Aktuell viele Kinder betroffen

Was Eltern über Pseudokrupp wissen sollten

healthcare and medicine concept - ill girl with flu at home
Typische Symptome von Pseudokrupp sind starker Husten, Heiserkeit und ein hörbares Pfeifen oder Rasseln beim Einatmen.

In der kalten Jahreszeit sind Husten und Schnupfen nichts besonderes. Besonders bei kleinen Kindern entwickelt sich daraus jedoch nicht selten Pseudokrupp. Der bellende Husten versetzt viele Eltern in Panik. Was Sie tun sollten, wenn Ihr Kind betroffen ist, weiß Kinder- und Jugendmediziner Dr. Axel Gerschlauer.

Diese Symptome sind typisch für Pseudokrupp

Die Kinderarztpraxen sind derzeit voll mit Kindern, die an bellendem Husten und Heiserkeit leiden. Das kann auch Kinder- und Jugendarzt Dr. Axel Gerschlauer bestätigen: „Pseudokrupp ist eine der klassischen Erkrankungen, die im Herbst auftreten. Und jetzt ist es wieder soweit: In den Praxen und Notfallambulanzen sind wieder deutlich mehr Fälle zu beobachten.“ Bei Pseudokrupp handelt es sich um eine virale Erkrankung der Atemwege, die hauptsächlich Säuglinge und Kleinkinder zwischen drei Monaten und fünf Jahren betrifft. „Medizinisch gesehen ist der Pseudokrupp nur ein Schnupfen. Allerdings an einer blöden Stelle, nämlich nicht in der Nase, sondern am Kehlkopf“, erklärt der Mediziner.

Das Parainfluenzavirus führt dazu, dass sich die Schleimhaut im Bereich des Kehlkopfes entzündet und anschwillt. Dadurch wiederum verengen sich die Atemwege. Da Kinder noch eine kleinere Luftröhre als Erwachsene besitzen, bekommen viele Kinder folglich schlecht Luft. Durch die Nähe zu den Stimmbänder komme es „zu dieser merkwürdigen Heiserkeit, die Eltern so erschreckt“, wie Gerschlauer erklärt. Für den Pseudokrupp typisch sei ein röhrendes Geräusch beim Atmen, das viele auch als Pfeifen oder Rasseln wahrnehmen und als Stridor bezeichnet wird.

„Pseudokrupp wirkt sehr bedrohlich, wenn man ihn noch nie zuvor gehört hat. Daher sind viele Eltern beim ersten Pseudokrupp-Anfall sehr beunruhigt“, weiß der Mediziner. „Wenn man es aber einmal gehört hat und sich mit dem das Kind betreuenden Kinder- und Jugendarzt unterhalten hat, ist es eigentlich schon gar nicht mehr so schlimm“, so Gerschlauer weiter.

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15 Prozent aller Kleinkinder bekommen Pseudokrupp

Schätzungsweise 15 Prozent aller Kleinkinder im Alter von zehn Monaten bis vier Jahren sind mindesten einmal von einer Krupp-Attacke betroffen. Wie schwer ein Kind im Moment einer Attacke betroffen ist, lässt sich anhand einiger Anhaltspunkte auch zu Hause gut einschätzen.

  1. Bei ganz leichten Verläufen fällt zunächst der bellende Husten auf. Wenn sich das betroffene Kind aufregt, kommt manchmal das auffällige Geräusch beim Einatmen dazu.

  2. Bei Kindern, die durch den Infekt und die entzündeten Atemwege eine stärker ausgeprägte Enge und folglich einen etwas schwereren Verlauf haben, können der auffallende Husten und das Atemgeräusch auch im Ruhezustand auftreten.

  3. Kinder mit einer besonders schweren Verengung der Atemwege leiden unter deutlicher Luftnot und einer sehr hohen Atemanstrengung. Das auffallende Atemgeräusch zeigt sich bei ihnen sowohl beim Ein- als auch beim Ausatmen.

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Erste Hilfe: Das können Eltern im Akutfall tun

Die für Pseudokrupp typischen Symptome treten überwiegend abends oder nachts auf. „Pseudokrupp tritt besonders gerne zwischen zwei und drei Uhr nachts auf“, erklärt Gerschlauer. Das Liegen verstärke den Effekt der Schleimhautanschwellung und der Verengung der Atemwege. Daher trete das Kruppsyndrom häufig akut aus dem Schlaf heraus auf. Der Mediziner empfiehlt Eltern, sich am besten schon tagsüber einen Notfallplan zu überlegen. Denn häufig kündige sich der Pseudokrupp schon ein bis zwei Tage vor der ersten Kruppattacke durch leichte Infektanzeichen an. „Vor allem dann, wenn das Kind schon am Tag auffällig gehustet oder röhrend geatmet hat, sollten Eltern sich schon mal seelisch darauf einstellen, dass es in der Nacht nochmal schlimmer werden kann“, warnt der Kinder- und Jugendarzt.

Folgendes ist im Fall der Fälle zu tun: „Solange das Kind ruhig schläft und nur ein bisschen vor sich hin hustet, darf es gerne einfach weiterschlafen“, so Gerschlauer. „Wenn Sie jedoch das röhrende Geräusch beim Einatmen hören, ist es Zeit, etwas zu tun“, erklärt der Experte. Als erste Maßnahme empfiehlt er, das Fenster zu öffnen und das Kind die kalte Nachtluft einatmen zu lassen. Dies könne man mit dem Zählen der Sterne oder Straßenlaternen verbinden.

„Die kalte Nachtluft ist wirklich die beste Therapie und hilft fast immer“, weiß der Experte. Durch die kalte Luft ziehen sich die Blutgefäße zusammen und es kommt zu einer Verminderung der Durchblutung. Folglich schwellen die verengten Atemwege ab und das Kind bekommt wieder besser Luft. Der positive, abschwellende Effekt werde zudem durch die aufrechte Körperhaltung verstärkt.

„Sollte das raue Geräusch beim Einatmen trotz der kalten Nachtluft lauter werden, macht es Sinn, eine medikamentöse Therapie zu starten“, empfiehlt der Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin. „Da gibt es als klassisches Medikament Cortison, das man als Zäpfchen oder als Saft verabreichen kann“, fährt der Mediziner fort. Zeige das Zäpfchen nach einer halben bis Dreiviertelstunde keine deutliche Besserung oder sollten sich die Symptome in dieser Zeit sogar verschlimmert haben, sei das „der Punkt, an dem man ins Krankenhaus fahren sollte“.

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Wann eine Behandlung beim Arzt oder in der Notaufnahme notwendig ist

Wenn die Maßnahmen zu Hause nicht helfen, sollte das betroffene Kind bei einem Arzt oder in der Notaufnahme einer Kinderklinik vorgestellt werden. Dort wird der gleiche Ansatz wie zu Hause verfolgt: Die Schleimhaut wird mit Medikamenten zum Abschwellen gebracht. „Zudem kann der Arzt oder die Ärztin das Kind einmal abhören und kontrollieren, ob es sich wirklich um Pseudokrupp handelt oder ob eventuell auch noch eine Bronchitis mit dabei ist. Denn die obstruktive Bronchitis und der Pseudokrupp kommen gelegentlich zusammen vor“, so der Mediziner.

Häufig können betroffene Kinder im Anschluss an die Behandlung und nach einer gewissen Beobachtungszeit direkt wieder nach Hause entlassen werden. Wenn sich die Symptome aber nicht eindeutig bessern oder weitere Behandlungszyklen nötig sind, werden sie stationär aufgenommen und so lange behandelt, bis sie beschwerdefrei sind. Die meisten Kinder machen das Kruppsyndrom aber eher leicht durch. Schwerere Verläufe sind selten.

Und was die Ansteckung betrifft, gilt: Pseudokrupp selber ist genauso ansteckend ist wie jeder andere Atemwegsinfekt auch. Allerdings „steckt man sich mit dem Virus an und nicht mit der spezifischen Krankheit“, erläutert Gerschlauer. „Das heißt, wer sich bei einem an Pseudokrupp erkrankten Kind ansteckt, kann Schnupfen oder Halsweh oder Ohrenschmerzen bekommen, jedoch nicht zwangsläufig 1:1 Pseudokrupp“, so der Experte. (nri/pdr/dpa)

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