Kinderkrankheiten: Masern, Mumps & Co. erkennen und lindern
Wenn Kinder krank werden, klingeln bei Eltern die Alarmglocken. Die wichtigsten Fragen sind dann: Was kann ich selbst für mein Kind tun? Wann ist ein Arztbesuch nötig und wie hilft der Arzt?
Klassische Kinderkrankheiten und ihre Symptome
Manchmal helfen schon ein paar Hausmittelchen, manchmal ist der Besuch beim Arzt Pflicht. Beobachten Sie Ihr Kind genau und scheuen Sie im Zweifelsfall nicht den Gang zum Arzt.
So erkennen Sie die klassischen Kinderkrankheiten:
Masern
Masern sind eine höchst ansteckende, keinesfalls harmlose Viruserkrankung, die auf Kinder und Erwachsene durch Tröpfcheninfektion übertragen wird. Dank der Impfung treten die Masern in Westeuropa immer weniger häufig auf.
Symptome:
Hat sich ein ungeimpftes Kind angesteckt, bekommt es nach 10 bis 12 Tagen hohes Fieber mit Schnupfen, Husten und einer Bindehautentzündung. Dadurch scheut ein krankes Kind das Licht. Dieser Erkältungszustand hält 2 bis 3 Tage. Dann sinkt das Fieber für 1 bis 2 Tage. Es bilden sich weiße Flecken auf der Wangenschleimhaut im Mund. Am 3. bis 4. Tag steigt das Fieber wieder hoch an, und es tritt der typische feinfleckige rote Masernausschlag auf. Er beginnt hinter den Ohren und breitet sich über den ganzen Körper aus. Nach weiteren 3 bis 4 Tagen verschwindet der Ausschlag in der Reihenfolge, wie er aufgetreten ist. Ansteckend ist ein Masernkranker 3 bis 5 Tage vor Ausbruch des Ausschlags und bis zu 4 Tage danach.
Vorsicht! Rufen Sie bei Masern sofort einen Arzt an, wenn Ihr Kind an Kopfweh leidet, apathisch und kurzatmig wirkt oder über schmerzhaften Husten oder Ohrenschmerzen klagt. Dies können Anzeichen für gefährliche Komplikationen sein.
Das können Sie tun:
Gezielte Therapien gegen Masern gibt es nicht. Sie können nur die Symptome lindern. Wegen der Lichtempfindlichkeit dunkeln Sie den Raum ab und sorgen Sie für eine kühle Temperatur. Das Fieber kann mit Wadenwickeln oder fiebersenkenden Mitteln gesenkt werden. Gegen den Husten und den Schnupfen geben Sie Hustensäfte und Nasentropfen. Essen muss Ihr Kind nicht. Es braucht aber reichlich Flüssigkeit. In den ersten Tagen sollte ein krankes Kind im Bett bleiben.
Kinderkrankheiten: Das können Sie tun
Scharlach
Scharlach muss genau nach ärztlicher Vorschrift mit Antibiotika behandelt werden. Er tritt meist im späten Kindergartenalter auf und wird durch Tröpfcheninfektion oder direkten Kontakt übertragen. Am häufigsten tritt Scharlach in den Wintermonaten und im Frühjahr auf.
Symptome: Nach der Inkubationszeit (2 bis 4 Tage) bekommt das Kind plötzlich Fieber und starke Halsschmerzen mit Schluckbeschwerden. Manchmal kommen Erbrechen und Kopfschmerzren hinzu. Die Mandeln und Teile des Gaumens sind entzündlich, hochrot geschwollen, teils mit Eiterpünktchen oder eitrigen Belägen besät. Die Kieferwinkel-Lymphknoten sind schmerzhaft geschwollen. Es kommt zu einem hochroten Ausschlag im Rachen, die Zunge wird nach 2 bis 3 Tagen himbeerrot. Am ganzen Körper, insbesondere in der Leistengegend und im Achselbereich, tritt ein feinfleckiger roter, samtiger Ausschlag auf. Die Region um den Mund bleibt verschont und bildet ein blasses Munddreieck. Unbehandelt kommt es häufig zu Nierenentzündungen, Herzmuskelentzündungen und Herzklappenfehlern.
Der Arzt verabreicht ein Antibiotika. Spätestens nach 48 Stunden nach dem Beginn der richtig dosierten Antibiotikatherapie ist ihr Kind nicht mehr ansteckend. Soweit es sein Allgemeinzustand zulässt, kann es dann wieder den Kindergarten oder die Schule besuchen.
Keuchhusten
Keuchhusten tritt vorwiegend im Kindergartenalter auf. Doch auch Erwachsene mit fehlendem Impfschutz können angesteckt werden. Säuglinge ist sie lebensgefährlich. Die Übertragung erfolgt durch Tröpfcheninfektion beim Husten.
Symptome: 1 bis 3 Wochen nach der Ansteckung beginnt der Keuchhusten wie eine Erkältung mit Husten und Schnupfen. In dieser Zeit besteht Ansteckungsgefahr für andere.
1 bis 2 Wochen später bessern sich die Erkältungszeichen und es bleibt ein bellender, abgehackter Husten über. Am Ende eines Hustenanfalls zieht das Kind die Luft hörbar ein, sodass es wie ein Juchzen klingt. Die Augen tränen und sind stark gerötet, das Gesicht kann blau anlaufen. Das Kind würgt zähen, glasigen Schleim aus. Es kommt zu Atemnot, bei Säuglingen kann es zum Atemstillstand kommen. Eine Behandlung im Krankenhaus ist dann notwendig.
Das können Sie tun:
Die Hustenanfälle sind im Sitzen leichter erträglich, wenn das Kind den Kopf leicht nach vorn beugt. Lassen Sie Ihr Kind nach jedem Hustenanfall trinken, damit sein Körper genug Flüssigkeit bekommet.
Bei etwa der Hälfte der Patienten bessern sich die Symptome, wenn sie einen Tag im Hochgebirge oder einige Stunden in einem Gärkeller einer Brauerei verbringen.
Der Arzt macht einen Nasen-Rachen-Abstrich um den Erreger nachzuweisen. Mit einem Antibiotika ist das Kind nach 5 Tagen nicht mehr ansteckend und kann in den Kindergarten. Ohne Antibiotika muss das Kind 3 bis 4 Wochen isoliert werden.
Röteln
Röteln sind im Kindesalter eine harmlose Erkrankung, die in der Hälfte der Fälle ohne sichtbare Krankheitszeichen verläuft. Übertragen werden Röteln per Tröpfcheninfektion. Die Inkubationszeit beträgt 2 bis 3 Wochen. Die Ansteckungsgefahr besteht aber bereits 7 Tage vor und bis 10 Tage nach Beginn des Ausschlags.
Symptome: Charakteristisch für Röteln ist ein diskreter rötlicher Ausschlag, der am Kopf hinter den Ohren beginnt und sich über den ganzen Körper ausbreiten kann. Nach 3 Tagen ist der Ausschlag wieder verschwunden. Vor oder während des Ausschlags kann leichtes Fieber mit Gliederschmerzen auftreten.
Vorsicht! Schwangere, die mit Röteln angesteckt werden können ihr ungeborenes Kind anstecken, was zu schweren Schäden wie Blindheit, Taubheit und sogar zu einer Totgeburt führen kann.
Der einzige Schutz vor Röteln ist eine Impfung. Besonders wichtig ist die Impfung von Mädchen und Frauen im gebährfähigen Alter.
Windpocken
Sie werden vor allem durch direkten Kontakt übertragen. Vom Tag der Ansteckung bis zum Ausbruch der Krankheit dauert es rund 15 Tage. Ansteckend ist der Erkrankte schon 1-2 Tage vor dem Auftreten der ersten Symptome und so lange, bis die letzten Bläschen verkrustet sind.
Symptome: Etwa zwei Wochen nach der Ansteckung treten linsengroße, rötliche Flecken auf, die sich rasch in wasserhaltige Bläschen umbilden. Der Ausschlag juckt stark und tritt etwa zwei Wochen schubweise auf. Die gesamte Haut und Schleimhäute sind betroffen. Fieber ist möglich, manchmal sogar sehr hohes.
Das können Sie tun:
Kinder können sich kaum zusammenreißen und kratzen unentwegt. Schneiden Sie die Fingernägel möglichst kurz, um Kratzwunden zu vermeiden.
Kühle Luft und Kühlpads lindern den Juckreiz. Bei Windpocken mit hohem Fieber keine Wadenwickel machen, da an feuchten Stellen versteckt Windpocken auftreten. Deshalb auch Windeln häufig wechseln.
Der Arzt kann juckreizstillende Medikamente und Salben verschreiben.
Seit kurzem gibt es eine Lebendimpfung gegen Windpocken ab dem 9. Lebensmonat. Sie kann mit der Masern-Mumps-Röteln-Impfung kombiniert werden und bietet einen zuverlässigen Schutz.
Mumps
Mumps ist hoch ansteckend, wird durch Tröpfcheninfektion übertragen und befällt den gesamten Körper. Jungen bekommen häufiger Mumps. Die Krankheit ist bereits 3 bis 7 Tage vor dem Ausbruch ansteckend und bleibt es bis 9 Tage danach. Wer einmal Mumps hatte, ist ein Leben lang immun.
Symptome: Nach der Ansteckung mit dem Mumpsvirus dauert es durchschnittlich 14 bis 24 Tage bis zum Ausbruch der Erkrankung. Die Symptome sind sehr unterschiedlich. Am häufigsten tritt Fieber mit einer ein- oder doppelseitigen Schwellung der Speicheldrüsen vom Kieferwinkel bis zur Wange auf. Dadurch entstehen Schluckbeschwerden und Bewegungseinschränkungen im Kopfbereich. Es können aber auch Speicheldrüsen erkranken. In diesem fall kommt es zu Erbrecjen, zu Oberbauchschmerzen und zu Stühlen, die mit Fett durchmischt sind.
Häufig treten Reizungen der Hirnhäute auf, die Schwerhörigkeit zur Folge haben können. Bei Jungen in der Pubertät kann Zeugungsunfähigkeit die Folge einer Mumpserkrankung sein.
Das können Sie tun:
Gegen Mumps gibt es keine gezielte Therapie. Kalte oder warme Halsumschläge können helfen. Das Essen muss flüssig, fettarm und leicht verdaulich sein. Um Komplikationen zu vermeiden ist Bettruhe zu empfehlen.
Quelle: "Kinderkrankheiten" von Dr. med. Helmut Keudel, GU Gräfe und Unzer Verlag GmbH, München