Mutter des Toten erhebt Folter-Vorwürfe gegen Polizisten

Schwarzer Irvo Otieno stirbt nach Polizeigewalt: "Mein Sohn wurde wie ein Hund behandelt"

16.03.2023, USA, Dinwiddie: Caroline Ouko, Mutter von Irvo Otieno, hält ein Porträt ihres Sohnes, als sie zusammen mit ihrem Anwalt Ben Crump (M, l) und ihrem älteren Sohn Leon Ochieng das Dinwiddie Courthouse verlässt. Anderthalb Wochen nach dem bru
Die Familie des getöteten Irvo Otieno macht der Polizei schwere Vorwürfe
hjb, dpa, Daniel Sangjib Min

Erneut empört der Fall eines getöteten Schwarzen nach Polizeigewalt die Menschen in den USA. Anderthalb Wochen nach dem brutalen Tod des 28-Jährigen in einer psychiatrischen Klinik im US-Bundesstaat Virginia hat seine Familie schwere Vorwürfe gegen die Polizei erhoben. „Mein Sohn wurde wie ein Hund behandelt, schlimmer als ein Hund“, zitierten US-Medien die Mutter des Opfers, Caroline Ouko. „Er wurde gefoltert.“

„Er starb, weil er erdrückt wurde“ - Anklage gegen sieben Polizisten

16.03.2023, USA, Dinwiddie: Caroline Ouko, Mutter von Irvo Otieno, hält ein Porträt ihres Sohnes am Dinwiddie Courthouse. Anderthalb Wochen nach dem brutalen Tod eines 28-jährigen Schwarzen in einer psychiatrischen Klinik im US-Bundesstaat Virginia h
Irvo Otieno starb am 6. März in einer staatlichen Psychiatrie-Einrichtung
hjb, dpa, Daniel Sangjib Min

Zuvor hatte sie sich mit weiteren Angehörigen ein Überwachungsvideo angesehen, das laut Staatsanwaltschaft zeigt, wie Polizeibeamte Irvo Otieno ersticken. Das Video wurde nicht für die Öffentlichkeit freigegeben. Der Mann war am 6. März in einer staatlichen Psychiatrie-Einrichtung gestorben, nachdem er aus einem Gefängnis dorthin verlegt worden war, teilte Staatsanwältin Ann Cabell Baskervill mit.

Lese-Tipp: US-Polizisten tasern psychisch kranken Mann zu Tode

Dabei habe er Hand- und Fußfesseln getragen und sei von den sieben Polizisten elf Minuten am Boden gehalten worden. „Er starb an Erstickung, weil er erdrückt wurde.“ Sie bezeichnete das Überwachungsvideo als „extrem klar“ und „extrem alarmierend“, so der Sender CNN. Die Polizisten und drei Krankenhaus-Mitarbeiter seien wegen Totschlags angeklagt.

Video: "Ich kann nicht atmen" - George Floyd stirbt durch Brutalo-Polizeieinsatz

Verdächtiger stirbt nach brutalem Polizeieinsatz Schock-Aufnahmen aus den USA
01:01 min
Schock-Aufnahmen aus den USA
Verdächtiger stirbt nach brutalem Polizeieinsatz

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Anwalt: Otieno war weder gewalttätig noch aggressiv

Bürgerrechtsanwalt Ben Crump, der bereits die Familie des bei einem Polizeieinsatz getöteten Afroamerikaners George Floyd rechtlich unterstützt hatte, sagte dem Sender zufolge, dass Otieno keine Bedrohung dargestellt habe. Er sei weder gewalttätig noch aggressiv gewesen. Man könne sehen, wie er bewusstlos zu sein scheine, aber dennoch „brutal mit einem Knie an seinem Hals“, fixiert werde. Der Anwalt verglich die Szenen im Video mit dem Tod von George Floyd.

Lese-Tipp: George Floyds Mörder in allen Anklagepunkten schuldig gesprochen

Otienos Familie fordert laut „Washington Post“ das Justizministerium auf, den Vorfall zu untersuchen. Otienos Mutter Ouko sagte, ihr Sohn sei psychisch krank gewesen. Er habe auch psychische Probleme gehabt, als er am 3. März in Gewahrsam genommen worden sei - wegen eines mutmaßlichen Einbruchs. Drei Tage später sei er in die Klinik eingeliefert worden. Dort sei er Polizeiangaben zufolge „kämpferisch“ geworden und zurückgehalten worden.

Tödliche Polizeieinsätze in den USA keine Seltenheit

 March 8, 2021, Minneapolis, Minnesota, USA: MINNEAPOLIS, MN - MARCH 08: General view of the protests during the civil rights march outside the Hennepin County Government Center on March 8, 2021 in Minneapolis, Minnesota. Jury selection is scheduled
Der Mord an George Floyd löste weltweit Entsetzen aus
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In den USA kommt es regelmäßig zu tödlichen Polizeieinsätzen ähnlicher Art. Stellvertretend steht dafür der Fall von George Floyd: Im Mai 2020 war der Afroamerikaner bei einem brutalen Polizeieinsatz in Minneapolis ums Leben gekommen. Der Fall führte damals zu landesweiten Protesten gegen Polizeigewalt und Rassismus. (uvo/dpa)