Von pinken Särgen und Motto-Trauerfeiern

Bestatterin: Darum liebt sie die Arbeit mit dem Tod!

Särge, Leichen und trauernde Menschen – für Steffi Steinmeier gehört das zu einem normalen Arbeitstag!
Im Alter von nur 15 Jahren steht für sie fest: Sie möchte Bestatterin werden. Ihre Großmutter ist damals nicht begeistert. „Kind, du bringst uns den Tod mit ins Haus“, sagt sie. Aber ihr Berufswunsch steht fest.
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Ein vielfältiger Job, aber nichts für jedermann

Steffi Steinmeier entdeckt ihre ungewöhnliche Berufung in einem Praktikum bei einem Bestatter. Da hat sie auch das erste Mal Kontakt zu einem Toten. „Es war, als würde man eine ganz kalte Hand anfassen“, sagt sie, „wie im Winter“. Trotzdem habe sie danach gut schlafen können. „Es war okay“, fügt sie hinzu. Heute arbeitet die 33-Jährige im Bestattungsinstitut in Barnstorf (Landkreis Diepholz).

Die meisten Menschen sind Profis darin, ihr Leben lang zu verdrängen, was wir eigentlich alle wissen: Irgendwann ist die Reise des Lebens vorbei. Wieso entscheidet sich also ein 15-jähriges Mädchen dazu, jeden Tag mit Leichen, todtraurigen Angehörigen und Abschieden zu arbeiten?

Sie suchte die Abwechslung

„Ich wollte nie etwas haben, wo ich nur im Büro sitze oder wo ich nur draußen bin“, erklärt Steffi. „Dass man auch mal allein arbeiten kann, aber auch im Team“ war ihr dabei wichtig. Diese Abwechslung hat sie im Job als Bestatterin gefunden: Sie spricht mit den Angehörigen darüber, wie sie sich die Beerdigung vorstellen, wäscht die Verstorbenen und bereitet sie auf die Beisetzung vor, übermittelt aber beispielsweise auch die Traueranzeigen an Zeitungen.

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Jede Beerdigung ist anders

Dass die 33-Jährige ihren Job liebt, merkt man ihr an. Am meisten Spaß mache ihr das Dekorieren bei der Vorbereitung für die Trauerfeiern und die Gespräche mit den Angehörigen. „Das kann traurig sein, das kann aber auch mal sympathisch und lustig werden. Es gibt auch Beratungsgespräche, wo man einfach mal miteinander lacht, weil die Angehörigen sich an schöne Dinge erinnern“, sagt Steffi Steinmeier. Etwa acht Stunden brauchen sie und ihre Kollegen, um einen Todesfall abzuwickeln. Davon verbringe sie nur eine mit dem Toten selbst.

Im Grunde genommen habe der Job auch Ähnlichkeit zum Eventmanagement, denn jede Beerdigung sei einzigartig. So gibt es zum Beispiel auch Mottobeerdigungen: Je nach Persönlichkeit des Verstorbenen passt Steffi Steinmeier die Deko an: Reiterhelme und Strohballen für die leidenschaftliche Reiterin, Kornblumen für den passionierten Landwirt. Die wohl außergewöhnlichste Trauerfeier erlebte die Familienmutter aber bereits während ihrer Ausbildung.

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Von pinken Särgen und Cocktail-Kleidern bei der Trauerfeier

Einmal habe sich jemand noch zu Lebzeiten einen pinken Sarg gewünscht und dass alle in festlichen Kleidern kommen, erzählt sie. „Tatsächlich sind die Frauen in Abendgarderobe gekommen, im Cocktail-Kleid. So, wie man eigentlich zu einer Hochzeit gehen würde. Das war ziemlich cool, weil es einfach anders war.“

Rund 120 Beerdigungen im Jahr betreut das Bestattungsinstitut – also etwa ein Toter alle drei Tage. „Bei gewissen Dingen muss man überlegen, wie man rangeht“, sagt die Bestattungsmeisterin. Bei Kindestod oder Selbstmord zum Beispiel. Da frage man sich schon, warum jemand das überhaupt tue. Solche Fälle seien für sie aber eher ein Ansporn, noch mehr Herzblut in ihren Job zu stecken. „Damit versuche ich einfach klarzukommen. Es ist noch nie so gewesen, dass ich sage, ich kann da nicht mehr schlafen.“

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