Mädchen-Mörder will Gnade

„Polly verdient Gerechtigkeit” - Vater kämpft nach 30 Jahren weiter für seine tote Tochter

von Daniela Hoffmann und Johanna Kroke

Gesetzesantrag reißt alte Wunden wieder auf!
Eigentlich wollte Marc Klaas das alles längst hinter sich gelassen haben. Schon fast 30 Jahre ist es her, dass der Mörder seiner 12-jährigen Tochter vor Gericht verurteilt wird. Doch obwohl Pollys Mörder in der Todeszelle sitzt, könnte er jetzt freikommen.

Vater: „Ihr Vater zu sein, war die beste Zeit meines Lebens”

Trotz Scheidung ist das Verhältnis von Polly und ihrem Vater Marc innig.
Trotz Scheidung ist das Verhältnis von Polly und ihrem Vater Marc innig.

In seinem Haus in San Francisco erinnern noch viele Dinge an seine Tochter. Fotos und Bilder von Polly hängen an den Wänden, sogar ein paar von ihren Stofftieren hat Marc Klaas aufgehoben. Er will das Andenken bewahren, an die gemeinsamen zwölf Jahre.

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Trotz der frühen Scheidung von seiner Frau haben Klaas und seine Tochter ein enges Verhältnis. Das Mädchen wohnt bei ihrer Mutter in der kalifornischen Kleinstadt Patalluma. Ein paar Stunden vor ihrem Tod telefoniert Polly noch mit ihrem Vater. „Sie freute sich sehr darauf, dass zwei ihrer Freundinnen zu einer Pyjamaparty vorbeikommen würden“, erinnert sich Klaas im Gespräch mit RTL.

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Fremder schleicht mit Messer ins Haus

Am Abend spielen die drei Mädchen in Pollys Kinderzimmer. Als die 12-Jährige die Schlafsäcke holen will, sieht sie im Flur plötzlich einen fremden Mann. Mit einem Messer in der Hand steht er vor ihr und droht Polly und ihren beiden Freundinnen die Kehle durchzuschneiden. Dann zwingt er die Kinder, sich in einer Reihe auf den Boden zu legen, fesselt sie und stülpt ihnen Kissenbezüge über den Kopf.

Die brutale Tat schockiert die ganze Kleinstadt. Wochenlang suchen Hunderte Freiwillige mit der Polizei. Vergeblich. Zwei Monate später wird Pollys Leiche in einem Waldstück gefunden, 50 Kilometer von ihrem Zuhause entfernt. Nur durch einen Zufall wird ihr Mörder gefasst. In der Tatnacht fährt der Täter seinen Wagen in einen Straßengraben, nicht weit vom Tatort entfernt. Es gibt einen Polizeibericht mit seinem Namen: Richard Allan Davis.

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Unfall führt Polizei zum Täter

Die Ermittlungen der Polizei zeigen, Davis ist wegen Entführung vorbestraft: „Er war ein Gewalttäter, bereits als sexuell sadistischer Psychopath diagnostiziert“, sagt Marc Klaas kopfschüttelnd. Die Obduktion ergibt: Polly wurde missbraucht und dann erdrosselt. Fingerabdrücke an einem Fenster überführen Davis als Täter.

Der Prozess wird für Pollys Familie zur Zerreißprobe. Davis versucht alles, um einer harten Strafe zu entgehen. Eiskalt bezichtigt er sogar Pollys trauernden Vater des Missbrauchs. Marc verliert die Beherrschung. Er schreit Davis an, er tobt. Bis heute kann er diesen Moment nicht vergessen: „Gut, dass die Gerichtsdiener mich zurückgehalten haben. Sonst wäre ich jetzt im Gefängnis.“

Richard Allan Davis wird im Fall Polly zum Tode verurteilt.
Richard Allan Davis wird im Fall Polly zum Tode verurteilt.
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Mörder spekuliert auf Begnadigung

An den wirren Verdächtigungen ist nichts dran. Pollys Mörder wird zum Tode verurteilt. Aber eine Hinrichtung findet nie statt. Seit vielen Jahren wird sie in Kalifornien nicht mehr vollstreckt. Aktuell gibt es sogar Überlegungen, sie abzuschaffen. Einen Umstand, den Davis für sich zu nutzen versucht – er legt Beschwerde gegen sein Todesurteil ein und spekuliert sogar auf eine Begnadigung und baldige Freilassung.

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Marc Klaas ist empört, 30 Jahre nach dem Urteil kämpft er erneut für seine Tochter. „Polly verdient Gerechtigkeit“, sagt er. „Aber solange er noch lebt und sich Leute auch noch für ihn einsetzen, bekommt sie die nicht.“ Jetzt hat ein Richter entschieden. Richard Allan Davis kommt nicht frei, er bleibt im Gefängnis. Für Klaas ist es ein Gefühl von Erleichterung, er hat gewonnen.