Fassungslosigkeit in FlensburgGeschäft in Flensburg verweigert Juden Zutritt! Besitzer: „Bin nicht rassistisch”
Dieses Plakat sorgt für Fassungslosigkeit
Ein kleiner Aushang in einem Geschäft im Flensburger Stadtteil Duburg löst bundesweit Entsetzen aus. Mit ihm erteilt der Ladenbesitzer Juden Hausverbot! RTL stellt ihn zu Rede. Der 60-Jährigen sieht sich jedoch zu Unrecht kritisiert. Sein Motiv sei kein Antisemitismus. Mehrere Personen haben inzwischen Anzeige gegen den Geschäftsmann erstattet. Das Schild wurde mittlerweile abgehängt.
„Man hat schlicht und einfach Angst”
Im Schaufenster des Geschäfts für Gothic Zubehör und Technische Literatur hängt eine riesige Palästinaflagge, neben Totenkopfschädeln stehen Tassen mit der Aufschrift „Fuck the System”. An der Scheibe kleben „I hate Nazis”-Aufkleber. Bis gestern Abend hing hinter der Glasscheibe aber noch etwas anderes: Ein Zettel im DIN-A4-Format mit der Aufschrift „Juden haben hier Hausverbot!” Darunter steht in kleineren Buchstaben geschrieben: „Nichts persönliches, auch kein Antisemitismus, kann euch nur nicht ausstehen.”
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Vor allem die jüdische Gemeinde in Flensburg ist von dieser Aktion geschockt: „Das trifft uns tief ins Herz”, sagt Gershom Jessen. Die Stimmung in der Gesellschaft allgemein sei sowieso schon angespannt. „Da gehört nicht mehr viel dazu, bevor das irgendwie außer Kontrolle gerät. Man ist auf einem sehr hohen Stresslevel in der jüdischen Welt und man hat schlicht und einfach Angst.”
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Inhaber begründet Aktion mit israelischen Angriffen auf Gaza
Der Inhaber des Ladens, Hans Velten Reisch, gibt offen zu, dass er das Schild aufgehängt hat. Hinter der Aktion stünde aber kein Judenhass, sondern eine Kritik am Angriff Israels im Gaza-Streifen. „Die meisten Juden sind ja für den Krieg”, begründet der 60-Jährige das Hausverbot. Mit diesen Leuten wolle er keine Geschäfte machen. „Ich bin nicht rassistisch, kein Antisemitismus. Kommt ein Jude rein und würde sich distanzieren, kein Problem. Der kriegt einen Kaffee”, sagt er im Gespräch mit RTL. „Das ist mein Laden und ich darf bestimmen, wer reinkommt.”

Auf Aufforderung der Polizei nimmt er den Zettel am Mittwochabend ab. Reue lässt sich danach aber schwer erkennen: „Wieso soll ich mich entschuldigen?”, fragt Reisch. „Ich hasse nicht alle Juden, mich nervt nur diese Einstellung.” Mit Konsequenzen habe er gerechnet, aber bei ihm sei die „Kante einfach voll” gewesen.
Politik zeigt sich entsetzt und verurteilt das Hausverbot
Das Plakat schlägt nicht nur hohe Wellen in der Flensburger Bevölkerung, die Aktion erreicht auch die Politik. Oberbürgermeister Fabian Geyer spricht vom „blanken Entsetzen.” Ihn persönlich habe die Aktion tief betroffen gemacht. „Das ist eine Wortwahl, die wir aus den finstersten Stunden Deutschlands kennen”. So etwas habe er noch nicht erlebt und dafür stehe die vielfältige, bunte Stadt Flensburg nicht. „Das darf auf keinen Fall toleriert werden und wird aufs Tiefste verurteilt.”
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Mittlerweile sind sechs Anzeigen gegen Ladenbesitzer Hans Velten Reisch eingegangen. Auch Polizei und Staatsanwaltschaft ermitteln nun. „Die Staatsanwaltschaft Flensburg ist jetzt mit der Einordnung des Deliktes beschäftigt”, sagt Philipp Renoncourt von der Polizei Flensburg. Dann müsse entschieden werden, ob und welche Konsequenzen auf den Inhaber zukommen.
Verwendete Quellen: eigene RTL-Recherchen