Edgar Lahmann überquert als einer der Ersten die DDR-GrenzeEndlich frei! Dieses Foto schreibt vor 35 Jahren Geschichte

Er küsst die Straße, als er 1989 als einer der ersten die Grenze in den Westen überquert. „Ein Kniefall für die Freiheit“ titelt die Zeitung später.
Er küsst die Straße, als Edgar Lahmann 1989 als einer der ersten die Grenze in den Westen überquert. „Ein Kniefall für die Freiheit“ titelt die Zeitung später.
RTL

Als er im Auto die Grenze passiert, übermannen ihn seine Gefühle!
Anstatt so schnell wie möglich von der DDR in den Westen zu fahren, bittet Edgar Lahmann seinen Kollegen anzuhalten. Mitten auf der Straße fällt Lahmann auf die Knie, küsst überglücklich den weißen Streifen, hinter dem er jahrelang gefangen war. Es ist ein Moment, der ihn bis heute berührt.

„Jetzt müssen wir rüber”

Das Foto vom 10. November 1989 ist wie eine Reise zurück in die Vergangenheit. Edgar Lahmann erinnert sich noch genau an diesen Tag. Den Moment, in dem die Mauer fällt. Der Weg in den Westen ist von einem Moment auf den nächsten frei. Auf der Arbeit im Kernkraftwerk Morsleben zögert der Facharbeiter nicht lange. Mit seinem Kollegen meldet er sich morgens um sieben Uhr bei seinem Chef ab. „Jetzt müssen wir rüber. Wir waren am dichtesten dran und sind dann einfach rüber“, erinnert er sich im RTL-Interview noch genau.

Ein Reporter fängt die Euphorie an der Grenze ein.
Ein Reporter fängt die Euphorie an der Grenze ein.
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Lahmann wohnt damals in Sachsen-Anhalt im Sperrgebiet, dicht am Schutzwall der DDR. Die Freiheit des Westens ist für ihn jahrzehntelang fast zum Greifen nah. Doch: „Ich wäre nie in den Westen gekommen, weil ich keine Verwandtschaft hatte”, sagt Lahmann. Als die Mauer fällt, ist er überglücklich. Ein Reporter hält seinen Schritt über die Grenze mit der Kamera fest.

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Ein Kniefall für die Freiheit

Das Bild vom knienden Lahmann erscheint in der Erstausgabe der Bildzeitung nach der Grenzöffnung. Für den Morsleber völlig unerwartet, doch das Bild und dessen Untertitel freuen ihn sehr. „Man kann es nicht beschreiben, wenn man so etwas erlebt“, sagt er. „Und dann diese Unterschrift unter dem Foto: ‘Ein Kniefall für die Freiheit.’ Da habe ich gedacht, das hat der Reporter richtig getroffen.”

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Auch 35 Jahre nach dem Ende der DDR scheint Edgar Lahmann von seinen damaligen Emotionen ergriffen. „Wir wohnten im Sperrgebiet hinter dem Schutzstreifen, von Hunden umzingelt, Minenfelder davor“, sagt der Zeitzeuge über die prägenden Jahre. „Man war noch richtig eingesperrt in Deutschland.“ Der Moment am Grenzübergang sei wirklich ein Kniefall für die Freiheit gewesen: „Auf einmal geht die Grenze auf und man kann sich angucken, was dahinter ist.“

Nach dem Kniefall ging es zurück in die DDR

Vor der Wende geht Lahmann bei den Montagsdemonstrationen auf die Straße. Mit seinen Mitstreitern protestiert er gegen die politische Führung der DDR. Nicht ungefährlich, denn die Stasi habe ihre Spitzel überall gehabt. „Man musste aufpassen, aber zu seinen Kumpels und in der Verwandtschaft hat man natürlich Klartext gesprochen“, lacht der heute 65-Jährige.

Seiner Familie ging es gut in der DDR, trotzdem wünscht sich Edgar Lahmann diese Zeit nicht zurück.
Seiner Familie ging es gut in der DDR, trotzdem wünscht sich Edgar Lahmann diese Zeit nicht zurück.
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Der DRR trauere er nicht hinterher. Trotzdem geht es nach seinem emotionalen Ausflug am 10. November 1989 erstmal wieder zurück. „Wir sind dann wieder umgekehrt und die andere Spur zurückgefahren“, sagt Lahmann. „Und haben uns auch wieder auf der Arbeit gemeldet.“ Der Tag, an dem die Grenze geöffnet wurde, sei eine „magische Freude“ gewesen - für den Zeitzeugen eine Freude zum Niederknien.