Tumore in Hals, Bauch, Magen und Brustkorb
Fatale Fehleinschätzung! Laura (24) wurde von fünf Onkologen abgewimmelt - doch sie hat Krebs!

Ärzte stellten zwei Jahre lang eine fatale Fehldiagnose! Bauchschmerzen, starker Husten, Ohnmachtsanfälle – angeblich alles Folgen zu großer psychischer Belastung. Doch Laura Stamer (24) hat Krebs: Morbus Hodgkin mit Tumoren in Hals, Bauch, Magen und Brustkorb. Wie sie zwei Jahre lang um eine Diagnose, gegen Ärzte und für ihre Gesundheit kämpfen musste.
Eine lange Liste von Symptomen, doch kein Arzt schlägt Alarm
Vor rund zwei Jahren beginnt das Leiden der heute 24-jährigen Laura Stamer aus München. Müdigkeit, Erschöpfung, Ohnmachtsanfälle, Appetitlosigkeit, starke Bauchschmerzen und immer wiederkehrende Hustenanfälle – eine lange Liste von Symptomen, die die junge Frau alarmieren. Doch anders als bei Laura schrillen trotz der vielen Symptome die Alarmglocken bei den Ärzten nicht.
Im RTL-Interview erinnert sich die junge Frau an einen Ärztemarathon: „Ich war bei mehreren Ärzten, hatte Magen-Darm-Spiegelungen und vier Bauchspiegelungen.“ Hier habe man sogar etwas gefunden, doch an Krebs denkt da noch keiner. „Ich hatte Blut im Bauchraum, das entfernt wurde.“ Die Beschwerden bleiben.
"Hauptsächlich haben sie es auf die Psyche geschoben"
Die Symptome kämen von der Endometriose, unter der Laura ebenfalls leidet, heißt es. Doch nicht nur diese Erkrankung soll schuld an Lauras Symptomen sein: „Hauptsächlich haben sie es auf die Psyche geschoben“, erzählt sie. Innerhalb eines Jahres muss Laura miterleben, wie bei ihrem Vater die unheilbare Nervenerkrankung ALS diagnostiziert wird und er daran stirbt. „Ich habe ihn gepflegt und viel mit ihm gemacht.“ Mit Sicherheit eine Belastung, die auch psychisch nicht spurlos an der jungen Frau vorbeigeht. Dazu kommt der Stress, den Laura in ihrem Job als Medizinische Fachangestellte in einer Kinderwunschklinik hat. Für die Ärzte scheint klar: Die Symptome basieren auf einer zu großen psychischen Belastung. Dementsprechend begibt sich Laura in die Hände eines Fachmanns: „Ich war auch in psychologischer Behandlung, aber das hat nichts geändert.“
Vier Onkologen sehen keinen Handlungsbedarf - erst beim fünften darf Laura vorstellig werden
Sie ist sich sicher: Irgendetwas stimmt nicht mit ihr. Also wird sie eigenständig tätig, kontaktiert Onkologen. Doch vier Fachärzte sehen keinen Handlungsbedarf, erst beim fünften darf Laura vorstellig werden. Hier werden abermals Blutwerte kontrolliert, unter anderem der sogenannte CRP-Wert.
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Bei Laura liegt dieser Wert zwei Jahre lang weit über der Norm: „Der CRP-Wert war bei 98. Wenn der dauerhaft erhöht ist, spricht das für einen Tumor im Körper“, erklärt sie. Ein Fakt, über den sich jedoch nur Laura selbst bewusst zu sein scheint. Sie solle in einem halben Jahr wiederkommen, in der Zeit Abführmittel nehmen, damit der vermeintliche Blähbauch, unter dem sie schon lange leidet, wieder flach wird. Krebs habe Laura jedenfalls nicht, so die Annahme der Ärzte. „Ich war sehr erleichtert“, erinnert sie sich zurück.
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„Da hat man es dann deutlich gesehen, dass ich im Brustkorb einen sechs Zentimeter großen Tumor habe“
Doch auch nach der Untersuchung werden die Symptome nicht besser: „Ich hatte wieder lange schlimmen Husten. Mein Hausarzt hat mich dann zum Röntgen der Lunge geschickt.“ Auch hier finden Ärzte etwas: „Da haben sie gesagt, da ist eine Raumforderung, die da nicht hingehört.“ Wieder denkt das Fachpersonal jedoch nicht an Krebs. Es könne die Endometriose sein, die dorthin gewandert sei, erinnert sich Laura an die Erklärung ihres Hautarztes. Genauer zeigen soll das eine Computertomographie (CT) des Thorax. Diese jedoch fördert die Diagnose zu Tage, die Laura schon lange erahnt: „Da hat man es dann deutlich gesehen, dass ich im Brustkorb einen sechs Zentimeter großen Tumor habe.“
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Es folgt eine lange Zeit der Ungewissheit, rund drei Wochen lang muss die junge Frau auf die Ergebnisse der Biopsie des Tumors warten. Am Ende steht fest: Laura leidet am sogenannten Morbus-Hodgkin-Syndrom, eine bösartige Erkrankung des lymphatischen Systems, wie die Deutsche Krebsgesellschaft auf ihrer Website erklärt.
Laura: "Ich möchte mich dafür einsetzen, dass junge Patienten ernst genommen werden"
Morbus-Hodgkin-Syndrom: Bei dieser Erkrankung hilft nur Chemotherapie
Eine Schockdiagnose, die für Laura bedeutet, ab sofort Chemotherapie machen zu müssen. Eine andere Therapie, etwa eine operative Entfernung, komme beim Morbus-Hodgkin-Syndrom nicht in Frage. Sie ist durch den jahrelangen Kampf und die andauernden Beschwerden schon so erschöpft, dass sie beinahe aufgibt: „Ich habe kurz überlegt, keine Chemo zu machen. Ich hatte keine Kraft mehr. Ich dachte, ich schaffe das nicht.“
Ohne Chemotherapie geben die Ärzte der 24-Jährigen noch ein Jahr. „Ich habe mich dann natürlich dafür entschieden, denn ich habe ja noch Ziele im Leben“, sagt Laura im Interview. Auch wenn es schwere Tage gibt: Sie wisse wofür sie durchhält, sagt sie. Die Liebe finden, heiraten, für ihre Mutter da sein – dafür nimmt Laura die Strapazen einer zwölf bis 18-wöchigen Therapie in Kauf. Wie die Behandlung anschlägt und wie ihre Heilungschancen stehen, wird sie in den kommenden Wochen erfahren.
"Ich möchte den Menschen zeigen, dass man trotzdem schön ist, egal ob die Haare ausgehen, die Wimpern, die Augenbrauen"

Irgendwann habe sie selbst geglaubt, ihre Symptome seien Einbildung: „Ich habe es dann weggeschoben und wirklich gedacht, ich bilde es mir ein. Ich habe gedacht, ich übertreibe mit meinen Schmerzen.“ Freunde wenden sich ab, eine Beziehung zerbricht. Doch Laura kämpft und steht für sich ein, auch wenn sie im Nachhinein sagt: „Ich hätte lauter sein sollen.“
Diese Erkenntnis möchte die 24-Jährige weitergeben: „Ich möchte mich dafür einsetzen, dass junge Patienten ernst genommen werden, auch wenn sie nicht krank aussehen.“ Dafür teilt sie ihre Geschichte auf ihrem Instagram-Account. Den hat sie eigentlich aus Spaß an Cosplays und Gaming erstellt, nun nutzt die 24-Jährige ihr Profil, um die Aufmerksamkeit der Gesellschaft auf ein wichtiges Thema zu lenken: „Ich möchte den Menschen zeigen, dass man trotzdem schön ist, egal ob die Haare ausgehen, die Wimpern, die Augenbrauen – man soll sein Lächeln nicht verlieren und sich trotzdem lieben.“