Was wurde Michael und Doris wirklich gespritzt?Mallorca-Urlauber nach Vitamin-Booster in Todesangst: Wir wurden vergiftet!

von Alex Peekes

Selen-Schock statt Super-Spritzen!
Ein Booster fürs Immunsystem – das war der Wunsch von Doris und Michael Oehmke. Das Ehepaar arbeitet viel, deshalb wollte es sich etwas Gutes tun. Doch dass es den Oehmkes nach der Infusion viel schlechter geht als vorher, damit haben sie nicht gerechnet.
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Am Tropf: Zustand des Ehepaars verschlechtert sich drastisch

Michael und Doris Oehmke
Michael und Doris Oehmke wurden Opfer von einer vergifteten Infusion. Auch ein Jahr später leiden die beiden immer noch unter starken Schmerzen.
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„Danach fühlen Sie sich wie neugeboren“, sagt die Ärztin aus dem Deutschen Facharztzentrum auf Mallorca. Doris und Michael haben einen Termin für eine Vitamin-Kur. Doch als die Infusionsflasche tropft, merkt Doris Oehmke: Hier stimmt was nicht! Das Ehepaar spürt einen sehr starken und unangenehmen Geschmack im Mund. „Im ersten Moment denkt man nichts weiter, aber dann wurden meine Arme ganz ganz schwer und sie schmerzten“, sagt Doris im RTL-Interview.

Eine starke Übelkeit machte sich breit. „Ich sagte Micha, ich kann nicht mehr. Ich muss mich übergeben“. Das Erbrechen wurde so stark, dass Doris für kurze Zeit in Ohnmacht fällt. Eine Arzthelferin ruft um Hilfe – mit einer weiteren Helferin versuchen sie die Patientin zu versorgen, doch die Brechattacke hört nicht auf.

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Neben Doris und Michael sind noch andere Leute betroffen

Mehr als eine Stunde und eine Vomex-Spritze später entscheidet Doris Oehmke nach Hause zu fahren. Dort schläft sie vor Erschöpfung ein und schläft 20 Stunden lang! Als sie am nächsten Tag aufwacht, fühlt sie sich aber immer noch nicht besser. Sie konnte weder etwas trinken, noch aufstehen oder allein auf Toilette gehen. „Ich hatte Todesangst“, schildert sie bei RTL.

Einen Tag später informiert die Ärztin das Ehepaar darüber, dass die Apotheke wohl einen Fehler gemacht habe. Irgendwas soll in dem Beutel gewesen sein, was dort nicht reingehöre, hieß es. Das haben Doris und Michael auch nochmal schriftlich per Rundmail mitgeteilt bekommen. Dort fiel ihnen auf, dass diese E-Mail noch andere Patienten erhalten haben. „Zunächst fand ich es unverschämt, dass nun andere Leute von meiner Krankheitgeschichte wussten, aber später hat es uns geholfen, da wir so mit den anderen vier Personen in Kontakt treten konnten.“ Vier weitere Personen haben also ebenfalls eine vergiftete Infusion im Ärztezentrum bekommen.

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Bluttest bringt Klarheit: Doris erleidet eine Selen-Vergiftung

Zunächst konnte die Ärztin den Eheleuten aber nicht sagen, was nun mit der Infusion falsch war. Erst die Blutergebnisse brachten Klarheit: Der Selen-Wert von Doris lag bei 568. Zum Vergleich, normalerweise darf der Wert zwischen 90 und 120 liegen – er war also hochgradig toxisch. Wie hoch der Wert direkt nach der Infusion gewesen ist, ist nicht bekannt. Fakt ist aber: Die Ärztin hätte vorab einen Test machen müssen, ob bei dem Ehepaar überhaupt ein Vitamin-Mangel vorliegt.

Für die Oehmkes ist die falsch gemischte Infusionsflasche folgenreich. Beide klagen über starke Schmerzen, haben immer wieder Entzündungen im ganzen Körper, Hautausschläge, Sehstörungen oder Zahnfleischbluten. „Wir konnten uns irgendwann nicht mehr riechen, weil wir so gestunken haben. Wir mussten täglich unser Bett frisch machen, so schlimm war das“, berichtet Doris. Zwischenzeitlich befürchtete Doris, dass sie an Depressionen erkrankt sei, denn: „Wir haben uns im Stich gelassen gefühlt. Niemand wollte uns da raushelfen – bis auf wenige Ärzte, die uns versucht haben zu helfen.“

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Genesung endet in einer Sackgasse: Ärzte sind ratlos

Michael und Doris Oehmke
Das Ehepaar Oehmke fordert Gerechtigkeit und, dass die die Betroffenen sich endlich zu dem Vorfall bekennen.
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Da Doris und Michael Oehmke per E-Mail noch von vier weiteren Opfern der Selen-Vergiftung erfahren haben, kontaktierten sie die anderen Betroffenen, um sich auszutauschen. „Sie haben das gleiche erlebt, wie wir“, sagt Doris. „Eine andere Patientin hatte sogar einen noch höheren Selen-Wert, allerdings hat sie auch einen Tag früher Blut entnommen bekommen“, führt sie weiter aus.

Michael und Doris haben auch mehrmals versucht mit dem Arztzentrum und deren Geschäftsführung in Kontakt zu treten. Auch andere Ärzte auf Mallorca hat Doris kontaktiert, einmal soll sie lediglich gesagt bekommen haben, dass sie nur kein Kilo rohes Hackfleisch oder Thunfisch essen soll, dann würden sich die Symptome nach ein paar Tagen legen. „Wir wurden nicht ernst genommen, obwohl unser Körper eine deutliche Sprache gesprochen hat“, sagt Doris.

Fatale Folgen: Familie Oehmke möchte Gerechtigkeit

Die Oehmkes hoffen nun, mit rechtlichen Schritten gegen die Apotheke, die Ärzte und die Geschäftsführer des Deutschen Facharztzentrums Aufklärung zu bekommen. Auf Anfrage von RTL hat der Geschäftsführer Per Baar folgende Stellungnahme abgegeben: „Wir bedauern den Fall sehr. Unserer Ärzte haben jedoch zu keiner Zeit verantwortungslos oder rechtwidrig gehandelt. Wir sind aber sehr zuversichtlich, dass sich bald alles entsprechend aufklären wird.“

Doris und Michael sind der Meinung, dass Fehler passieren können. Sie wollen aber, dass die Beteiligten dazu stehen, und dass in Zukunft solche Dinge besser geprüft werden. „Es ist auch die Verantwortung der Geschäftsführung und die der Ärzte, solche Dinge zu kontrollieren“, so Doris Oehmke.

Die Anwältin von Doris und Michael Oehmke hat nun eine Strafanzeige gegen beide Geschäftsführer vom Deutschen Facharztzentrum gestellt, das bestätigt Anwalt Jose Antonio Perez im RTL-Interview. Diese Anzeige soll nun über einen Ermittlungsrichter einen Prozess ins Rollen gebracht haben. Den Angeklagten wird vorgeworfen: unterlassene Hilfeleistung, Falschaussagen und die Herunterspielung einer fatalen Vergiftung. Doris und Michael hoffen, dass alle Beteiligten sich nun zu diesem Vorfall bekennen und sie entsprechend entschädigen.

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