Trauer nach Amoklauf in Heidelberg
Studenten stellen Kerzen für die Opfer auf – Motiv für Bluttat liegt im Dunkeln
Der Amoklauf an der Heidelberger Universität hat die baden-württembergische Stadt in eine Schockstarre versetzt. Auch am Tag danach herrscht Fassungslosigkeit über die Bluttat, bei der ein 18-jähriger Biologiestudent eine Kommilitonin (23) erschoss und später offenbar sich selbst tötete. Als Zeichen ihres Mitgefühls legten Studenten am Dienstagmorgen vor der Uni Blumen nieder und stellten Kerzen auf.
Stilles Gedenken für Amoklauf-Opfer von Heidelberg
Die Gedenkstätte befindet sich in Sichtweite des Hörsaals, in dem der Angreifer am Montag auf die Studenten schoss, berichtet RTL-Reporter Sven Marcinkowski. Rund 50 Menschen kamen seit dem frühen Morgen zum stillen Gedenken – größtenteils Studenten der Ruprecht-Karls-Universität. Es herrschten Trauer und Entsetzen, viele Menschen weinten.
Spezialkräfte haben am Morgen den Hörsaal noch einmal untersucht, um mehr über den Tatablauf zu erfahren. Der Uni-Betrieb geht trotz des Verbrechens weiter, Studenten laufen auf dem Weg zur Vorlesung durch den angrenzenden Park. "Es sind auch Seelsorger der Polizei vor Ort", berichtet der RTL-Reporter.
Student schoss in Hörsaal der Universität Heidelberg um sich
Das Motiv des Attentäters ist noch immer unklar. Die Ermittler würden dazu auch mit den Angehörigen des 18-Jährigen sprechen, erklärte die Polizei am Dienstag. "Wir werden sein Umfeld jetzt durchleuchten in den nächsten Tagen, mit Hochdruck", hatte der Mannheimer Polizeipräsident Siegfried Kollmar bereits am Montag angekündigt.
Nach bisherigen Erkenntnissen vermuten die Ermittler, dass der aus Berlin stammende Student, der in Mannheim wohnte, im Hörsaal des Zentrums für biologische Grundlagenforschung mehrmals schoss und sich dann vor dem Gebäude selbst tötete. Im Hörsaal waren zum Zeitpunkt des Attentats rund 30 Studenten. Die 23-jährige Studentin starb am Montagnachmittag an den Folgen eines Kopfschusses. Zwei 19 bzw. 20 Jahre alte Frauen sowie ein 20-jähriger Mann wurden durch die Schüsse leicht verletzt.
War verschmähte Liebe Auslöser für Bluttat von Heidelberg?
Ein mögliches Motiv für die Tat ist Rache. Der 18-Jährige hatte laut Polizei unmittelbar vorher eine Whatsapp-Nachricht an seinen Vater geschickt. Darin schrieb er laut Kollmar, "dass Leute jetzt bestraft werden müssen". Einen politischen oder religiösen Hintergrund schließt die Polizei aus.
Es gibt allerdings Spekulationen, eine verschmähte Liebe könne der Auslöser gewesen sein. "Dafür spräche: Als er um halb eins das Feuer eröffnet hat, hat er es auch relativ schnell wieder beendet", berichtet Sven Marcinkowski. "Die Polizei hat bei ihm mehrere hundert Schuss Munition gefunden. Das heißt, er hätte auch noch weiterschießen können, er hat das aber nicht gemacht. Das ist jetzt Gegenstand der Ermittlungen." Die Waffen, die er für die Tat benutzte, soll der Student vor wenigen Tagen im Ausland gekauft haben.
Er wurde als Amokläufer von Heidelberg verleumdet: Fake-News-Opfer Tobias Ludloff im RTL-Interview
Hilfe bei Suizidgedanken
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