Sie könnten unser Leben rettenIrre! Selbst Forscher sind überrascht, wie viele Viren sich im Bad tummeln

Labortests zeigen es immer wieder ...
An vielen Gegenständen in unserer Wohnung wimmelt es nur so von Keimen. Ein Forscherteam der Northwestern University in Evanston und Chicago hat nun untersucht, wie viele Bakterien und Viren sich auf unseren Duschköpfen und Zahnbürsten tummeln. Dabei stießen sie auf eine schier unglaubliche Artenvielfalt. Warum das aber kein Grund zur Sorge ist, erklärt Arzt und Medizinjournalist Dr. Christoph Specht im Video.

Diese Viren können Leben retten

Bevor wir jetzt unsere Duschköpfe und Zahnbürsten wegwerfen: Diese Mikroben könnten uns sogar das Leben retten!

Das nämlich besagt die neue Studie, die am 9. Oktober in der Fachzeitschrift „Frontiers in Microbiomes” veröffentlicht wurde. Die untersuchten Viren gehören nämlich nicht zu den Viren, die Erkältungen, Grippe oder Schlimmeres verursachen. Sie heißen Bakteriophagen und sind die natürlichen Feinde von Bakterien. Jeder dieser winzigen Phagen hat sich darauf spezialisiert, eine ganz bestimmte Bakterienart zu jagen, anzugreifen und zu vernichten.

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„Die Anzahl der Viren, die wir gefunden haben, ist einfach unglaublich”, sagt Studienleiterin Erica Hartmann gegenüber dem US-Sender CNN. „Wir haben viele Viren gefunden, über die wir nur sehr wenig wissen, und viele, die wir noch nie zuvor gesehen haben. Es ist erstaunlich, wie viel ungenutzte biologische Vielfalt uns umgibt.”

Schutzschild für Mikroorganismen

Für die Studie untersuchten die Forscher Biofilmproben von 34 Zahnbürsten und 92 Duschköpfen. Insgesamt identifizierten sie 614 verschiedene Bakteriophagen-Viren.

Ein Biofilm ist eine Ansammlung von Mikroorganismen, die an einer Oberfläche haften. Dieser ist von einer Schleimschicht umgeben, die die Mikroorganismen vor äußeren Einflüssen wie Desinfektionsmitteln oder dem Immunsystem schützt und ihnen die Kommunikation und den Austausch von Nährstoffen ermöglicht.

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Überraschenderweise zeigte die Studie, dass die Virenpopulationen in Duschköpfen und Zahnbürsten unterschiedlich waren und keine gemeinsamen Mitglieder aufwiesen. Die Bakteriengemeinschaften hingegen zeigten Ähnlichkeiten innerhalb der jeweiligen Nische, aber nicht zwischen den Nischen. Umweltfaktoren hatten nur einen geringen Einfluss auf die Zusammensetzung der viralen und bakteriellen Gemeinschaften.

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Bakteriophagen: Hoffnungsträger im Kampf gegen Antibiotikaresistenzen

Besonders interessant ist in diesem Zusammenhang der Fokus der Studie auf Bakteriophagen. Denn Bakteriophagen werden bereits in klinischen Studien als mögliche Lösung für das wachsende Problem der Antibiotikaresistenz eingesetzt.

Indem sie Bakterien infizieren und sich in ihnen vermehren, können Phagen Krankheitserreger abtöten und die Grundlage für neue Medikamente gegen antibiotikaresistente Keime bilden.

„Es gibt ein Interesse daran, noch raffiniertere Medikamente zu entwickeln. Statt ein Breitbandantibiotikum zu nehmen und das gesamte Mikrobiom auszulöschen, könnte man ein Medikament nehmen, das nur den Krankheitserreger angreift und den Rest des Mikrobioms intakt lässt”, erläutert Professorin Hartmann das Forschungsinteresse.

Wie ist das bei euch?

Die Ergebnisse der Umfrage sind nicht repräsentativ.

Die mikrobielle Welt ist noch voller Geheimnisse

Joe Parker, leitender Wissenschaftler am britischen National Biofilms Innovation Centre, unterstreicht die Bedeutung der Forschung: Durch die Sequenzierung der DNA der Bakterien und die anschließende Untersuchung der entsprechenden Phagen konnten die Wissenschaftler „eine Menge darüber erfahren, was wirklich in ihnen steckt”, heißt es in dem Bericht.

„Mikroben sind immer und überall ... Ohne Mikroben könnten wir weder unsere Nahrung verdauen noch Infektionen abwehren”, so Hartmann weiter.

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„Auch wenn die Vorstellung von unzähligen Mikroorganismen auf unseren Alltagsgegenständen zunächst befremdlich wirken mag, halte ich es für wichtig, der mikrobiellen Welt mit Staunen und Neugier zu begegnen. Diese Lebewesen tun enorm viel Gutes und bergen möglicherweise ein enormes Potenzial für die Biotechnologie”. (ija)