Staatsschutz eingeschaltetStatt „Jingle Bells“! Auf Otterndorfer Weihnachtsmarkt werden Neonazi-Songs gespielt

Auf der Skihütte wärmt man sich gern mit Alkoholischem. (Symbolbild)
Der Staatsschutz ermittelt wegen Volksverhetzung auf dem Weihnachtsmarkt. (Symbolbild)
Julian Stratenschulte/dpa
von Anna Hohns, Vanessa Höhnl und Johanna Kroke

Nazisounds statt Weihnachtszauber.
Keine Weihnachtsstimmung in Otterndorf (Kreis Cuxhaven), denn hier sorgt gerade ein Vorfall auf dem Sternenmarkt für Entsetzen: Über eine Musik-Anlage soll am Wochenende verbotene Rechtsrock-Musik gelaufen sein – teilweise mit volksverhetzenden und antisemitischen Texten.

Verbotene Klänge aus den Marktlautsprechern

Die Musik kam nicht etwa aus einer privaten Box oder einem Handy, sie dröhnte direkt aus den Lautsprechern des Weihnachtsmarkts im 7.000 Einwohner Ort. „Es ist nicht so, dass das aus irgendeiner Bluetooth-Box oder auf einem Handy lief“, sagt ein Sprecher der Polizei. Für die Beschallung war laut Stadt ein externer Dienstleister zuständig. Am Freitag soll es dann erstmals zu dem skandalösen Vorfall gekommen sein.

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Hetze durch Lieder einer Neonazi-Band

Nach bisherigen Erkenntnissen ertönten Stücke der inzwischen verbotenen Neonazi-Band „Landser“ sowie auch Lieder einer von der Polizei nicht genannten Band, die „bekannte Volkslieder unter anderem mit volksverhetzenden und antisemitischen Texten umdichtet”, schreibt ein Pressesprecher der Polizei.

Nach zwei Liedern soll einem Mitarbeiter der Stadt aufgefallen sein, was für Musik da genau aus den Boxen dröhnt. Er soll dann den USB-Stick, auf dem die Musik war, aus der Anlage gezogen haben, so die Polizei im Gespräch mit RTL.

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Auf diesem Marktplatz hat der Weihnachtsmarkt am vergangenen Wochenende stattgefunden.

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Für Malte Hinck, SPD-Fraktionsvorsitzender im Stadtrat, ist es unerklärlich, wie es zu so einem Vorfall habe kommen können, sagt er zu RTL. „Otterndorf ist offen. Otterndorf ist demokratisch und wir Otterndorfer wollen eigentlich nicht, dass solche Tendenzen kommen.”

Handyvideos liefern Beweise

Doch am Samstag und Sonntag soll weiter verbotene Musik abgespielt worden sein. Die Polizei hat inzwischen Beweismaterial und Videos vom Wochenende erhalten. Der Staatsschutz ermittelt nun wegen Volksverhetzung und Verstoßes gegen das Jugendschutzgesetz. Die Stadt Otterndorf prüft parallel Konsequenzen für den beauftragten Dienstleister. Da nur wenige Menschen Zugang zu der Anlage gehabt haben sollen, sei der Täterkreis überschaubar, verrät die Polizei im Gespräch mit RTL.

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„Wir haben jetzt die letzten Tage der USB-Sticks mal ausgewertet”, sagt Stefan Hertz von der Polizei Cuxhaven. Neben weiteren Liedern seien darauf auch Hinweise auf den Verursacher oder zumindest auf den Eigentümer des Sticks gefunden worden. Laut Hertz soll es sich dabei um einen Mann im Alter von 40 Jahren aus dem Landkreis Stade handeln. Dieser werde in dem Verfahren als Beschuldigter geführt. Zeugen werden dennoch weiterhin gebeten, sich bei der Polizei in Cuxhaven zu melden.

Verwendete Quellen: dpa, eigene RTL-Recherche