Skandal im Impfzentrum Friesland in Schortens-Roffhausen

Corona-Sabotage oder nur ein Versehen? "Kochsalz-Krankenschwester" Antje T. vor Gericht!

von Sarina Sprengelmeyer und Sina Schlink

Sie nennen sie die „Kochsalz-Krankenschwester“! Antje T. soll Menschen absichtlich NICHT den Corona-Impfstoff gespritzt haben, sondern eine Lösung aus Kochsalz. Die Staatsanwaltschaft nennt die 39-Jährige eine Impfgegnerin und wirft ihr Sabotage vor – die Frau wehrt sich. Was ist im Impfzentrum Friesland in Schortens-Roffhausen wirklich passiert? Seit Mittwoch steht die Frau vor Gericht – im Video.
Lese-Tipp: Die Soko „Vakzin“ durchsuchte damals das Impfzentrum

Antje T. wird Körperverletzung in 15 Fällen vorgeworfen

Die Angeklagte wirkt peinlich berührt, als sie den Gerichtssaal betritt, sie setzt sich neben ihren Verteidiger. Die Staatsanwaltschaft wirft der Frau Körperverletzung in 15 Fällen vor. Die Spritzen mit der Kochsalzlösung soll sie damals anderen Mitarbeitern gegeben haben. Die haben sie nichtsahnend Bürgern verabreicht.

Durch die unwirksame Impfung sind die Betroffenen zwar nicht direkt zu Schaden gekommen, jedoch hatten sie einem Einstich mit einer Injektionsnadel mit einer Corona-Schutzimpfung zugestimmt, nicht aber mit einer unwirksamen Kochsalzlösung.

Begründungen für Impf-Skandal gehen auseinander

02.11.2022, Niedersachsen, Oldenburg: Die Angeklagte sitzt vor Prozessbeginn in einem Saal im Landgericht. Der angeklagten Frau wird Körperverletzung in 15 Fällen vorgeworfen. Laut Anklage soll die damalige Krankenschwester im April 2021 insgesamt 15 Spritzen entweder ausschließlich mit Kochsalzlösung aufgezogen oder den Impfstoff stark mit der Lösung verdünnt haben. Foto: Hauke-Christian Dittrich/dpa - ACHTUNG: Angeklagte wurde aus persönlichkeitsrechtlichen Gründen auf Anordnung des Gerichts gepixelt +++ dpa-Bildfunk +++
Die 39-Jährige ist wegen Körperverletzung in 15 Fällen angeklagt.
hcd alf, dpa, Hauke-Christian Dittrich

Hintergrund für die mutmaßlichen Taten der Frau ist laut Staatsanwaltschaft, dass sie den Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie kritisch gegenüberstand. Sie „fasste den Entschluss zu sabotieren“, heißt es in der Anklage. Ihr Vergehen sei ihr demnach „bewusst aber gleichgültig“ gewesen. Der Gerichtssprecher zu RTL: „Hintergrund ist: Sie soll ihre Stellung als Krankenschwester in einem Impfzentrum ausgenutzt haben, um die Impfkampagne der Bundesrepublik zu sabotieren.“

Die Version von Antje T. klingt anders: Die Ex-Krankenschwester gab zu einem früheren Zeitpunkt an, dass ihr beim Anmischen des Stoffes ein Fläschchen mit Impfstoff runtergefallen war, was sie nach eigener Aussage vertuschen wollte. Ihr Verteidiger Christoph Klatt: „Sie hat dann halt die sechs Spritzen, die normalerweise mit dem Impfstoff hätten befüllt werden müssen, aufgefüllt – einerseits mit Kochsalzlösung aber andererseits auch mit Impfstoffresten, die noch zur Verfügung standen.“

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Angst vor Konsequenzen

Die Beschuldigte ließ schon damals über ihren Anwalt erklären, es handelte sich bei der Tat um einen einmaligen Vorfall. Vor Gericht will sich Antje T. eigentlich nicht mehr zur Sache einlassen, ein paar Fragen beantwortet sie dennoch. Sie sagt, ein Kollege hatte schon einmal zu viele Spritzen aufgezogen, die mussten dann am Ende des Tages weggeschmissen werden. Ihrer Aussage nach wurde er danach gekündigt, deshalb hatte sie Angst vor Konsequenzen. Sie sagt: „Wir mussten haushalten mit dem Impfstoff.“

Der Aussage ihres Anwalts nach habe sie „Angst vor dem Verlust der Anstellung“ gehabt. Antje T. habe demnach aber die Einsicht, dass ihr Handeln falsch war und sei bereit, „die Konsequenzen zu tragen.“ Ans Licht gekommen war der Fall damals, weil sie sich einer Kollegin anvertraut hatte.

Sie leitete offenbar coronafeindliche Bilder bei WhatsApp weiter

Ex-Krankenschwester Antje T. muss sich vor dem Landgericht Oldenburg verantworten.
Ex-Krankenschwester Antje T. muss sich vor dem Landgericht Oldenburg verantworten.
RTL Nord

Vor Gericht soll nun auch das Motiv von Antje T. geklärt werden. Ein Polizeibeamter, der die 39-Jährige damals vernommen hat, gibt im Zeugenstand an: „Sie sagte sie hält einige Entscheidungen in der Coronapolitik für überzogen.“ Demnach gab sie zu, coronafeindliche Bilder über WhatsApp weitergeleitet zu haben. Der Aussage nach habe sie das Impfen aber „nie infrage gestellt.“ Weiterhin sagt er aus: „Das Ganze klang für mich sehr glaubwürdig.“ Und: „Sie weinte immer wieder, machte auf mich einen verzweifelten Eindruck.“ Auch der Gerichtsprozess macht ihr offenbar zu schaffen: „Sie ist, was das Verfahren angeht, ziemlich ängstlich“, sagt ihr Anwalt zu RTL.

8000 Personen wurden erneut geimpft

Die Polizei teilte damals mit, dass nach weiteren Zeugenaussagen nicht ausgeschlossen werden könne, dass die Frau weitere Spritzen mit Kochsalzlösung aufgezogen hatte. Weil die Lage damals so unübersichtlich gewesen sei, wurden sogar mehr als 10.000 Betroffene zu Nachimpfungen aufgerufen – als Vorsichtsmaßnahme. Rund 8000 Personen erhielten nach damaligen Angaben des Landkreises Nachholimpfungen über ein Impfzentrum. Der Kreis und das Land hatten allen Betroffenen für ihre Nachholimpfungen eine pauschale Aufwandsentschädigung geboten. Um die zu erhalten, mussten diese einen Antrag stellen. Bis Mitte Dezember vergangenen Jahres waren mehr als 5000 Anträge eingegangen und insgesamt rund 208.000 Euro wurden verteilt.

Eine mögliche Strafe, die Antje T. bei einer Verurteilung erwarten kann: Eine Geldstrafe oder sogar eine Freiheitsstrafe von bis zu 5 Jahren.