Diese Hilfen gibt esNoch immer! Alleinerziehende besonders von Armut betroffen!

von Esther Kusch

A wie Alleinerziehend, A wie Arm!
Alleinerziehend zu sein, ist immer noch das größte Risiko, in die Armut zu rutschen. So bitter das ist: Daran hat sich seit Jahren nichts geändert. Aber was muss sich ändern – und welche Hilfen bekomme ich, wenn ich alleinerziehend bin?

Ein Großteil der Alleinerziehenden arbeitet

41 Prozent der Alleinerziehenden gelten als armutsgefährdet, 37,2 Prozent beziehen Bürgergeld, zeigt jetzt eine Bertelsmann-Studie. Knapp die Hälfte aller Kinder, die in einer Familie mit Bürgergeldbezug aufwachsen, leben mit nur einem Elternteil zusammen. Und: Alleinerziehende Mütter sind häufiger von Armut betroffen als Väter. Wer jetzt glaubt, das liege daran, dass Alleinerziehende nicht arbeiten, liegt falsch: 71 Prozent der alleinerziehenden Mütter und 87 Prozent der alleinerziehenden Väter gehen einer Arbeit nach.

Unterhaltsvorschuss – das müsst ihr dazu wissen

Ein großes Problem aber: Nur etwa die Hälfte der Alleinerziehenden erhält regelmäßigen und vollständigen Unterhalt vom Ex-Partner für die Kinder. Die Studie kommt daher zu dem Schluss: Der Unterhaltsvorschuss ist eine für Alleinerziehende zentrale Leistung, um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Ihn beziehen ein Drittel aller Kinder in alleinerziehenden Familien.

Die Höhe des Unterhaltsvorschusses beträgt:

  • für Kinder bis zu 5 Jahren: 230 Euro monatlich

  • für Kinder von 6 Jahren bis 11 Jahren: 301 Euro monatlich

  • für Kinder von 12 Jahren bis 17 Jahren: 395 Euro monatlich

Die Beiträge werden gemindert, wenn der andere Elternteil Unterhalt zahlt oder das Kind eine Halbwaisenrente bekommt. Den Unterhaltsvorschuss könnt ihr übrigens auch bekommen, wenn der Vater des Kindes nicht bekannt ist, heißt es auf der Seite des Familienministeriums. Die Jugendämter beraten euch zu diesem Thema. Hier findet ihr die entsprechenden Adressen für eure Stadt.

Welche Hilfen gibt es sonst noch für Alleinerziehende?

Grundsätzlich haben natürlich Alleinerziehende Anspruch auf alle Leistungen für Familien, die auch Paar-Familien bekommen. Dazu gehören Kindergeld, Elterngeld, bei Familien mit geringen Einkommen auch der Kinderzuschlag zusätzlich zum Kindergeld. Alleinerziehende haben außerdem noch Anspruch auf einen zusätzlichen Steuerfreibetrag, den Entlastungsbetrag für Alleinerziehende. Dieser wird in Steuerklasse 2 gewährt.

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„Trotz einzelner sinnvoller Maßnahmen, wie Reformen des Unterhaltsvorschusses und des Kinderzuschlags, ist es noch immer nicht gelungen, die belastende Situation für viele Alleinerziehende entscheidend zu verbessern“, sagt Antje Funcke, Expertin für Familienpolitik bei der Bertelsmann Stiftung.

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Es steht und fällt mit guter Kinderbetreuung

Aber wie lässt sich die Situation grundsätzlich von Alleinerziehenden verbessern? Dazu fordert der Verband der Alleinerziehenden bessere Rahmenbedingungen, um Beruf und Familie unter einen Hut zu bekommen: „Dazu gehören vor allem familienfreundliche Arbeitsbedingungen im Betrieb und flächendeckend verfügbare, qualitativ gute und verlässliche Kinderbetreuungsangebote – auch zu Randzeiten.“

Außerdem bräuchten Alleinerziehende mit kleinen Einkommen Unterstützung durch unbürokratische staatliche Leistungen. „Ihnen würde eine wirklich armutsfeste Kindergrundsicherung helfen, die bei Kindern von Alleinerziehenden voll ankommt. Auch die versprochene Steuergutschrift könnte als Negativsteuer Alleinerziehende mit kleinen und mittleren Einkommen unterstützen.“, so Julia Preidel, Referentin beim Verband alleinerziehender Mütter und Väter Bundesverband e.V. im RTL-Interview.

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Zu einem ähnlichen Schluss kommt auch die Bertelsmann-Stiftung in ihrer Studie. Zudem sollte die Politik „Anreize für Väter erhöhen, mehr Verantwortung für ihre Kinder und Care-Arbeit zu übernehmen – und das nicht erst nach einer Trennung“, heißt es in der Mitteilung. Der aktuelle Gesetzentwurf zur Kindergrundsicherung sei zwar ein wichtiger Schritt für eine wirksamere finanzielle Unterstützung und werde vor allem die Situation von Alleinerziehenden im Bürgergeldbezug verbessern. Aber: „In der jetzigen Form wird die Kindergrundsicherung bei Weitem nicht reichen, um alleinerziehende Familien aus der Armutsfalle zu befreien. Vielmehr sind erneut Verschlechterungen für Alleinerziehende zu befürchten.“