Abdirahman Jibril A. kommt in die Psychiatrie

Messerstecher von Würzburg kommt in eine Psychiatrie

26.07.2022, Bayern, Estenfeld: Der Beschuldigte (M) steht im Verhandlungssaal beim Sicherungsverfahren gegen den Messerstecher von Würzburg, der im Juni 2021 drei Frauen getötet hat. Am Dienstag soll in dem Verfahren ein Urteil fallen. Foto: Daniel Vogl/dpa - ACHTUNG: Der Beschuldigte wurde auf Anordnung des Gerichts gepixelt. +++ dpa-Bildfunk +++
Sicherungsverfahren gegen den Messerstecher von Würzburg
wst, dpa, Daniel Vogl

13 Monate nach der schrecklichen Messerattacke in Würzburg ist heute das Urteil gefallen: Abdirahman Jibril A. kommt unbefristet in eine Psychiatrie. Das sagte der Vorsitzende Richter, Thomas Schuster, am Dienstag bei der Urteilsverkündung. Solange die Erkrankung des Mannes, paranoide Schizophrenie, fortbesteht und er als gefährlich eingestuft wird, ist eine Freilassung damit ausgeschlossen. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

Im Video: Passanten halten Messerstecher auf - Polizei nimmt ihn fest

Angreifer ist laut Gutachten psychisch krank

Abdirahman Jibril A. hatte im Juni 2021 mit einem Küchenmesser wahllos auf Passanten eingestochen – zuerst in einem Kaufhaus und dann auf der Straße in der Altstadt. Drei Frauen kamen bei dem Angriff ums Leben. Der Somalier war offenbar getrieben von Halluzinationen und inneren Stimmen.

Der Angreifer ist zwei unabhängigen Gutachten zufolge psychisch krank und war demnach bei der Tat am 25. Juni 2021 schuldunfähig. Seit April muss sich der beschuldigte Somalier um die 30 - das genaue Alter ist den Behörden nicht bekannt - in dem Sicherungsverfahren verantworten. Es gilt als erwiesen, dass er in der Würzburger Innenstadt drei ihm unbekannte Frauen mit einem Messer tötete. Zudem gab es vier schwer verletzte Frauen. Ein damals 11-jähriges Mädchen und ein 16-Jähriger wurden ebenfalls schwer verletzt. Hinzu kamen drei Leichtverletzte. Ein angegriffener Polizist blieb unverletzt.

„Der Beschuldigte wählte die Geschädigten willkürlich aus“, hatte Oberstaatsanwältin Judith Henkel in ihrem Schlusswort am Montag gesagt. Der Somalier habe heimtückisch und aus Hass auf Deutschland gehandelt, wo er sich ungerecht behandelt und vom Geheimdienst verfolgt gefühlt habe. Stimmen in seinem Kopf hätten den Mann zu der Tat ermutigt. „Seine Absicht war es, so viele Menschen wie nur möglich (...) zu töten.“ Hinweise auf ein politisches Tatmotiv oder Frauenfeindlichkeit hätten sich nicht ergeben.

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Im Video: Sicherheitsmann versuchte Messerstecher von Würzburg zu stoppen

Helfer brauchten Hilfe nach brutaler Tat in Würzburg

Paul Justice ist nach der Tat die ganze Straße abgelaufen, hat die Menschen gesucht und angesprochen, die sich in den Geschäften eingeschlossen hatten. In einem Restaurant nahe des Tatorts hat er schließlich alle zusammen unterbringen können, um erste seelische Hilfen geben zu können. Selten hat er so viele traumatisierte Menschen erlebt, sagt er. „Wir hatten 35 Personen, die wir da unmittelbar zu versorgen hatten an dem Abend. Und es haben sich auch Leute gemeldet in der Leitstelle, Personen, die Eindrücke hatten, die zu Hause saßen, das Zittern dann zu Hause kam in einer sicheren Umgebung, die wir dann auch einer Hilfe zugeführt haben“, so Justice im RTL-Interview.

Bis heute leiden auch einige Retter unter der Tat. Die Bilder können sie nie vergessen, sagen sie. Jedes mal, wenn sie in der Innenstadt von Würzburg am Tatort vorbeilaufen, kommen Erinnerungen. „Für mich persönlich ist das kollegiale Gespräch die Hilfe, die mir auch an diesem Abend geholfen hat, die Tage darauf, die Wochen entsprechend zu bewältigen. Die Eindrücke zu verarbeiten, richtig einzuordnen“, erklärt Paul Justice.

Die geübten Retter waren in diesem Fall von der Brutalität der Tat schockiert. Einsatzleier Uwe Kinstle kann bis heute nicht in den hinteren Bereich des Kaufhauses. Er habe es versucht, musste aber bisher immer wieder umdrehen, wenn er zu dem Bereich wollte, in dem die drei Frauen getötet wurden. (gsc)