Schülern soll der Spaß am Sport nicht vermiest werden

"Beschämung wird abgeschafft": Wettbewerb statt Wettkampf auf den Bundesjugendspielen

Junges Mädchen bei einem Weitsprungversuch im Rahmen der Bundesjugendspiele in der Flugphase

young Girl at a Long jump attempt in frame the Federal Youth Games in the Flight phase
Junges Mädchen bei einem Weitsprungversuch im Rahmen der Bundesjugendspiele in der Flugphase
imago/Norbert Schmidt, imago sportfotodienst

Gut für Leib und Seele aller – oder demotivierende Quälerei der Talentlosen?
Große Erleichterung vor allem für die Kleinen: Für sie sollen die Bundesjugendspiele ab dem Schuljahr 2023/2024 weniger leistungsorientiert ausgerichtet sein. Bewegungsfördernder Wettbewerb statt leistungsorientierter Wettkampf heißt die neue Maxime. Damit soll verhindert werden, dass den Jüngsten schon früh der Spaß am Sport genommen wird.

Schon seit langem umstritten

Die Bundesjugendspiele gibt es seit 1951, seit 1979 sind sie für alle Schüler verpflichtend. Lange Zeit waren sie umstritten: Für die einen eine Notwendigkeit wegen der immer größer werdenden Zahl von Bewegungsmuffeln. Für die Kritiker sind sie der Grund dafür, dass vielen Schülern wegen demütigenden Erfahrungen die Lust daran vergeht.

Lese-Tipp: Schweizer Lehrer schlagen Alarm! Immer mehr Schulkinder tragen Windeln

Doch in diesem Jahr finden die Spiele zum letzten Mal in ihrer alten Form statt. Für das Schuljahr 2023/24 sind zahlreiche Änderungen geplant, die die Veranstaltung entschärfen sollen. Damit wird Kritikern recht gegeben, die befürchten, dass eine demütigende Erfahrung bei den Bundesjugendspielen den Grundstein für eine negative Sportkarriere legen könnte.

Im Video: Die Folgen von Cybermobbing werden oft unterschätzt

Anzeige:
Empfehlungen unserer Partner

Wettkampfgedanke zum letzten Mal im Vordergrund

Auf der Website der Bundesjugendspiele heißt es dazu: „Die Bundesjugendspiele haben sich seit ihrem Bestehen weiterentwickelt und damit den veränderten Motiven der Kinder und Jugendlichen, Sport zu treiben, Rechnung getragen". Damit wird ein Beschluss des Ausschusses für die Bundesjugendspiele und der Kommission Sport (SpoKo) der Kultusministerkonferenz (KMK) vom März 2021 umgesetzt.

Lese-Tipp: Gewalt, Sex und Missbrauch im Klassenchat! Schuldirektorin schlägt Alarm

Zum letzten Mal ist daher der Wettkampfgedanke in den Grundschulen im Vordergrund. Ab dem kommenden Schuljahr steht die sportliche Betätigung im Vordergrund. Denn die bundesweite Ausschreibung der Bundesjugendspiele sieht für das Schuljahr 2023/24 erstmals vor, dass die Disziplinen Leichtathletik und Schwimmen in den Klassen 1 bis 4 nur noch als bewegungsorientierter Wettbewerb und nicht mehr als leistungsorientierter Wettkampf durchgeführt werden.

Ihre Meinung ist gefragt!

Die Ergebnisse der Umfrage sind nicht repräsentativ.

Lehrergewerkschaft: "Bundesjugendspiele werden endlich kind- und zeitgemäß"

„Denn bei den Bundesjugendspielen geht es insbesondere darum, sich zu bewegen, Freude zu haben und sein Bestes zu geben. Vor allem aber geht es auch um Fairness, Respekt, Teamfähigkeit und soziale Kompetenzen“, erklärt die Webseite der Bundesjugendspiele.

Die GEW Hessen begrüßt diesen Angebotswechsel vom Wettkampf hin zu einem gemeinschaftlichen Wettbewerb. Die Teilnahme aller Schülerinnen und Schüler mit und ohne Behinderung sei dabei sichergestellt, der Blick richte sich so auf die einzelnen Kinder, die mit unterschiedlichen Motivationen und Bedürfnissen Sport betreiben.

Lese-Tipp: Sie und Er bald passé! Berlin führt geschlechtsneutrale Schulzeugnisse ein

„Damit werden die Bundesjugendspiele in der Grundschule endlich kind- und zeitgemäß. Die Beschämung weniger sportlicher Schülerinnen und Schüler gehört dann hoffentlich endlich der Vergangenheit an“, kommentiert Heike Ackermann, stellvertretende Vorsitzende der GEW Hessen und selbst Grundschullehrerin, die Änderungen dort. (ija)