Polizist erschießt jungen Mann in Oldenburg„Für mich war das Mord“ – Freund von Lorenz (21) kann nicht fassen, was an Ostersonntag geschah

Omar war nach eigenen Angaben 10 Jahre mit Lorenz befreundet.
Omar Askar war nach eigenen Angaben zehn Jahre mit Lorenz befreundet.
RTL Nord
von Sarina Sprengelmeyer und Nele Hasselbusch

„Uns wurde ein Bruder genommen.”
Einige Freunde von Lorenz glauben an Rassismus, sein eigener Vater nicht. Aber sie alle vereint der Schmerz: Der 21-Jährige wurde von einem Polizisten getötet – mit vier Schüssen.

„Er war ein Herzensmensch”

Die Kerzen brennen noch immer. Blumen liegen in dichten Reihen auf der Achternstraße in Oldenburg. Und mitten in der Menschenmenge steht Omar Askar. Seit Ostersonntag (20. April) kommt er jeden Tag hierher – an den Ort, an dem sein guter Freund Lorenz starb. Noch am Samstag haben sie miteinander gesprochen, erzählt der 21-Jährige im Gespräch mit RTL – ein Treffen für diese Woche war geplant.

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„Ich freue mich zu sehen, dass selbst fremde Menschen Blumen hinlegen und einfach mal fünf Minuten stehen bleiben.” Lorenz sei ein Herzensmensch gewesen, „immer hilfsbereit, bekannt in Oldenburg – einfach ein guter Mensch. Uns wurde ein Bruder genommen.”

Viele Freunde und Angehörige von Lorenz treffen sich am Unglücksort in der Achternstraße.
Viele Freunde und Angehörige von Lorenz treffen sich am Unglücksort in der Achternstraße.
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Omar hat klare Worte für das, was in jener Nacht passiert ist: „Ein Pfefferspray ist kein Grund, von hinten niedergeschossen zu werden, für einen Schuss in den Kopf. Für mich war das Mord.” Er frage sich, warum der Polizist nicht anders gehandelt hat – geschult im Einsatz, trainiert in Deeskalation. Er glaubt: Lorenz wurde erschossen, weil er schwarz war. „Für mich kommt das nicht plausibel rüber, warum man einem Menschen viermal in den Rücken schießt, während er wegrennt.“

Vater glaubt nicht an Rassismus

Lorenz Vater trauert an dem Ort, an dem sein 21-järhiger Sohn erschossen wurde.
Lorenz’ Vater trauert an dem Ort, an dem sein 21-jähriger Sohn erschossen wurde.
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RTL trifft am Unglücksort auch Edu Abje, den Vater des 21-Jährigen. In gebrochenem Deutsch sagt er: „Ich bin schockiert.” Er freue sich über die große Anteilnahme – und glaube im Gegensatz zu Omar nicht an ein rassistisches Motiv des Polizisten. „Hautfarbe ist egal”, betont er. Für ihn zähle nur, dass sein Sohn tot ist.

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Video-Tipp: Obduktion von Lorenz wirft Fragen auf

Ermittlungen laufen – viele Fragen offen

Was genau geschah in jener Nacht? Nach Angaben der Staatsanwaltschaft wird Lorenz vor einem Club abgewiesen. Er soll Pfefferspray gegen Passanten eingesetzt haben – später auch gegen Polizisten. Als er flüchtet, schießt ein 27-jähriger Beamter vier Mal – drei Schüsse treffen Lorenz laut Obduktionsergebnis von hinten. Einer davon in den Kopf. Ein Messer wurde bei der Tat laut Staatsanwaltschaft bislang nicht bestätigt. Der Polizist ist suspendiert, es wird wegen Totschlags ermittelt. Doch für viele Freunde und Angehörige bleibt ein anderes Wort im Raum: Mord.