Wann es funkt – und was unsere Kindheit damit zu tun hat

Wieso bin ich verliebt – und der andere nicht?

Frau und Mann sind verliebt.
Es gibt kaum etwas Schöneres, als sich zu verlieben. Aber wovon hängt das eigentlich ab?
Yaroslav Astakhov, Yaroslav Astakhov (Yaroslav Astakhov (Photographer) - [None]

„Es muss einfach nur funken…“
Ob man sich in jemanden verliebt, scheint oftmals nur daran zu liegen, ob es zwischen zwei Menschen funkt, ob die Chemie stimmt. Aber ist das wirklich so? Können wir wirklich gar nicht beeinflussen, ob sich das Gegenüber in uns verknallt – oder ob wir andersrum gefühlsmäßig offen sind für den anderen? Wir haben Paarberaterin Ruth Marquardt gefragt.

Woran liegt es, ob man sich in sein Gegenüber verliebt – oder eben nicht?

Beim Dating ist es doch so: Innerhalb der ersten Minuten des Kennenlernens wissen wir, ob uns jemand gefällt und wir uns mehr für eine Person interessieren. Dabei beeindrucken uns ein schönes Lächeln, ein attraktives Äußeres, höfliche Umgangsformen oder ein ähnlicher Humor. Eigentlich doch alles Dinge, die man weitestgehend beeinflussen kann, könnte man meinen. Oder steckt da doch die vielbesagte „Chemie“ dahinter? Woran liegt es, dass wir uns in unser Gegenüber verlieben?

„Beim Verlieben spielt der erste Eindruck eine Rolle“, erklärt Paarberaterin Ruth Marquardt im Interview mit RTL. „Ist da das gewisse Etwas? Erinnert mich dieser neue Mensch von seiner Art an jemanden, an den ich mich aus frühen Kindertagen erinnere?“

Der Expertin zufolge verlieben wir uns also in Aspekte, die wir kennen – und zwar aus unserer frühen Kindheit. „Wir verlieben uns in Ähnlichkeiten: Alter, Bildungsstand, gemeinsame Interessen. Wir spiegeln uns im anderen, fühlen uns geborgen und sicher, wenn wir merken, wir ähneln uns.“ Das könne der gleiche Humor sein, unser Familiensinn oder ähnliche Hobbys. Vor allem verlieben wir uns aber, wenn wir miteinander lachen und die Sicht auf die Welt teilen können, so Marquardt weiter. „Und ob wir es wollen oder nicht: Wie Studien zeigen, verlieben wir uns auch in Menschen, die unseren Eltern auf gewisse Weise ähneln.“

Ebenfalls nicht zu unterschätzen: der Geruch. Menschen, die wir nicht gut riechen können, kommen für uns als Partner nicht infrage. Der Grund ist weniger romantisch als biologisch begründet: Mag man den Geruch des anderen nicht, passen die Gene nicht gut genug zusammen, um gesunde Nachkommen zu zeugen. Wir meiden sie darum – aus Selbstschutz, weiß Marquardt.

Ein weiterer Faktor: der Alltag. Denn auch der Satz „Wir verlieben uns in das, was wir täglich sehen“, trage der Expertin zufolge eine gewisse Wahrheit in sich. Wo sich das zeigt: am Arbeitsplatz. Nicht ohne Grund hat sich jeder Zweite einer Parship-Umfrage zufolge schon mal in eine Arbeitskollegin oder einen Arbeitskollegen verknallt. Woran das liegt? „Wir teilen Zeit, ähnliche Interessen, können uns langsam kennen und schätzen lernen.“

Zu guter Letzt sei dann da noch unser Körper, erklärt Marquardt. Wir verlieben uns – und wissen gar nicht so genau, wieso. „Das Gefühl des Verliebtseins schürt dabei den Wunsch in uns, uns wirklich kennenlernen zu wollen.“

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Die Ergebnisse dieser Umfrage sind nicht repräsentativ.

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Können wir es aktiv beeinflussen, uns zu verlieben und verliebt zu bleiben?

Ob wir uns verlieben und sich daraus vor allem eine beständige Liebe entwickeln kann, könne durchaus von unserer Einstellung abhängen, erklärt die Paarberaterin. Denn: Liebe könne eine Entscheidung sein. Das belege eine Studie aus den USA, bei der Paare untersucht wurden, die bereits zusammen waren. Hier zeigte sich, dass je positiver Menschen über ihren Partner dachten, desto stärker wurden ihre Hirnströme. Die Probanden erzählten, dass sie sich verbundener fühlten.“

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Wie kann es sein, dass es für den einen funkt und für den anderen gar nicht?

Vermutlich hat es jeder von uns schon mal erlebt: Man findet einen Menschen richtig toll, kann sich mehr vorstellen und der oder die andere aber nicht. Da ist Herzschmerz vorprogrammiert. Doch wie kann es sein, dass die Gefühle so auseinandergehen? Wieso funkt es für den einen – und den anderen so gar nicht?

„Das kann ein wenig mit dem eigenen Wunschdenken zu tun haben“, erklärt Marquardt. „Wenn wir uns unter Druck setzen, uns verlieben zu wollen, weil zum Beispiel die Uhr tickt oder weil wir so oft enttäuscht wurden und unbedingt wollen, dass es jetzt endlich klappt.“

Komme dann der eine Mann oder die eine Frau, reiche ein Lächeln und der Dopamin-Kick im Gehirn setze ein – und anstatt bei aller Verliebtheit den Menschen erst einmal in Ruhe kennen zu lernen, stürzen wir uns mit allen Beziehungswünschen und -erwartungen in die Beziehung. „Wir befinden uns im Rausch, während es manchmal für den Partner nur Sex war. Autsch.“

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„Tausendmal berührt...“: Wieso funkt es manchmal erst nach Jahren?

Habt ihr auch schon mal von diesen Liebesgeschichten gehört? Man kennt sich gefühlt ewig, ist seit Jahren befreundet, und plötzlich ist es Liebe. Wie kann das sein?

„Unser Wunsch, wie wir unsere Liebesbeziehung erleben wollen, verändert sich“, so Marquardt. „Mit 20 verlieben wir uns unbeschwerter, suchen das Abenteuer, probieren uns aus. Mit 40 schauen wir bereits auf eine Reihe von Beziehungen zurück, vielleicht sind die Kinder groß – unsere Bedürfnisse verändern sich – und auf einmal ist es der richtige Zeitpunkt: Wir sind beide wieder Single!“

Zu diesem Zeitpunkt wünschen wir uns mehr Beständigkeit – und oft wird aus Freundschaft mehr. Und warum auch nicht: „Wir haben erlebt, wie wir unbeschwert miteinander sein können als Freunde, wir haben gemeinsam viele Krisen durchgestanden, während vielleicht der eine oder andere Lebenspartner gegangen ist, ist aber genau diese Freundschaft geblieben.“

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Die mögliche Folge: Wir schauen plötzlich erstaunt auf, weil aus dieser Vertrautheit und freundschaftlichen Nähe eine neue Sehnsucht entsteht: Die Sehnsucht, diese Verbundenheit auch als Paar zu teilen.

Nicht zu unterschätzen sei dabei der Faktor Zeit: „Wir lieben, was wir immer wieder sehen. Wir fühlen uns vertrauter, sicherer. Das Bindungshormon Oxytocin wird ausgeschüttet – und genau dann könne aus Freundschaft Liebe werden, so die Paarberaterin.