Angeklagter spricht von "Notwehr"

Prozess um Polizistenmord von Kusel: Andreas S. bricht sein Schweigen - mit Tränen

21.06.2022, Rheinland-Pfalz, Kaiserslautern: Der 39-jährige Hauptangeklagte kommt in den Verhandlungssaal des Landgerichts Kaiserslautern. Dort beginnt am 21.06.2022 der Prozess wegen der Polizistenmorde im Januar in der Westpfalz. Die Staatsanwaltschaft wirft einem 39 Jahre alten Mann vor, eine junge Polizistin und ihren Kollegen bei einer Verkehrskontrolle erschossen zu haben. Knapp fünf Monate nach den tödlichen Schüssen auf zwei Polizisten in der Nähe von Kusel (Rheinland-Pfalz) hat am Dienstag der Mordprozess gegen den mutmaßlichen Schützen begonnen. Foto: Uwe Anspach/dpa-Pool/dpa - ACHTUNG: Person(en) wurde(n) aus rechtlichen Gründen gepixelt +++ dpa-Bildfunk +++
Polizistenmorde in der Pfalz - Prozessbeginn
ua nic, dpa, Uwe Anspach

Teils unter Tränen hat der Hauptangeklagte Andreas S. den Mordvorwurf im Prozess um zwei erschossene Polizisten in Kusel zurückgewiesen. In seiner ersten persönlich abgegebenen Erklärung vor dem Landgericht Kaiserslautern sagte der 39 Jahre alte Mann am Dienstag, er habe bei einer nächtlichen Fahrzeugkontrolle Ende Januar bei Kusel (Pfalz) zwar mit einem Gewehr drei Schüsse auf einen Polizisten abgegeben - dieser habe aber zuerst geschossen.

Andreas S. beschuldigt seinen Komplizen

Polizisten in Kusel erschossen
Polizisten in Kusel erschossen: Alexander und Yasmin starben im Einsatz
Collage RTL

Andreas S. behauptet, er habe sich nach dem Schuss des Polizisten Alexander K. wehren müssen. „Das hat vor mir aufgeblitzt, das hat ins Fahrzeug eingeschlagen. Ich konnte die Situation gar nicht greifen“, sagte der Mann in seiner rund zwei Stunden langen Einlassung, gelegentlich von Schluchzen unterbrochen. Die Erklärung war nicht angekündigt worden und erfolgte überraschend inmitten der Zeugenvernehmung am dritten Verhandlungstag. Er habe sich dazu entschlossen, weil die Prozessführung fair sei, sagte der Hauptangeklagte.

Während er für sich eine Art Notwehrlage schilderte, gab er dem Nebenangeklagten - seinem Komplizen in der Tatnacht - die Schuld am Tod der Polizistin bei der Verkehrskontrolle. Der 33-Jährige habe die Frau erschossen. Richter Raphael Mall sagte nach der Einlassung: „Ich muss das noch kurz für mich sacken lassen.“

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Polizisten in Kusel erschossen

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Prozess im Fall Kusel: Schüsse auf Tonaufnahme deutlich zu hören

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Polizeibeamte stehen an einer Absperrung an der Kreisstraße 22 nahe des Tatortes.
deutsche presse agentur

Auch die Tonaufnahmen einer Überwachungskamera unweit des Tatorts wurden vor Gericht abgespielt. Darauf waren die Schüsse deutlich zu hören.

Die Staatsanwaltschaft wirft dem 39 Jahre alten Mann vor, Ende Januar eine 24 Jahre alte Polizeianwärterin und einen 29 Jahre alten Polizeikommissar bei einer nächtlichen Fahrzeugkontrolle mit Gewehrschüssen in den Kopf ermordet zu haben, um Jagdwilderei zu verdecken. Die Gewalttat sorgte bundesweit für Entsetzen. Einem 33 Jahre alten Komplizen wirft die Anklagebehörde versuchte Strafvereitelung vor.

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Prozess um Polizistenmord von Kusel noch bis in den Herbst geplant

Er soll beim Spurenverwischen geholfen haben. Der nächste Prozesstag ist für Donnerstag geplant. Bisher sind vom Landgericht Termine bis zum 9. September vorgesehen - allerdings prüft das Gericht bereits weitere Termine bis 19. Oktober. (dpa/jmu/dbö)

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