Dabei sein ist alles? Von wegen!Spring, Sprint, STÖHN: Die Bundesjugendspiele werden endlich abgeschafft!
Entweder man hasst – oder man liebt sie!
Die Rede ist von den schulischen Bundesjugendspielen. Was haben wir nicht alle geschwitzt, geflucht und kläglich die letzten Plätze belegt. Zugegeben, ich war nicht die Sportlichste, aber eben auch nicht die Unsportlichste. Trotzdem dachte ich mir alle Jahre wieder: „Boah neeee“ und fragte mich, wozu das Ganze eigentlich? Und DAS frage ich mich bis heute. Jetzt sollen die klassischen Bundesjugendspiele abgeschafft werden. Statt hartem Wettkampf, lieber gemeinsames Sporteln. Aber macht es das besser? Ein Kommentar.
Gegenmeinung: Ja zu den Bundesjugendspielen! JEDES Kind braucht diesen Wettkampf
Perfekte Bedingungen - NICHT!
Es ist wie ein ungeschriebenes Gesetz. Die Bundesjugendspiele finden IMMER bei über 30 Grad, strahlendem Sonnenschein auf einem brutzelnden Sportplatz statt. Schatten? Fehlanzeige. Mal kurz hinsetzen? Nur wenn man auf dem schmelzenden Granulat festkleben will. Und hast du keine Wasserflasche zur Hand, dann Gnade dir der Sportgott.
Dann geht es los. Die Sportlehrer mit Trillerpfeife und Sonnenschirm bewaffnet, rufen zu den Disziplinen. Wurf, Spring, Sprint – STÖHN. Dank meines Nachnamens hatte ich immer das Glück mich als Zweite der Klasse beweisen, also blamieren, zu dürfen.
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Disziplin Eins: Weitsprung
Los geht’s mit Weitsprung. In der Theorie ist es ganz einfach: loslaufen, abspringen und mööööglichst weit fliegen. In der Praxis sah das bei mir nur leider anders aus. Ich befinde mich genau im drei Meter Abstand zum Sandkasten, der Sportlehrer mit Trillerpfeife, weißer Fahne und Adleraugen bewaffnet, schaut genaustens drauf, ob ich die weiße Absprunglinie übertrete.
Es kommt, wie es kommen muss. PFIFF, übertreten, zwei Zentimeter zu viel, neuer Versuch! Beim zweiten von drei Versuchen klappt‘s ein bisschen. 1,15 Meter sind’s geworden. Wäre ich einfach frontal nach vorne gefallen, wäre ich weitergekommen. Na, immerhin gibt’s zum Dank Sand im Schuh.
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Disziplin Zwei: Weitwurf
Es ist Zeit für Runde zwei. Und es kann ja nur besser werden. Es geht um Weitwurf. Eine kleine handliche Kugel und ein Maßband das circa 30 Meter weit reicht. Bisschen sehr hohe Ansprüche für Schulkinder, oder? Ganz uneitel behaupte ich mal frech, im Werfen bin ich gut. Schließlich fliegt da ein Bällchen und nicht ich durch die Luft.
Ich bin dran, nehme den Ball, Anlauf uuuuund schaffe circa zwölf Meter. Ich erinnere mich noch genau, als hätte ich damals Gold bei Olympia gewonnen, wie meine Lehrerin zu mir sagte: „Das ist ein sehr gutes Ergebnis für ein Mädchen.“ Einer Mitschülerin ging es da anders. Denn die Gute nahm Anlauf, blieb stehen und der Ball flog – nur leider in die falsche Richtung. Upsi.
Disziplin Drei: Sprint - Die Letzten werden die Letzten sein
Sprint – das große Finale ist mein persönlicher Endgegner. Einhundert Meter in einer übertrieben kurzen Zeit sprinten. Spätestens jetzt wäre ich bereit, freiwillig umzuknicken. Aber es hilft nichts. Die Jungs legen vor und natürlich rennen sie los als wären sie Usain Bolts bester Freund. Dann sind wir dran. Erst mal muss das Kommando geübt werden, samt dem korrekten Umgang mit den Startblöcken. Bringen die Dinger überhaupt etwas?
Schritt eins: Auf den Ruf „auf die Plätze“, gehen wir in die Hocke. Dann heißt es „fertig“, dabei werden die Füße gegen die Blöcke gedrückt. Dann folgt: „LOS!“ Und wir müssen uns mit voller Kraft abdrücken und rennen wie verrückt. Ich hab’s leider nicht in der vorgegebenen Zeit geschafft. Aber anstatt es gut sein zu lassen, habe ich eine sich kümmernde und motivierende Sportlehrerin, die unbedingt will, dass ich eine Urkunde bekomme. Okay, ich gebe mir noch einen Ruck.
Gleiches Spiel nochmal. „Auf die Plätze, fertig, los!“. Ich renne wie eine Gestörte, meine Freundinnen stehen neben der Bahn und feuern mich an, in meinem Kopf läuft ein epischer Song und ich sehe alles in Zeitlupe. Als meine Lehrerin ruft „Du schaffst es“, reiße ich die Arme hoch und jubel. Leider bevor ich im Ziel bin… Das Arme hochreißen bremst mich, ich schaff’s nicht und meine Lehrerin erkennt, dass ich ein hoffnungsloser Fall bin.
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Lieber Spaß als Sport
Eine Teilnehmer-Urkunde gab’s für mich trotzdem, denn dabei sein ist alles. In meinen Augen haben die Bundesjugendspiele eine gute Sache, nämlich dass Mathe ausgefallen ist. Zugegeben: Es hat schon etwas Spaß gemacht, seine Freunde anzufeuern und sich gemeinsam zu pushen. Dennoch war das Scheitern vor Freunden auch umso unangenehmer. Dementsprechend bin ich nicht traurig über die Nachricht, dass die Bundesjugendspiele teilweise abgeschafft werden. Es gibt sicher andere sportliche, spaßige Wettbewerb die man in Schulen einführen kann, um das Gemeinschaftsgefühl einer Klasse zu fördern.