Paarberaterin erklärt, warum genau DAS Romantik bringt

Influencer-Paar führt Beziehung „wie ein Unternehmen“ – wie gut tut das der Liebe?

Cassidy Skelton und Nic Halezos
Nic Halezos und Cassidy Skelton haben in ihrer Beziehung feste Rollen vereinbart - quasi wie in einem Unternehmen.
Instagram / nicolas_haldezos

Eine Beziehung wie ein Unternehmen führen? Klingt erst mal irgendwie falsch. Wir wollen doch Romantik, Leichtigkeit und möglichst wenig Alltagsprobleme! Haushalt und Arbeitsteilung haben da scheinbar keinen Platz – oder doch? Influencerin Cassidy Skelton und ihr Freund Nic Halezos haben im Alltag festgelegte Rollen, um ihren Alltag zu meistern. Warum genau dieser Pragmatismus zu mehr Romantik führt, erklärt Paarberaterin Ruth Marquardt.

Cassidy und Nic arbeiten im „Früh- und Spätdienst“

„Wir führen unsere Beziehung wie ein Unternehmen und teilen jeden Tag unsere Rollen auf.“ Cassidy Skelton und Nic Halezos aus Neuseeland mache genau das glücklich in ihrer Partnerschaft, wie die Influencerin bei TikTok berichtet.

Konkret sehe das folgendermaßen aus: Cassidy übernimmt täglich den „Frühdienst“ in der Beziehung, steht um sechs Uhr morgens auf, macht Frühstück und bereitet das Mittagessen vor. Nic arbeitet bis 17.30 Uhr und übernimmt nach seiner Arbeit den „Spätdienst“, putzt das Haus, kocht Tee, zündet Kerzen an und lässt Cassidy eine Badewanne ein, damit sie sich nach der Arbeit entspannen kann.

Alles ist genau durchgetimt. Bleibt die Romantik da nicht auf der Strecke?

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Beziehung wie ein Unternehmen - wo bleibt da die Romantik?

„Ich glaube, das Gegenteil ist der Fall“, erklärt Paarberaterin Ruth Marquardt im Gespräch mit RTL. Gerade weil beide so klar wissen, wie sie sich gegenseitig unterstützen können, sei die Romantik eine „logische“ Folge.

„Glückliche Paare bestehen aus einzelnen glücklichen Menschen“, erklärt die Expertin. „Beide sorgen gut für sich: Sie erledigen die Arbeit so, dass es in den jeweiligen Tagesablauf passt.“ Warum das so gut klappt? Weil sich beide darauf geeinigt haben.

Bei Paaren, die ihre Bedürfnisse und Wünsche nicht klar besprechen, sei die Gefahr hingegen groß, dass Frauen automatisch (86 Prozent laut neuere Studien) die sogenannte Care-Arbeit wie Haushalt und Kinder übernehmen. Mittelfristig werde das bei den meisten Paaren zu einer Belastungsprobe – und die Romantik bleibe dann definitiv auf der Strecke, so Marquardt.

Bei Cassidy und Nic sei hingegen klar geregelt: Beide haben die Erfahrung gemacht, dass sie allein wohnen können und auch jeweils Hausarbeit gewöhnt sind. So bleibe die Beziehung auf Augenhöhe und es entstehe kein Gefälle, erklärt die Paarberaterin. „Beide agieren aus meiner Sicht sehr bewusst und achten sehr aufeinander.“

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Was sind Vor- und Nachteile, wenn man den Alltag innerhalb einer Beziehung eher pragmatisch angeht?

Das Konzept des Influencer-Paars sehe laut Marquardt zwar sehr pragmatisch aus, habe aber viele Vorteile:

  • Gemeinsame Absprachen

  • Gleichberechtigung in der Partnerschaft

  • Eigene Vorlieben bei der Hausarbeit und dem gemeinsamen Leben werden freiwillig übernommen.

  • Es muss weniger ausdiskutiert werden, wer die Spülmaschine aus- oder die Socken wegräumt – dadurch werden Streits vermieden.

  • Beide übernehmen Verantwortung für sich selbst. Es scheint kein Jammern darüber zu geben, wer zu wenig macht. Beide tun das, was es braucht, damit ein gemeinsamer Haushalt so gut funktioniert, wie das jeweilige Single-Dasein vorher.

Mögliche Nachteile:

  • Wer nur auf die Uhr schaut, könnte die ebenso nötige Flexibilität aus den Augen verlieren.

  • Passt Unvorhergesehenes, stellt sich die Frage: Wie gehen wir dann damit um? Wie läuft es bei Krankheit oder Urlaub?

Wichtig sei laut der Expertin, mögliche Erwartungshaltungen bei beiden klar auszusprechen. „Aus meiner Erfahrung fehlt das bei den meisten Paaren.“ Die innere Erwartungshaltung (Räum’ die Spülmaschine so und so ein, bügele deine Sachen selbst) werde gerade zu Beginn einer Beziehung oft nicht thematisiert. „Man nimmt dann eher Rücksicht aufeinander und verschiebt diese unangenehmen Klärungsgespräche – bis sich eine eigene Dynamik in der Paarbeziehung entwickelt.“

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Welche Dinge im Alltag sollten Paare eher pragmatisch angehen?

„Pragmatisch ist dann gut, wenn die Pflichten des Alltags so aufgeteilt werden, dass sie gut in den Rhythmus des jeweiligen Partners/der Partnerin hineinpassen“, weiß Marquardt. So wie bei dem Influencer-Paar aus Neuseeland.

Hier werde geschaut: Wer fängt um welche Zeit an zu arbeiten und kann daher welche Aufgaben übernehmen? Wer kommt regelmäßig am Papiercontainer vorbei und nimmt den Papiermüll mit? Wer kümmert sich gern um Dinge wie Handwerker oder Reparaturen?

„Die Aufgaben nach eigenen Vorlieben zu verteilen, ist optimal, da eine Partnerin/Partner freiwillig und gern tut, was für den/die andere/n eine Qual wäre“, so Marquardt.

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Wann ist es Zeit für Emotionen?

Innerhalb der Paarbeziehung ist es ebenfalls wichtig, Raum für Emotionen zu schaffen und regelmäßig offen über alle aktuell anstehenden Fragen oder Wünsche zu sprechen. Beispielsweise in sogenannten Herzgesprächen.

Bei diesen Meetings verabredet sich das Paar einmal wöchentlich für etwa eine Stunde – und zwar ganz ohne Störung, also ohne Handy, ohne Anrufe, ohne Besuche. Während des Meetings soll das Paar seine Bedürfnisse folgendermaßen kommunizieren:

  1. Partner A beginnt, spricht für etwa zehn Minuten in der Ich-Form, während Partner B zuhört. Ohne die Augen zu verdrehen. Emotional offen und neugierig.

  2. Nach rund zehn Minuten wird gewechselt und Partner B spricht. Allerdings nicht in einer Form von Gegenrede „das siehst du falsch“ oder „so war das gar nicht“, sondern wiederum von sich, den eigenen Themen: Was bedrückt mich? Was würde ich gern mit dir teilen?

  3. Am Ende der Zeit prüfen beide, ob sie noch eine Runde sprechen wollen. Wenn nicht gibt es einen Dank: Danke, dass du mir das so vertrauensvoll erzählt hast. Danke, dass du mir so offen zugehört hast.

„Paare, die einander auf diese Weise sehen und anerkennen, können so ihre Beziehung nicht nur stabilisieren, sondern schaffen auch eine Form von Sicherheit, Nähe und Intimität, die viele Paare als sehr nährend und wertvoll beschreiben“, so Marquardts Erfahrung.

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