Experten schlagen AlarmBekommen wir alle die 35-Stunden-Woche?

Weniger arbeiten bei gleichem Gehalt?
Endlich: Die Lokführergewerkschaft GDL und die Bahn haben sich im Tarifzoff geeinigt. Manch ein Arbeitnehmer reibt sich verwundert die Augen: Die Bahn ermöglicht eine Reduzierung der Wochenarbeitszeit bei vollem Lohnausgleich. Die Frage stellt sich: Springen andere auf den Zug auf? Kommt die 35-Stunden-Woche für alle?

Am Ende zahlt der Verbraucher

Die Lokführer machen es vor: Die 35-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich kommt. Bis 2029 soll die Wochenarbeitszeit in Etappen sinken. Sofern die Lokführer sich dafür entscheiden.

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Denn wer freiwillig mehr arbeitet, der erhält bei 40 Arbeitsstunden pro Woche 2,7 Prozent mehr Lohn pro Zusatzstunde. Am Ende des Monats landen dann bis zu 14 Prozent mehr auf dem Konto der Lokführer. Die Bahn will damit ein attraktiverer Arbeitgeber werden. Personalnot ade - dafür könnten aber die Ticketpreise steigen. Am Ende zahlen die Kunden für das Modell.

Weniger Wohlstand ist die Folge

Auch andere Branchen kämpfen für eine Verringerung der Wochenarbeitszeit. So fordert die IG Metall für die Stahlindustrie eine 32-Stunden-Woche und 8,5 Prozent mehr Lohn. Betriebe testen mittlerweile die Umsetzung der 4-Tage-Woche. Es steckt also viel drin in dem Thema flexible Arbeitszeiten.

Arbeitsmarktexperte Enzo Weber warnt jedoch: „Wenn jetzt alle Vollzeitbeschäftigten gleichzeitig ihre Arbeitszeit reduzieren, dann kann auch entsprechend weniger Wohlstand erwirtschaftet werden. Es wird um Selbstbestimmung gehen, also nicht die 4-Tage-Woche oder die 5-Tage-Woche für alle, sondern die 6-Tage-Woche als individuelle Wahlarbeitszeit.“

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Bedeutet: Wer mehr arbeiten möchte, weil er zum Beispiel ein Haus abbezahlt, der soll das tun können. Wer hingegen die Wochenarbeitszeit reduzieren möchte, weil der Kinder versorgt, der soll die Chance bekommen.

Die 35-Wochen-Stunde für alle? Das ist damit wohl keine Option. (nrö)