Familie bot knapp 47.000 Euro für Infos
Wo ist die Leiche meiner Mutter? Besuch beim Mörder soll Gewissheit bringen
Küsschen rechts, Küsschen links für den Mörder ihrer Mutter!
Die Begegnung ist emotional und doch herzlich, nach über 50 Jahren steht Dianne McKay wieder dem Mörder ihrer Mutter gegenüber. Sie hat den ganzen Weg nach Trinidad auf sich genommen, um endlich Gewissheit zu bekommen: Wo ist die Leiche von Muriel McKay begraben?
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Über 6.000 Kilometer Flug für eine Antwort
„Ich bin den ganzen Weg hierhergekommen, um dich zu sehen“, sagt die 84-jährige Dianne zu ihrem Gegenüber, als seien sie alte Bekannte. Auch ihr Sohn Mark Dyer springt dem Mann freudig entgegen, schüttelt kräftig seine Hand. „Ich freue mich so sehr Sie kennenzulernen“, entgegnet er Nizamodeen „Nizam“ Hosein.
Die herzliche Begrüßung täuscht jedoch nicht über den eigentlichen Grund der Reise hinweg. „Wir sind nicht nur gekommen, um Hallo zu sagen“, stellt die 84-Jährige klar. Sie will endlich mit der Entführung und Ermordung ihrer Mutter Muriel abschließen.
Nicht nur den weiten Weg nach Trinidad nimmt die Familie dafür auf sich. Zuvor hatten sie dem verurteilten Mörder auch Geld geboten, um Muriel mit seiner Hilfe zu finden.
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Fall Muriel McKay: Täter entführte die falsche Frau

Die 84-Jährige hatte Hosein zuletzt 1970 in London gesehen, als sie in seinem Prozess gegen ihn aussagte. Gemeinsam mit seinem älteren Bruder entführte der damals 22-Jährige ihre Mutter aus ihrem Haus in London und hielt sie auf einer heruntergekommenen Farm in Hertfodshire fest. Für Muriels Freilassung wollten sie ein Lösegeld von einer Million Pfund erpressen.
Bei der Entführung läuft jedoch alles schlief, was nur schieflaufen kann. Denn die Brüder entführten die falsche Frau! Eigentlich hatten sie es auf die Frau des Zeitungsmoguls Rupert Murdoch abgesehen. Doch sie verwechselten das Paar mit Murdochs Stellvertreter Alick McKay und entführen dessen Frau Muriel.
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Und auch das Lösegeld konnten die beiden Männer nicht kassieren. Muriel stirbt in der Gewalt ihrer Entführer – noch bevor es zu einer Übergabe kommt. Die beiden Täter verscharren ihre Leiche auf der Farm in Hertfortshire, ihre Überreste werden später nicht gefunden. Bisher! Denn wenn es nach Dianne und Mark geht, soll sich das jetzt ändern.
Nizam Hosein: „Ich brauche kein Foto, um mich daran zu erinnern“

„Wir möchten, dass du uns genau zeigst, wo du meine Mutter hingebracht hast“, sagt Dianne zu dem verurteilten Mörder. Um dessen Erinnerungen auf die Sprünge zu helfen, hat Mark mehrere Fotos der Farm mitgebracht, außerdem ein großes Foto von seiner Großmutter.
„Ich brauche kein Foto, um mich daran zu erinnern“, erklärt Hosein. Der 75-Jährige wisse noch genau, wo die Stelle sei. Zuvor hatte er bereits angeboten, nach England zu kommen, um den McKays vor Ort die Stelle zu zeigen. Doch Hosein darf nicht nach England einreisen. Nach seiner Gefängnisstrafe wurde der Trinidader in sein Heimatland abgeschoben.
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Der 75-Jährige zeigt auf ein Foto: „Zwei Meter von der Hecke entfernt, dort liegt die Leiche.“ Hosein meint, er habe damals Muriels Leiche durch ein Tor getragen, hinter einer Scheune wäre er dann abgebogen und auf die Hecke zu gelaufen. Dort sei die Leiche begraben.
Polizei zweifelt an Aussagen des Täters
Ob die Familie aber nun an dieser Stelle suchen darf, hängt vor allem von der Polizei ab. Denn grundsätzlich abgelehnt habe der derzeitige Besitzer der Farm die Grabungen auf seinem Land nicht. Er habe Mitgefühl mit der Familie, werde aber nur den Wünschen der Polizei nachkommen.
Anders als Dianne und Mark seien die britischen Ermittler von Scotland Yard nicht davon überzeugt, dass Hosein genug gesagt hat. Bereits vor zwei Jahren hatten Einsatzkräfte fünf Tage lang ein Grundstück untersucht – ohne etwas zu finden.
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Die McKays bestehen darauf, dass an der falschen Stelle gesucht wurde. Dank Hosein wüssten sie nun die genaue Stelle, an der Muriel liegt. Über das emotionale Treffen in Trinidad sagt Dianne später: „Ich denke, man muss Nizam als den jungen Mann sehen, der das Verbrechen begangen hat, und nicht als diesen komischen alten Kerl.“ Nur durch diese Unterscheidung können sie dem Mörder ihrer Mutter begegnen. (okr)