Zug-Unglück bei Garmisch-Partenkirchen

Zahl der Todesopfer steigt - "Menschen werden aus den Fenstern gezogen"

Zugunglück in Süddeutschland. In der beliebten Urlaubsregion um Garmisch-Partenkirchen entgleiste am Freitag ein Zug. Drei Waggons kippten um, zwei davon fielen eine Böschung hinunter. Die Polizei bestätigte, dass drei Fahrgäste an ihren Verletzungen gestorben seien. Mindestens 45 weitere Menschen wurden verletzt, 15 davon so schwer, dass sie in umliegende Krankenhäuser eingeliefert werden mussten. Unter den Verletzten sollen auch Kinder sein. Gegen kurz vor 17 Uhr gab die Polizei bekannt, dass alle Fahrgäste geborgen werden konnten. Auch 15 Bundeswehrsoldaten, die zufällig im Zug saßen, halfen bei der Rettung.
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Mindestens drei Todesopfer liegen noch unter dem umgestürzten Waggon

Rund 140 Menschen waren in dem Regionalexpress, als das Unglück geschah. Ein Sprecher des Landratsamtes Garmisch-Partenkirchen sagte, es sei nicht ausgeschlossen, dass um die Mittagszeit und somit zum Schulende viele Schüler in der Bahn waren. Es war der letzte Schultag vor den Pfingstferien in Bayern. Ein amerikanischer Soldat war in einem der Autos auf der Straße neben der Bahnstrecke. „Es war schrecklich“, erzählte er dem „Garmisch-Partenkirchner Tagblatt“. „Einfach schrecklich. Plötzlich ist der Zug umgekippt.“

Die Bergungsarbeiten an der Unglücksstelle sollen die ganze Nacht andauern. Drei der voraussichtlich vier Todesopfer müssen noch geborgen werden. Sie lägen noch unter einem umgestürzten Waggon, sagte Bayerns Innenminister Joachim Herrmann vor Ort, als bei den Rettungsarbeiten auch noch ein Wolkenbruch niederging. „Solange der Eisenbahnwaggon aber nicht angehoben ist, können wir nicht ausschließen, dass darunter weitere Tote liegen.“ Ein vierter Mensch sei auf dem Weg ins Krankenhaus gestorben. Als die Politiker sich ein Bild von der Lage machten, liefen die Notoperationen im Krankenhaus. Zwölf Menschen gelten aktuell noch als vermisst. Es ist unklar, ob unter ihnen auch noch nicht identifizierte Verletzte in den Krankenhäusern sein könnten.

Bundeskanzler Scholz zu Zugunglück in Bayern

Olaf Scholz spricht den Angehörigen und Verletzen des Zugunglücks in Bayern sein Mitgefühl aus. Der Bundeskanzler sagt zu RTL: „Heute haben uns erschütternde Nachrichten von einem Zugunglück in der Nähe von Garmisch-Partenkirchen erreicht. Bedrückende Bilder wurden von dort gesendet und von uns allen gesehen. Jetzt wird versucht diejenigen zu retten, die gerettet werden können. Unser Mitgefühl ist bei den Angehörigen und bei den Verletzten, denen wir baldige Genesung wünschen.“

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Zahl der Fahrgäste an Bord nicht bekannt

Viele Details sind noch unklar: Etwa, wie es zu dem Unglück kommen konnte. Auch die Zahl der Erwachsenen und Kinder an Bord des Zuges ist noch nicht bekannt. Der Unfall ereignete sich gegen 12.19 Uhr im Gemeindeteil Burgrain in den Loisachauen. Der Zug war auf dem Weg von Garmisch-Partenkirchen nach München. Zuerst hatte die „Bild“-Zeitung berichtet.

Auf Fotos, die Augenzeugen machten, ist zu sehen, dass zwei Doppelstockwaggons eines Regionalzuges von den Schienen gefallen sind. Ein Wagen liegt komplett auf der Seite, der obere Bereich des Waggons ist stark verbeult. Rettungskräfte sind in großer Zahl vor Ort. Erste Videoaufnahmen zeigen, dass auch der Triebwagen von den Gleisen gekippt ist.

Zahlreiche Rettungskräfte im Einsatz

Feuerwehr und Rettungsdienste stehen unter Vollalarm. Am Nachmittag waren über 500 Rettungskräfte im Einsatz. Mehrere Hubschrauber landeten an der Unglücksstelle. Ein Sprecher des Landratsamtes Garmisch-Partenkirchen sagte, dass unter den zahlreichen Opfern Angehörige aller Altersgruppen seien. „Die Menschen wurden durch die Fenster gezogen“, sagt ein Sprecher der Bundespolizei.

Gegen 17 Uhr kam dann zumindest eine kleine erlösende Nachricht: „So weit wir das überblicken können, sind alle Menschen aus dem Zug geborgen“, teilte ein Polizeisprecher mit. Allerdings würden die Rettungskräfte die Waggons des entgleisten Zuges noch einmal in Ruhe durchsuchen. „In so einem Bereich zu arbeiten, ist nicht ungefährlich“ sagte der Sprecher.

Die Bahn sprach den Angehörigen der Opfer ihr Mitgefühl aus. Einsatzkräfte und Mitarbeiter der Deutschen Bahn seien an der Unfallstelle. Noch seien Aussagen über die Ursache des Unglücks nicht möglich. Klar ist: Eine Kollision mit einem anderen Zug gab es offenbar nicht. Augenzeugen, die den Notruf verständigten, berichteten, dass der Zug plötzlich mitten auf der Strecke entgleist sei, wie RTL-Reporter Martin Eberl an der Unglücksstelle erfuhr.

"Ausmaß der Katastrophe lässt sich nur erahnen"

Bundesminister Volker Wissing äußerte sich zu dem Zugunglück: „Die Bilder, die uns in diesen Stunden aus Garmisch-Partenkirchen erreichen, sind dramatisch. Aktuell lässt sich das gesamte Ausmaß der Katastrophe nur erahnen. Meine Gedanken sind bei den Angehörigen und Verletzten. Wir stehen im engen Austausch mit der Bahn und unterstützen, wo wir können. Unsere Experten sind bereits vor Ort, um gemeinsam mit den Ermittlungsbehörden die Unfallursache zu untersuchen.“

Die Bahn hat unter 080-3-111-111 eine Sonder-Hotline zu dem Unglück geschaltet.

Die Bahn sperrte die Strecke zwischen Garmisch-Partenkirchen und Oberau. Züge aus Richtung München wenden vorzeitig in Oberau. Aus Richtung Mittenwald wenden die Züge vorzeitig in Garmisch-Partenkirchen. Ersatzverkehr sei in Planung, hieß es auf Twitter. Die Sperrung der Gleise und der Bundesstraße könnte noch „bis ins Wochenende dauern“, sagt die Polizei. (dpa/eon)