„Durch mein Handeln habe ich unvorstellbares Leid verursacht”Feuermörder von Solingen tötet Familie – Gericht verurteilt Daniel S. zu Höchststrafe
Er raubte den Eltern und ihren Kindern das Leben.
Bei einem Feuer im März 2024 verliert eine bulgarisch-türkische Familie das Leben, weitere Anwohner des Hauses in Solingen werden teils schwer verletzt. Dafür verantwortlich ist der 40-jährige Daniel S. – der am Mittwoch (30. Juli) zur Höchststrafe verurteilt wird.
Lebenslange Haftstrafe für Daniel S.
Für den vierfachen Feuermord von Solingen ist der Angeklagte schuldig gesprochen und zur Höchststrafe verurteilt worden. Das Wuppertaler Landgericht verhängte lebenslange Haft mit anschließender Sicherungsverwahrung gegen den Solinger. Zudem stellte es die besondere Schwere der Schuld fest. Den Überlebenden und Hinterbliebenen sprach das Gericht zwischen 2.000 und 20.000 Euro zu.
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Der Staatsanwalt beantragte bereits am Montag die Höchststrafe für den Solinger. Mehrere Nebenkläger schlossen sich dem an. Der drogenabhängige, arbeitslose Deutsche hatte den vierfachen Mord, weitere Brandstiftungen in Wohnhäusern und eine Macheten-Attacke auf einen langjährigen Freund gestanden.
In seinem Schlusswort sagte Daniel S.: „Durch mein Handeln habe ich unvorstellbares Leid verursacht. Ich bin dafür verantwortlich, dass Angehörige ihre Liebsten verloren haben. Ich kann die Zeit leider nicht zurückdrehen, sondern nur sagen, dass es mir aufrichtig leidtut.“
Im Gespräch mit RTL erzählt Jan-Robert Hildebrandt vor der Urteilsverkündung, dass es den Hinterbliebenen der toten Familie „enorm schlecht“ gehe. Der Prozess sei „unfassbar belastend“ und würde „alte Wunden wieder“ aufreißen.
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Hinterbliebene sehen rassistisches Motiv, Staatsanwaltschaft widerspricht
Vor allem die Zweifel am behaupteten Motiv des 40-Jährigen nahmen im Prozessverlauf zu. Nebenklage-Vertreterin Seda Başay-Yıldız brachte in den vergangenen Monaten durch eigene Recherchen einiges ans Licht, das auf eine rechte Gesinnung des Angeklagten deutete: einschlägige Suchen bei YouTube und Google, ein Zettel mit einem rassistischen Gedicht in einer vom Angeklagten genutzten Garage, ein rassistischer Chat mit seiner Freundin und 166 rechtsextreme Dateien auf einer Festplatte, von denen nicht klar ist, wem sie zuzurechnen sind.
In einer leerstehenden Wohnung des Hauses, in dem der Angeklagte wohnte, wurde Literatur über NS-Größen gefunden. Für die Staatsanwaltschaft sind das „Spekulationen ohne echten Beweiswert”, schließlich seien in der Garage etwa auch Materialien der eher links zu verortenden Satirepartei „Die Partei” entdeckt worden.
Bei den Hinterbliebenen sorgt diese Einordnung für Unverständnis und Wut, wie Hildebrandt RTL erzählt. Für ein „gerechtes Urteil” müsse der Rassismus als „Teilmotiv” anerkannt werden.

Bei dem tödlichen Feuer am 25. März 2024 starb in Solingen eine bulgarische Familie im Dachgeschoss – die 28 und 29 Jahre alten Eltern und ihre beiden Töchter im Alter von drei Jahren sowie wenigen Monaten. Mehrere Menschen wurden bei verzweifelten Sprüngen aus dem brennenden Haus schwer verletzt. Der Angeklagte wohnte selbst früher im Hinterhaus des Brandhauses. Nach einem Streit mit seiner Vermieterin musste er ausziehen.
Ermittler fanden Brandutensilien bei Daniel S.
Aufnahmen aus Überwachungskameras brachten die Ermittler auf die Spur des 40-Jährigen: Sie hatten den früheren Mieter in der Brandnacht gleich mehrmals in der Nähe des Hauses mit Rucksack aufgezeichnet – als einzigen in der fraglichen Zeit.
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Im Keller des Arbeitslosen fanden die Ermittler dann ein Arsenal aus Brandbeschleunigern und Utensilien für Zünder. Die Anklage legt Daniel S. auch noch zwei ältere Brandstiftungen zur Last – im November 2022 und im Februar 2024. In beiden Fällen hielten sich zur jeweiligen Tatzeit Menschen in den Wohnhäusern auf.
Weitere Ermittlungen gegen Daniel S.
Während des Prozesses geriet Daniel S. sogar noch für zwei weitere Brandstiftungen in Verdacht, die nicht Teil der Anklage sind. So soll er nach einem Streit mit einem marokkanischen Nachbarn im Wohnhaus seiner Freundin in Wuppertal Feuer gelegt haben, kurz nachdem diese ausgezogen war. Auch das Auto einer Ex-Freundin wurde Ziel eines Brandanschlags.
Die Ermittlungen zum Feuer im Wuppertaler Wohnhaus wurden mit der vermeintlichen Brandursache „technischer Defekt” schnell eingestellt, obwohl an zwei Stellen im Haus gleichzeitig Feuer ausgebrochen war. Inzwischen geht ein Gutachter von einem Brandanschlag aus. Gegen Daniel S. wird deswegen inzwischen gesondert ermittelt. (mit dpa)