Ermittler: „Es könnte ein Teil des großen Puzzles sein“

Hauptverdächtiger im Fall Maddie: Überführen Pädo-Chat-Nachrichten Christian B.?

Christian B. gilt weiter als Hauptverdächtiger im Fall Maddie McCann.
Christian B. gilt weiter als Hauptverdächtiger im Fall Maddie McCann.
Polizei

Hat sich Christian B. mit dieser Nachricht selbst verraten?
Er gilt als Hauptverdächtiger, im Mai 2007 die damals dreijährige Britin Madeleine McCann aus einer Apartmentanlage in Portugal entführt und ermordet zu haben. Bis heute ist das Mädchen nicht gefunden worden. Der 46-Jährige bestreitet die Tat. Um ihm den Mord nachzuweisen, müssen die Ermittler deshalb viele Puzzleteile zusammentragen. Sie sind sicher: Ein ganz entscheidender Hinweis ist eine Nachricht, die sie auf dem Computer von Christian B. in einem Pädophilen-Chat gefunden haben.

Hauptverdächtiger im Fall Maddie McCann: Was meinte Christian B. mit „mm“?

Im Darknet nannte sich Christian B. laut Ermittlungen „Wahnsinn-der-holger“. Hier konkretisierte er seine dunkelsten Fantasien: „Etwas Kleines einfangen und tagelang benutzen, das wär´s.“ Sein Chatpartner gab zu bedenken, dass das nicht ganz ungefährlich sei: „Och, wenn die Beweise hinterher vernichtet werden“, schrieb „Wahnsinn-der-holger“ darauf zurück. Die Polizei wurde auf die Chats aufmerksam, weil B.‘s Freundin ihn 2015 wegen eines Angriffs angezeigt hatte und die Polizei seine Wohnung durchsuchte.

Doch es ist eine weitere Nachricht, die jetzt das Aufsehen der Ermittler erregt. In einem kurzen Online-Chat mit einem Pädophilen erläuterte B. darin seinen Wunsch, ein kleines Mädchen entführen und töten zu wollen. Das sagte Staatsanwalt Hans Christian Wolters der BBC. Demnach soll Christian B. von einer „Vernichtung von Beweismitteln“ gesprochen und schließlich mit „mm“ geantwortet haben. Möglicherweise könnte das eine kryptische Anspielung auf Madeleine McCann gewesen sein. „Natürlich ist das wichtig für uns. Es könnte ein Teil des großen Puzzles sein“, so Wolters.

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Im Video: Das ist der Fall Maddie McCann

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Christian B. sitzt bereits eine Haftstrafe ab - tötete er Maddie?

Christian B. sitzt bereits seit Jahren hinter Gittern. In der Vergangenheit ist er bereits wegen einer Vergewaltigung und wegen Drogenhandels verurteilt worden. Ihm wird zudem sexueller Missbrauch in mehreren Fällen vorgeworfen. Von 2000 bis 2017 soll B. sich mutmaßlich an zwei Frauen und drei jungen Mädchen vergangen haben. Laut Staatsanwaltschaft soll er zwischen 2000 und 2006 eine 70 bis 80 Jahre alte Frau in ihrer Ferienwohnung überrascht, gefesselt, vergewaltigt und mit einer Peitsche geschlagen haben.

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Im selben Zeitraum soll Christian B. sich laut Staatsanwaltschaft auch an einem ungefähr 14 Jahre alten Mädchen und einer 20-jährigen Frau aus Irland vergangen haben. Zuletzt soll der 46-Jährige 2007 und 2017 noch einmal zugeschlagen haben. 2007 habe er laut Anklageschrift am portugiesischen Strand ein zehnjähriges deutsches Mädchen dazu gezwungen, ihn beim Masturbieren zuzusehen und sie dabei festgehalten. 2017 soll er dann erneut vor einem elfjährigen portugiesischen Mädchen masturbiert haben.

Der heute 46-Jährige soll Maddie McCann im Jahr 2007 aus einer Ferienanlage in Portugal entführt und die damals Dreijährige dann getötet haben. So lautet der Vorwurf der Staatsanwaltschaft Braunschweig. B. geriet 2020 in der Sache erstmals ins Visier der Behörden, hat die Tat aber offiziell nie zugegeben. (sbl)

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SPIEGEL TV Doku auf RTL+

Das Verschwinden von Maddie McCann vor 16 Jahren gehört zu den größten Rätseln der Kriminalgeschichte. Bislang konnte nicht geklärt werden, wer das dreijährige Mädchen in Portugal entführte. Doch jetzt ist sich die Staatsanwaltschaft sicher, den wahren Täter zu kennen, und steht kurz davor, Anklage zu erheben.

Für die Dokumentation "Verdächtig im Fall Maddie – Wer ist Christian B.?" (hier auf RTL+ anschauen) hat sich SPIEGEL TV ein Jahr lang auf Spurensuche begeben und exklusiv mit Freunden und Weggefährten des Tatverdächtigen gesprochen. Dabei wurden neue Erkenntnisse über den Mann gewonnen, der möglicherweise ein Verbrechen begangen haben soll, das die ganze Welt erschüttert hat.

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