Apotheker schlägt Alarm

„Medikamenten-Tetris“ – steht uns ein neuer Medikamenten-Notstand bevor?

von Torsten Misler

Sie helfen gegen Fieber, Asthma, Bluthochdruck oder auch bei Krebs.
Obwohl die Arzneimittel bei unterschiedlichen Krankheiten helfen, haben sie eines gemeinsam: Laut unserer Recherche sind viele dieser besagten Präparate in den vergangenen Wochen oder Monaten teilweise nur knapp oder gar nicht erhältlich gewesen. Woran liegt das? Haben wir es schon wieder mit Medikamentenmangel zu tun?

Lieferengpässe bei Arzneimitteln: Situation an sich entspannt, aber Produktion in Asien weiter problematisch

„Nicht lieferbar”, „nur teilweise lieferbar” – solche und ähnliche Meldungen dürften einige Apotheker aktuell regelmäßig erhalten, wenn sie auf ihren PCs die Lagerbestände checken. „Mehr als 500 Tabletten, Pulver oder Säfte, sind schwer oder gar nicht zu beschaffen. Das verunsichert viele”, sagt etwa Apotheker Stefan Torke aus Freital in Sachsen.

Seit Jahren gibt es immer wieder Probleme und Lieferengpässe: 2022 waren es 960, ein Jahr später dann schon 1.426 Meldungen mit Negativrekord. Inzwischen hat sich die allgemeine Lage zwar wieder etwas entspannt, aber Schwierigkeiten gibt es nach wie vor. Insgesamt sei die Lage über Jahre hinweg schlechter geworden, statt besser.

Lese-Tipp: Schnelle Hilfe bei Krankheit und Unfällen! Diese Arzneimittel gehören in die Hausapotheke

Der Grund: Die Pharmaindustrie und Pharmaindustrie ist Deutschland und auch Europa abtrünnig geworden, viele Arzneimittel – darunter auch Antibiotika – werden in Indien, China und Co. hergestellt. Denn dort ist es günstiger. Und so einfach zurückholen lassen sich bestimmte Unternehmen nicht, da zum Beispiel neue Produktionsstätten geschaffen werden müssten. Wir sind also abhängig vom asiatischen Medikamenten-Markt und dessen Lieferketten.

Video-Tipp: Bei Antibiotika und Co. – warum wir abhängig von China sind

Anzeige:
Empfehlungen unserer Partner

Wieso ein Apotheker bei Medikamenten-Mangel auf KI setzt

Lösen lasse sich das Ganze eigentlich nur, wenn die Krankenkassen und der Staat mit bestimmten Förderungsmaßnahmen helfen würden. Doch auch dabei handelt es sich nicht um eine Ideallösung. Apotheker Stefan Torke wünscht sich, dass die neue Bundesregierung das Thema noch einmal angeht.

Er selbst habe in all den Jahren vor allem gelernt, zu improvisieren. „Wird die Lage kritisch, stelle ich Medikamente in meinem Labor her”, erklärt Torke.

Und er setze dabei auf Künstliche Intelligenz. Denn diese kann ausgewählte Medikamente genauestens unter die Lupe nehmen und Alternativen, mit ähnlichen Inhaltsstoffen, Packungsgrößen, Preisen oder Herstellern herausfinden. Ein echtes „Medikamenten-Tetris”, wie der Apotheker aus Sachsen findet. Doch eine andere Lösung bleibe ihm oft nicht. „Für den Apotheker ist das die letzte Chance, seinen Patienten zu helfen. Es muss sich grundlegend etwas ändern.” (vdü)

Lese-Tipp: Abgelaufen! Wie lange kann ich Schmerzmittel und Co. noch einnehmen?