Prozess gegen Derek Chauvin in Minneapolis

Getöteter George Floyd: Ex-Polizist in allen Anklagepunkten schuldig gesprochen

Derek Chauvin schuldig in allen Anklagepunkten Urteil gefallen
00:33 min
Urteil gefallen
Derek Chauvin schuldig in allen Anklagepunkten

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"I can't breathe": Neun Minuten kniete Derek Chauvin auf George Floyds Hals

Der Fall hatte weltweit Entsetzen und Empörung ausgelöst. Knapp elf Monate nach dem gewaltsamen Tod des Afroamerikaners George Floyd durch den weißen Polizisten Derek Chauvin haben die Geschworenen in Minneapolis nun ihr Urteil gesprochen: Sie befanden Chauvin in allen Anklagepunkten für schuldig. Das erklärte Richter Peter Cahill am Dienstag im US-Bundesstaat Minnesota. Das genaue Strafmaß soll erst später vom Richter festgelegt werden. Chauvins Verteidigung könnte noch Berufung gegen das Urteil einlegen.

Der schwerwiegendste Anklagepunkt gegen Chauvin lautet Mord zweiten Grades ohne Vorsatz. Darauf stehen im US-Bundesstaat Minnesota bis zu 40 Jahre Haft. Nach deutschem Recht entspräche dies eher Körperverletzung mit Todesfolge. Zudem wurde Chauvin auch wegen Mordes dritten Grades schuldig gesprochen, was mit bis zu 25 Jahren Haft geahndet werden kann. Auch muss er sich wegen Totschlags zweiten Grades verantworten, worauf zehn Jahre Haft stehen.

Staatsanwalt: "Exzessive und erbarmungslose Gewaltanwendung" durch Derek Chauvin

April 9, 2021, Minneapolis, Minnesota, USA: April 9, 2021-Minneapolis, Minnesota, USA: Demonstrators hold portraits of GEORGE FLOYD at a march against police brutality amid DEREK CHAUVIN s trial in Downtown Minneapolis. Minneapolis USA - ZUMAp201 202
Minneapolis: Demonstranten halten Portraits von George Floyd in den Händen
www.imago-images.de, imago images/ZUMA Wire, Henry Pan via www.imago-images.de

Das brutale Verbrechen Chauvins wurde durch Videoaufnahmen dokumentiert. Sie zeigten, wie Polizisten den unbewaffneten Floyd zu Boden drückten. Chauvin presste dabei sein Knie rund neun Minuten lang auf den Hals des 46-Jährigen, während dieser flehte, ihn atmen zu lassen. Immer wieder sagte er, „I can’t breathe“ („Ich kann nicht atmen“). Floyd verlor laut der Autopsie das Bewusstsein und starb. Die Beamten hatten Floyd wegen des Verdachts festgenommen, mit einem falschen 20-Dollar-Schein bezahlt zu haben.

Chauvins Verteidiger argumentierten, dass Floyds Tod nicht primär auf Gewalteinwirkung zurückgehe, sondern vor allem auf dessen vorbelastete Gesundheit und Rückstände von Drogen in seinem Blut. Experten der Staatsanwaltschaft wiesen dies klar zurück. Ein Lungenspezialist erklärte, Floyd sei an den Folgen von Sauerstoffmangel gestorben.

Die exzessive und erbarmungslose Gewaltanwendung des Angeklagten habe Floyd getötet, sagte Staatsanwalt Steve Schleicher in seinem Schlussplädoyer. Floyd habe Chauvin bis zu seinem letzten Atemzug gebeten, ihn atmen zu lassen, während dieser neun Minuten und 29 Sekunden erbarmungslos auf ihm gekniet habe. "

George Floyds Tod löste weltweit "Black Lives Matter"-Proteste aus

Die Erwartungen an das Verfahren waren in den USA immens: Viele Menschen, darunter viele Schwarze, hofften auf ein Urteil, das ein Zeichen gegen Rassismus und Polizeigewalt setzt. Bei einem Freispruch oder einer kurzen Haftstrafe befürchteten Experten neue Gewaltausbrüche. US-Präsident Joe Biden sagte am Dienstag, er bete dafür, dass das „richtige Urteil“ gefällt werde.

Wegen einer möglichen Eskalation schickte der Bundesstaat Minnesota Tausende Nationalgardisten nach Minneapolis. Das Gerichtsgebäude, aber auch die Polizeistationen und der Ort, an dem George Floyd starb, wurden abgeriegelt und zusätzlich geschützt. Viele Geschäftsleute verbarrikadierten ihre Läden. Nach Floyds Tod war es in Minneapolis bei Protesten zu Ausschreitungen gekommen; mehrere Gebäude gingen damals in Flammen auf. Floyds Tod hatte die „Black Lives Matter“-Proteste weltweit verbreitet.

Video zeigt George Floyds Festnahme hinter dem Auto Afroamerikaner wehrte sich nicht
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Afroamerikaner wehrte sich nicht
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