Stadtbild-Debatte erreicht HannoverOberbürgermeister Onay stellt sich gegen Merz: „Sehr falscher Ansatz!”
„Das wird den Problemen (...) nicht gerecht!”
Die von Bundeskanzler Friedrich Merz angestoßene Stadtbild-Debatte sorgt weiter für hitzige Diskussionen – auch in Norddeutschland. Besonders deutlich äußert sich Hannovers Oberbürgermeister Belit Onay (Bündnis 90/Die Grünen) im RTL Nord-Talk: Es gäbe zwar immense gesellschaftliche Probleme in Städten wie Hannover, aber Abschiebungen würden diese nicht lösen − ganz im Gegenteil!
Onay: „Das ist nicht real”
„Was die Gemüter so erhitzt hat und zu Recht, wie ich finde, auch für Protest gesorgt hat, ist, dass er [Friedrich Merz; Anm. d. Red.] das in Verbindung bringt mit einem sichtbaren Migrationshintergrund und eben auch mit Abschiebungen, die keine Rolle spielen bei der Problemlösung”, sagt Hannovers Oberbürgermeister Belit Onay (Bündnis 90/Die Grünen) im RTL Nord-Talk mit Moderator Alexander Gurgel.
Der 44-jährige Onay kritisiert die Zuspitzungen des Bundeskanzlers: „Dieses Bild, was er erweckt, dass man nur genug abschieben muss und dann gibt es wieder eine heile Welt − das ist nicht real und das wird den Problemen und den Problemlagen, vor allem der Differenziertheit, nicht gerecht”.
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„Das soll nicht sein!”
Onay erkennt jedoch ebenfalls „immense Herausforderungen im Stadtbild”. So verzeichnet Hannover eine der höchsten Kriminalitätsraten unter den deutschen Großstädten und liegt im bundesweiten Ranking auf Platz vier. „Wir diskutieren das auf städtischer Ebene seit Jahren schon, wie wir mit Drogen, Obdachlosen, Problematiken, Kriminalität und eben auch das Zusammenspiel im öffentlichen Raum umgehen”, so Onay. Viele Menschen gäben aktuell die Rückmeldung, „dass sie natürlich auch Angst verspüren, dass sie ein Unwohlsein verspüren in einer Innenstadt wie Hannover. Und das soll nicht sein!”
Onay mit deutlichem Appell an Bundesregierung
Die Lösung von Friedrich Merz, mehr Menschen mit Migrationshintergrund abzuschieben, um das Stadtbild-Problem zu lösen, sei jedoch keine Hilfe. Merz verstopfe diese Debatte vielmehr „durch diesen sehr falschen Ansatz”. Schließlich habe auch Onay selbst einen Migrationshintergrund: „Dann bin ich ja Teil des Stadtbildes, so wie viele andere 1.000 Menschen auch in meiner Stadt, in Hannover, aber auch in vielen anderen Großstädten. Also Migration und Migrationshintergrund ist die Normalität, ist die Realität in unseren Städten”.
Das Thema Abschiebungen spiele aus Onays Sicht daher in keinem Fall eine wichtige Rolle. Sein Appell an die Bundesregierung: „Lassen Sie uns darüber reden. Es gibt Handlungsbedarf und vor allem brauchen wir auch Unterstützung und Ressourcen”.
