Svitlana Surai (32) starb beim Zugunglück von Garmisch-Partenkirchen
Mitbewohnerin über getötete Ukrainerin: "Sie wollte nach dem Krieg zurück in ihre Heimat"

Vier Frauen und ein Jugendlicher verloren beim schrecklichen Zugunglück von Garmisch-Partenkirchen ihr Leben. Unter den Getöteten sind zwei Ukrainerinnen, die mit ihren Kindern vor dem Krieg in ihrer Heimat nach Bayern geflüchtet waren. Eine der Frauen, Svitlana Surai (32), fand mit ihrer 13-jährigen Tochter Sofia Unterschlupf bei Elisabeth Kerres. Die 72-Jährige kann nicht begreifen, dass die Lehrerin nicht mehr lebt.
Bayerin (72) nahm ukrainische Familie bei sich auf

"Sie haben sich gleich wohlgefühlt", erinnert sie sich im Interview mit RTL-Reporter Andreas Becker. Anfang April nahm Elisabeth Kerres die ukrainische Familie bei sich auf, stellte ihr ein Zimmer zur Verfügung. Vor allem im Wintergarten hätten sich die beiden gerne aufgehalten und seien am liebsten an der frischen Luft gewesen. "Wir haben viele Ausflüge gemacht."
Video: Mehrere Tote nach Zugunglück bei Garmisch-Partenkirchen
Tod bei Zugunglück: Mitbewohnerin erhielt Schocknachricht am Telefon
Dass Svitlana unter den Todesopfern ist, erfuhr die 72-Jährige am Tag nach dem Zugunglück von einer Bekannten am Telefon. "Ich war ganz fertig", erzählt sie Andreas Becker. "Wir sind so gut miteinander ausgekommen. In der Früh ist sie gegangen, und am Nachmittag kommt sie nicht zurück." Svitlanas Tochter Sofia sei zu dem Zeitpunkt bei einer Freundin gewesen.
Video: Bergungsarbeiten und Ursachenforschung zum Zugunglück in Bayern
Flüchtlingsfamilie wollte in die Ukraine zurückkehren
Svitlana Surai habe sich vorstellen können, in Bayern einen Job anzunehmen, nach dem Krieg aber wieder in die Ukraine gewollt. "Sie hatte dort noch Eltern, und ihr Mann war Soldat. Deshalb hat sie gehofft, in ihre Heimat zurückkehren zu können", sagt Elisabeth Kerres.
Der Schock sitzt bei ihr so tief, dass sie sich nicht vorstellen kann, noch einmal eine Flüchtlingsfamilie bei sich aufzunehmen. "Noch einmal so etwas – das könnte ich nicht mitmachen."
Ermittlungen nach Zugunglück von Garmisch-Partenkirchen
Das Zugunglück von Garmisch-Partenkirchen ist eines der schwersten Bahnunglücke der vergangenen Jahre in Deutschland. Der Regionalzug von Garmisch-Partenkirchen nach München war am Freitagmittag kurz nach der Abfahrt entgleist. Die fünf Todesopfer sind zwischen 13 und 70 Jahre alt. Eine 34-jährige Frau befindet sich nach Polizeiangaben in einem kritischen Zustand. Insgesamt wurden über 40 Menschen verletzt, mehrere davon schwer.
Auf der Suche nach Verantwortlichen ermittelt die Münchner Staatsanwaltschaft gegen drei Personen wegen des Anfangsverdachts der fahrlässigen Tötung. Es handele sich um Mitarbeiter der Deutschen Bahn, erklärte eine Sprecherin am Dienstag. Darüber hinaus ermittelt eine Soko "Zug" zu den Umständen des Unglücks.