Deutscher Pflegetag in Berlin
"Menschen sterben!“: Pfleger (31) prangert schlimmsten Missstand an – kann Lauterbach ihn lösen?

„Menschen sterben, wenn sich nichts ändert“, offenbart der Kölner Fach-Intensivpfleger Dominik Stark (31) gegenüber RTL. Zwar könne er gut verstehen, wenn Menschen das Wort „Pflegenotstand“ nicht mehr hören können. Doch eines sei Fakt: „Sie können jetzt über die Straße gehen, einen Unfall haben und sind betroffen. Dann sehen Sie das anders“, so Stark. Auf dem Deutschen Pflegetag in Berlin bespricht er gerade mit vielen Branchenvertretern nichts weniger, als die Zukunft von uns allen. Denn jeder von uns kann krank werden und mit Schmerzen mutterseelenallein im Krankenhaus dahinvegetieren – einfach, weil nicht genug Personal da ist. Was kann der Deutsche Pflegetag da noch bewirken?
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Deutscher Pflegetag in Berlin: „Unsere Ideen kommen nicht bei der Politik an“
Viel, wenn es nach Dominik Stark geht. Die Stimmung in Berlin sei gerade optimistisch. Denn hier sind viele Menschen auf einem Haufen, die für ihren Beruf brennen. In der Hauptstadt kommen in diesen Tagen viele Vertreter aus der Pflegebranche zusammen, die einiges zu sagen haben – damit es in Zukunft noch viel mehr von ihnen gibt.
„Ich bin optimistisch, dass dieser Pflegetag uns weiterbringt und vor allem die Patienten. Denn wir haben viele großartige Menschen in der Pflege, aber es macht mich traurig, dass unsere Konzepte und Ideen nicht bei der Politik ankommen“, so der 31-Jährige im RTL-Gespräch.
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Kölner Pfleger beim Deutschen Pflegetag wird nicht müde, für Patienten zu kämpfen
„Das Wohlergehen aller Patienten liegt vor allem in den Händen der Pflegerinnen und Pfleger“, sagt Dominik Stark. Mit kreativen Ideen und vielen engagierten Pflegerinnen und Pflegern, versucht er seine Branche zum Besseren zu verändern. Denn er liebt den Beruf, den er jeden Tag gerne ausübt. Trotz allem. Dass es zu wenig Personal gibt, sieht er als eines der dringendsten Probleme an. „Wenn wir nicht weiterhin darauf aufmerksam machen, führt das dazu, dass Menschen sterben, weil wir sie nicht betreuen können“, appelliert der Kölner Pfleger.
Doch kann Karl Lauterbach daran etwas ändern? Beim Deutschen Pflegetag hat auch der Bundesgesundheitsminister gesprochen. „Er hat sich wertschätzend gezeigt, aber wir sind an einem Punkt, an dem das nicht mehr reicht“, kritisiert Stark.
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Kölner Pfleger kritisiert Lauterbach: „Nur die halbe Wahrheit“
Zwar habe Lauterbach Defizite in der Pflege eingeräumt und die Personalnot auf dem Schirm, jedoch habe er auch positiv hervorgehoben, wie viele Ausbildungsinteressierte es aktuell gäbe. „Doch das ist nur die halbe Wahrheit. Denn viele brechen die Ausbildung ab und gegen die Abbruchquote müssen wir etwas tun“, fordert Stark. Mehr Ausbildungsleiter seien hier zum Beispiel ein Instrument, damit Auszubildende gut betreut werden und die Ausbildungsbedingungen besser werden.
Mittlerweile glaubt Dominik Stark nicht mehr daran, dass die Politik allein den Pflegenotstand bekämpfen kann, sondern vor allem die Pflegerinnen und Pfleger selbst. Als eigene und selbstständige Profession müsse die Pflege lernen, für sich selbst zu sprechen und laut zu sein. „Wenn wir uns alle professionalisieren und an einem Strang ziehen, können wir für unseren großartigen Beruf werben und Strukturen verbessern, wenn wir gemeinsam Druck machen. Doch dafür müssen wir selbst aktiv sein und handeln“, findet Stark. Und da sei noch Luft nach oben.
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Pfleger (31) fordert Hilfe zur Selbsthilfe ein: Pflege muss sich besser organisieren
Bald fährt Dominik Stark wieder zurück nach Köln und hofft, neue Pflegeansätze mit in seinen Alltag auf der Intensivstation in der Uniklinik einbringen zu können. Für die Patienten. Um dieses Ziel berufspolitisch zu erreichen, hat er sich auch für die erste Pflegekammer in NRW aufstellen lassen. Während es diese Organisation zum Beispiel in Rheinland-Pfalz schon länger gibt, war diese bisher im bevölkerungsreichsten Bundesland Deutschlands noch ein Wunschtraum.
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Schon Ende Oktober könnte dieser Traum jedoch für Dominik Stark zur Realität werden. Jedoch neben seinem Vollzeit-Job als Intensivpfleger, das ist klar. „Ich versuche an allen Ecken und Kanten mich einzubringen. Ich glaube daran, dass uns das weiterhilft“, so der Pfleger weiter kämpferisch.