehntelang gearbeitet hat, definiert sich größtenteils über seinen Beruf. Fällt der in der Rente weg, stellt sich bei vielen die Frage: Wer bin ich jetzt noch?
„Viele Menschen identifizieren sich stark mit ihrer beruflichen Rolle“, erklärt auch Paar- und Familienberaterin Ruth Marquardt im RTL-Interview. „Der Renteneintritt bedeutet oft den Verlust dieser Identität, was zu einer emotionalen Belastung führen kann.“
Hinzu kommt die Gefahr der sozialen Isolation. Während die Arbeitskollegen, mit denen man den Großteil seines Alltags verbracht hat, weiter im bisherigen Job arbeiten, ist man meist allein in den Ruhestand gegangen.
Fehlen hier ein gutes soziales Umfeld und Hobbys oder Aufgaben, wie die Betreuung der Enkelkinder, die den neuen Tagesablauf strukturieren können, fallen Neu-Rentner oft in ein Loch. Vor allem Männer tun sich hier schwer, weil sie ihren Kummer selten teilen.
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Welche Hilfsangebote gibt es für Neu-Rentner?
Wem es nicht so leicht fällt, sich selbst ein neues Hobby oder eine Aufgabe zu suchen, fühlt sich als Neu-Rentner oft alleingelassen. Selten geht der Partner oder der beste Freund zeitgleich in Rente. Gerade dann wären Hilfsangebote, die einen in den neuen Lebensabschnitt begleiten, mehr als sinnvoll. Und die gibt es, weiß Ruth Marquardt. Wenden können sich Neu-Rentner an:
Beratungsdienste, die sich auf Fragen rund um die Rente spezialisiert haben. Diese können Informationen zu Rentenansprüchen, Rentenarten und finanziellen Aspekten bieten.
Sozialberatung: Sozialdienste können bei verschiedenen sozialen und gesundheitlichen Fragen helfen und Informationen zu Unterstützungsleistungen geben.
Weiterbildung und Kurse: Viele Gemeinden und Bildungseinrichtungen bieten spezielle Kurse und Weiterbildungen für Senioren an. Das kann von Sprachkursen über kreative Aktivitäten bis hin zu digitalen Kompetenzen reichen.
Seniorenzentren und Treffpunkte: Seniorenzentren bieten oft ein breites Spektrum an Aktivitäten, kulturellen Veranstaltungen und sozialen Treffpunkten an, um soziale Kontakte zu fördern und eine sinnvolle Freizeitgestaltung zu ermöglichen.
Ehrenamtliche Tätigkeiten: Organisationen suchen häufig nach ehrenamtlichen Helfern. Das Engagement in sozialen Projekten oder gemeinnütziger Arbeit kann nicht nur einen positiven Beitrag leisten, sondern auch soziale Kontakte fördern.
Gesundheitsvorsorge und Sport: Gemeinschaftliche Sportgruppen für Senioren oder Gesundheitskurse können eine gute Möglichkeit sein, aktiv zu bleiben und die Gesundheit zu fördern.
Psychotherapie und Beratung: Psychologische Unterstützung und Beratungsdienste können bei der Bewältigung von Veränderungen, psychischen Herausforderungen oder der Suche nach neuen Lebensperspektiven helfen.
Rentnervereine und -gruppen: Es gibt Vereine und Gruppen, die sich speziell an Rentner richten. Hier können Erfahrungen ausgetauscht, gemeinsame Interessen geteilt und neue Kontakte geknüpft werden.
Finanzielle Beratung: Finanzberater können dabei helfen, die finanzielle Situation im Ruhestand zu überblicken, mögliche Anlagen zu besprechen und eine nachhaltige finanzielle Planung zu erstellen.
Digitale Angebote: Schulungen für den Umgang mit digitalen Medien können Neu-Rentnern helfen, sich in der digitalen Welt zurechtzufinden und von den Möglichkeiten des Internets zu profitieren, sei es für Online-Kommunikation, Online-Kurse oder Informationsrecherche.
Selbsthilfegruppen, die sich auf spezifische Themen wie den Übergang in den Ruhestand oder bestimmte gesundheitliche Aspekte konzentrieren, bieten eine unterstützende Gemeinschaft.
Mentorship: Viele Unternehmen schätzen die Expertise von Mitarbeitern, die in Rente gegangen sind. Sie werden als Mentoren für jüngere Kollegen angefragt, als Gründungs-Coaches oder als Vortragsredner.
Im Video: Was ihr über die Pflege eurer Eltern wissen müsst
Wie können wir unsere Eltern beim Übergang in den neuen Lebensabschnitt unterstützen?
Auch wenn wir als Kinder sehen, dass unsere Eltern älter werden: Nur weil die eigenen Eltern in den Ruhestand gehen, sind sie nicht beeinträchtigt oder zwangsläufig auf Hilfe angewiesen, gibt die Familienberaterin zu bedenken.
Besser: „Fragt nach und zeigt Interesse für die aktuelle Situation eurer Eltern: Sind sie froh über den Ruhestand? Können sie es kaum abwarten? Wünschen sie sich überhaupt Unterstützung von den Kindern?“
Anschließend lässt sich offen als Familie über die Pläne und Erwartungen bezüglich des Ruhestands sprechen. Natürlich dürfen wir auch als Kinder sagen, welche Bedenken wir haben. Kinder sollten konkret nachfragen, ob sich die Eltern Unterstützung wünschen. Kontraproduktiv sei laut Marquardt aber, so zu tun, als wären die Eltern jetzt alt und hilfsbedürftig.
Im Gegenteil: Vielleicht sind eure Eltern gerade jetzt eine Hilfe für euch: Können sie euch bei der Betreuung der Enkel unterstützen? Oder sind sie eher abenteuerlustig und gehen erst einmal auf Reisen?
Erkundigt euch nach den Interessen und Hobbys der Eltern. Gemeinsame Aktivitäten oder das Entdecken neuer Hobbys können den Übergang erleichtern und zu einem gemeinsamen Interessenaustausch führen.
Bietet Unterstützung an, beispielsweise wenn sich ein Elternteil in Vereinen oder Gruppen engagieren möchte oder Hilfe bei Online-Angeboten braucht.
Wünschen sich die Eltern regelmäßige Treffen? Dann plant gemeinsame Mahlzeiten oder Aktivitäten. Dies stärkt die familiäre Bindung und gibt euren Eltern das Gefühl der Unterstützung und Zugehörigkeit.
Besprecht mit euren Eltern – falls gewünscht oder notwendig – medizinische Absicherungen und andere wichtige Angelegenheiten.
Falls notwendig, könnt ihr eure Eltern zudem bei finanziellen Angelegenheiten unterstützen, sei es bei der Budgetplanung oder bei der Konsultation eines Finanzberaters.
Bei aller Motivation, Mama und Papa zu helfen: Respektiert die Entscheidungen eurer Eltern! „Der Ruhestand ist ein persönlicher Lebensabschnitt, und es ist wichtig, dass eure Eltern die Kontrolle über ihre eigenen Entscheidungen behalten“, rät Marquardt.
Bietet aber gerne emotionale Unterstützung an, insbesondere wenn eure Eltern den Übergang als herausfordernd empfinden. Seid aufmerksam und einfühlsam, hört mehr zu als zu sprechen und zeigt Liebe und Verständnis.
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