Besteht das Problem auch bei uns?Schweizer Lehrer schlagen Alarm! Immer mehr Schulkinder tragen Windeln

Oh weia: Windeln voll statt Einmaleins! In der Schweiz beklagen Pädagogen, dass immer mehr auch ältere Kinder noch mit Windeln in die Schule kommen. Es sei aber nicht Aufgabe der Pädagogen, die Sauberkeitserziehung zu leisten. Experten dort sehen aber nicht nur die Eltern in der Verantwortung. Und wie ist die Lage in Deutschland?
„Lehrpersonen sind nicht dafür da, die Windeln zu wechseln“
Mit elf Jahren noch in Windeln zur Schule? Solche Fälle häufen sich in der Schweiz, wie Pädagogen dort berichten. Dagmar Rösler ist Zentralpräsidentin des Dachverbands Lehrerinnen und Lehrer Schweiz (LCH) – sie kennt das Problem. „Kinder werden heutzutage bereits mit vier Jahren eingeschult, da kann es tatsächlich vorkommen, dass einige noch Windeln tragen“, sagt Rösler gegenüber der schweizerischen Ausgabe von 20 Minuten.
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Je älter die Kindern werden, desto problematischer sei es jedoch sowohl für die Lehrpersonen als auch für die Kinder selbst: „Die Eltern sind in der Pflicht, sicherzustellen, dass ihre Kinder im Schulalter keine Windeln mehr tragen. Wenn Elfjährige mit Windeln in die Schule kommen, ist das eine bedenkliche Entwicklung. Lehrpersonen sind nicht dafür da, die Windeln ihrer Schülerinnen und Schüler zu wechseln. Das geht zu weit.“
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Allerdings sei es dabei auch wichtig zu unterscheiden, ob eine entwicklungspsychologische Störung vorläge oder ob es die betroffenen Kinder nie gelernt hätten: „Lehrpersonen müssen in jedem Fall sensibel mit dem Thema umgehen und diskret sein“, sagt Rösler an gleicher Stelle weiter. Ein Kind dürfe auf keinen Fall bloßgestellt werden. „Auch wenn keine gesundheitlichen Probleme vorliegen, ist ein Gespräch mit den Eltern zwingend notwendig, um das Problem anzugehen und sie in die Verantwortung zu nehmen.“
Schon Babys geben Signale
Entwicklungspädagogin Rita Messmer erzählt dem Schweizer Tages-Anzeiger, sie habe einen Elfjährigen in der Praxis gehabt, dem die Eltern die Windel dann weggenommen haben. Der Junge habe daraufhin in die Hose gemacht. Einen medizinischen Grund gab es dafür laut Bericht nicht. Der Junge hatte den Toiletten-Gang bisher einfach noch nicht gelernt. Die Zahl der Kinder, die an der Schule Windeln trügen, sei „extrem gestiegen“, erzählt Messmer dort weiter. Nicht nur in der Schweiz.
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Aber wie kommt es zu diesen massiven Problemen? „Jedes Neugeborene bringt biologisch alle Anlagen zur Reinlichkeit mit auf die Welt“, sagt die Expertin. „Es handelt sich bei diesem Verhalten um einen frühkindlichen Reflex, der nur entsprechend stimuliert werden müsste.“ Ein Baby gebe Signale, wenn es mal „muss“. Es werde unruhig, fange ein bisschen zu weinen an, nehme Augenkontakt auf. Man könnte es dann aufs Töpfchen setzen. „Stattdessen ziehen wir ihm Windeln an, weil uns die Medizin sagt, es könne sein Geschäft noch gar nicht allein verrichten.“
Windeln werden immer angenehmer
Einen weiteren Grund sieht Erziehungswissenschaftlerin Margrit Stamm im Marktangebot. „Heute gibt es Modelle bis zu Größe acht, früher ging das bis Größe vier.“ Mit etwa drei Jahren, so lautete einst die Faustregel, sollten die Kinder tagsüber keine Windeln mehr brauchen. Doch das dauert heute zum Teil deutlich länger. „Die Windeln werden immer angenehmer und lassen sich wie normale Unterhosen tragen“, sagt Stamm der Zeitung. „So werden Kinder auf die Windel konditioniert.“
In Deutschland offensichtlich kein Problem
RTL fragt beim Verband Bildung und Erziehung (VBE) in Berlin nach. Ist die Situation in Deutschland ähnlich? Gerhard Brand, Bundesvorsitzender des Verbandes, gibt Entwarnung: „Mit diesem Thema sind wir an allgemeinbildenden Schulen in Deutschland nicht konfrontiert. Ausnahmen bilden beispielsweise sonderpädagogische Bildungs- und Beratungszentren, in denen Schülerinnen und Schüler unterrichtet werden, deren körperliche oder geistige Behinderung eine derartige Unterstützung erfordert.“ (ija)