Darauf kommt es wirklich anTabuthema Menstruations-Hygiene: Periodenunterwäsche - Expertin verrät den größten Fehler

Menstruation: 5 nachhaltige Hygiene-Alternativen
Welches Menstruationsprodukt ist nachhaltig und hygienisch? Gynäkologin Dr. med. Bildau erklärt, worauf es bei den unterschiedlichen Produkten ankommt.
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von Dr. med. Judith Bildau

Es ist ein Dschungel – das Regal im Supermarkt oder der Drogerie, wo die Menstruationsartikel stehen. Von Tampons über Binden bis hin zu Perioden-Panties ist alles dabei. Doch welche dieser Produkte sind wirklich sinnvoll? Und worauf sollten Frauen beim Kauf von Periodenartikeln achten?

Binden, Tampons… und was gibt’s sonst noch?

Etwas, auf das ich mich jede Woche freue, ist die „Mädchensprechstunde“ in meiner Praxis. An einem Nachmittag in der Woche kommen junge Mädchen zu mir, um Fragen zu stellen, über für sie wichtige Themen zu sprechen und manchmal auch um die erste gynäkologische Untersuchung durchführen zu lassen. Manchmal kommen sie allein in die Praxis, manchmal warten die Eltern im Wartezimmer, gar nicht so selten kommt aber auch ein Elternteil mit ins Sprechzimmer. Häufig sind es die Mütter, allerdings erlebe ich auch immer mehr Väter, die ihre Töchter begleiten.

Meist beginne ich damit, mich nach dem Zyklus der Mädchen zu erkundigen. Ist er (schon) regelmäßig? Ist die Blutung sehr stark oder eher schwach? Liegen Unterbauchschmerzen vor? Oder Kopfschmerzen? Übelkeit?

Marie, 13 Jahre alt, die letzte Woche mit ihrer Mutter bei mir war, hatte sich sogar auf unseren Termin vorbereitet. Sie holte, kurz nachdem sie sich hingesetzt hatte, einen Zettel mit Fragen hervor und ihr Handy mit einer Zyklus-App. Maries Zyklus war schon ziemlich regelmäßig, ausgeprägte Beschwerden hatte sie nicht. Wir gingen nach und nach ihre Fragen durch. Am Ende schaltete sich ihre Mutter ein: „Ich würde gerne nochmal über die verschiedenen Menstruationsprodukte sprechen. Ehrlich gesagt kenne ich nur Binden und Tampons. Mittlerweile gibt es aber noch so viel mehr, glaube ich. Was ist das Beste für Mädchen in Maries Alter? Und sollte ich vielleicht auch nochmal über eine Alternative zu Tampons nachdenken?“

Im Video: Wie ein Bleistift gegen Menstruationsbeschwerden helfen kann

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Let’s talk about Menstruationshygiene!

Frauen und Mädchen verbrauchen im Laufe ihres Lebens zwischen 10.000 und 17.000 Binden oder Tampons. Durch den Plastikanteil, den viele Produkte enthalten, ist der Müll, der dadurch entsteht, besonders umweltschädlich. Mittlerweile gibt es zum Glück jede Menge Artikel, die wiederverwertbar und/oder biologisch abbaubar sind.

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Ganz wichtig: Jede Frau sollte den Periodenartikel verwenden, mit dem sie sich wohl fühlt! Völlig egal, was andere sagen, es geht ganz allein um das Wohlbefinden der Menstruierenden. Punkt. Das sage ich zum Beispiel auch allen Müttern, die denken, dass ihre Töchter endlich mal auf Tampons umsteigen sollten. Dazu gibt es aber gar keinen Grund! Fühlt sich das Mädchen mit Binden wohler, ist das überhaupt kein Problem. Es ist weder unhygienisch noch unsicher.

Binden und Slipeinlagen

Gerade sehr jungen Mädchen, die noch nicht so lange ihre Periode haben und deren Blutverlust gering ist, reichen meist Slipeinlagen. Hier ist es wichtig, dass diese nicht parfümiert sind, da ansonsten die natürliche Scheidenflora gestört wird und es dadurch häufiger zu Infektionen kommt. Es gibt mittlerweile Slipeinlagen aus Biobaumwolle. Diese sind atmungsaktiv und biologisch abbaubar.

Bei stärkerer Blutung ist es sinnvoll, auf Binden umzusteigen. Diese gibt es in verschiedenen Größen, mit unterschiedlichen Saugstärken, mit und ohne seitliche Flügel, die einen zusätzlichen Auslaufschutz bieten. Auch Binden gibt es mittlerweile aus ökologischen Materialien. Im Internet gibt es sogar viele nützliche Anleitungen, mit denen man waschbare Binden selbst nähen kann.

Periodenunterwäsche

Annette Riedl
Periodenwäsche gibt es als Slips, Strings und Panties, in allen möglichen Farben.
deutsche presse agentur

Die Periodenunterwäsche erlebt gerade einen echten Boom! Das ist großartig, denn sie bietet Mädchen und Frauen eine hygienische, sichere und sogar umweltfreundliche Form der Menstruationshygiene. Die Unterwäsche gibt es als Slips, Strings und Panties, in allen möglichen Farben. Von außen meist gar nicht sichtbar, enthalten sie mehrere Schichten saugfähigen Materials. Die Unterhosen halten in der Regel mehrere Jahre. Am besten spült man sie nach dem Tragen einmal mit kaltem Wasser aus und gibt sie dann in die ganz normale Wäsche zwischen 40 und 60 Grad. Danach bitte nicht in den Trockner geben, sondern an der Luft trocknen lassen. Durch die Hitze des Trockners können nämlich die Saugmembranen beschädigt und die Unterhosen damit nicht mehr brauchbar werden. Einige Frauen benutzen die Periodenunterwäsche als einzigen Menstruationsartikel, andere wiederum zusammen mit Tampon oder Menstruationstasse, weil sie eine sehr starke Regelblutung haben. Auch als nächtlicher „Auslaufschutz“ ist sie sehr beliebt.

Mittlerweile gibt es auch Badeanzüge und Bikinis, die nach dem gleichen Prinzip wie die Periodenunterhosen funktionieren. Darüber sind vor allem Mädchen und Frauen froh, die auch während ihrer Menstruation gerne schwimmen gehen, aber keine Tampons benutzen möchten.

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Tampons

Tampons gibt es in verschiedenen Größen und Saugstärken. Das ist sehr praktisch, weil dadurch, je nach Menstruationstag und Stärke der Blutung, variiert werden kann. Viele Menstruierende fühlen sich mit Tampons wohler und auch „sauberer“, da das Blut direkt in der Scheide aufgesaugt wird und nicht nach draußen läuft. Andere wiederum mögen es nicht, eine Art „Fremdkörper“ in sich zu tragen. Junge Mädchen haben oft Angst, dass sie sich mit einem Tampon in der Scheide verletzen könnten oder glauben, dass sie mit der Benutzung warten müssten, bis sie zum ersten Mal Geschlechtsverkehr hatten. Diese Sorgen sind jedoch unbegründet. Normale Tampons können keine Verletzungen hervorrufen und selbst ohne bereits Sex gehabt zu haben, können sie problemlos verwendet werden. Das „Jungfernhäutchen“, nennen wir es lieber Hymen, ist nämlich kein Verschluss der Scheide, wie leider immer noch häufig geglaubt wird, sondern eine zirkulär in der Scheide verlaufende Schleimhautfalte, die in der Mitte eine unterschiedlich große Öffnung hat. Ein Tampon kann diese Schleimhautfalte höchstens etwas aufdehnen, sie aber keinesfalls zerstören.

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Gerade am Anfang benötigt das Einführen etwas Übung, irgendwann geht es aber ganz leicht. Bitte keine Creme oder Vaseline verwenden, um den Tampon leichter an Ort und Stelle zu bringen. Dadurch wird die Saugkraft deutlich vermindert und er muss öfter gewechselt werden.

Ich werde oft gefragt, wie lange ein Tampon in der Scheide verbleiben darf. Die Faustregel heißt: Spätestens nach 8 Stunden sollte er gewechselt werden! Über Nacht kann er ruhig etwas länger liegen bleiben, sollten dann nach dem Aufstehen aber direkt entfernt bzw. gewechselt werden.

Übrigens: Auch Tampons gibt es in umweltschonenden Varianten, zum Beispiel aus Biobaumwolle! Deshalb lohnt es sich, sich einmal genauer die Verpackung anzuschauen, um zu checken, aus welchen Materialien sie hergestellt sind.

Menstruationstassen

Menstruationstasse
Menstruationstassen gibt es in verschiedenen Formen und Farben.
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Gerade sehr gehypt, in Wahrheit aber gar keine Neuheit: die Menstruationstasse! Tatsächlich gibt es sie nämlich schon seit den 30er Jahren, leider fand sie über Jahrzehnte kaum Beachtung. Das hat sich nun geändert, wohl auch, weil der Wunsch nach einer umweltfreundlicheren Menstruationshygiene lauter geworden ist. Zudem ist die Menstruationstasse auch eine sehr günstige Alternative zu Binden, Tampons & Co. Sie besteht aus medizinischem Silikon und ist in verschieden Formen und Größen erhältlich. Einmal eingeführt, sorgt der entstandene Unterdruck dafür, dass die Tasse nicht verrutscht und sich das Blut darin sammelt. Nach acht bzw. maximal 12 Stunden sollte sie entfernt und ausgespült werden. Wichtig: Bitte die Menstruationstasse am Ende der Periode einmal mit Wasser auskochen, um sie von Keimen zu befreien! Dann ist sie bereit für ihren nächsten Einsatz bei der nächsten Blutung.

Menstruationsschwamm

Der Menstruationsschwamm, erhältlich in verschiedenen Größen, wird auch „Soft-Tampon“ genannt und besteht meist aus einem natürlichen Material, das auf dem Meeresboden wächst. Er ist also absolut nachhaltig, dazu außerdem plastik- und schadstofffrei. Erhältlich ist er in einigen Drogerien, ansonsten kann er online bestellt werden. Der Schwamm ist sehr weich, leicht einzuführen und wird beim Tragen nicht gespürt. Das Entfernen kann etwas schwieriger sein als das Entfernen von Tampon oder Menstruationstasse, weil die meisten Schwämmchen keinen Rückholfaden haben. Nach etwa 4 bis 8 Stunden sollte er aus der Scheide gezogen und mit Wasser ausgespült werden. Danach ist ein erneutes Einsetzen ohne Probleme wieder möglich. Der gleiche Schwamm kann über mehrere Monate wiederverwendet werden.

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Und was ist dieses „Free bleeding“?

Marie und ihre Mutter schauten mich an, nachdem ich ihnen die verschiedenen Menstruationsartikel erklärt hatte. „Da ist aber in den letzten Jahren ganz schön viel passiert“, lachte die Mutter. Marie schien vor allem über die Möglichkeit erleichtert zu sein, auf etwas anderes als Tampons im Schwimmunterricht zurückgreifen zu können. Eine Frage hatte sie aber noch: „Und was ist dieses „Free bleeding“? „Free- was?“, fragte ihre Mutter. Jetzt musste ich grinsen.

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„Beim ‘Free bleeding’ werden gar keine Menstruationsartikel verwendet. Die Idee dahinter ist, dass das Periodenblut natürlicherweise nicht durchgängig aus der Gebärmutter und dann aus Scheide fließt, sondern quasi schubweise. Frauen, die das ‘freie Bluten’ betreiben, haben ein Gefühl dafür entwickelt, wann das Menstruationsblut entweichen möchte, gehen dann auf die Toilette und lassen es herausfließen. Dahinter steht der Wunsch nach Natürlichkeit und keine Menstruationsartikel verwenden zu müssen.“

Marie nickte. Sie hatte schon darüber gelesen. Ihre Mutter dagegen staunte, für sie war das absolut neu. Die beiden verließen meine Praxis mit dem Plan, in die nächste Drogerie zu gehen und sich einmal genauer nach verschiedenen Periodenprodukten umzuschauen.

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