Experte zum aktuellen Infektionsgeschehen

Viele Menschen infiziert: Erwischt uns Corona im April noch mal richtig?

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Aktuell sind viele Leute krank, einige noch immer mit dem Coronavirus infiziert. Wann ist die Welle vorüber?
iStockphoto, istock

Viele sind aktuell infiziert. Denn: Corona ist nicht vorbei! Doch die Zahlen über die Inzidenzen sind in Deutschland niedriger denn je, geben das Infektionsgeschehen laut Experten nicht mehr richtig wieder. Wie passt das zusammen? Und wann wird die aktuelle Welle vorüber sein?

Experte ist sich sicher: Aktuelle Corona-Welle wird im April ihren Höhepunkt haben und danach abschwächen

Der Saarbrücker Pharmazieprofessor Thorsten Lehr erklärt im Interview mit der „Deutschen Presse-Agentur“: Das aktuelle Meldewesen hat keinen Aussagewert mehr. Obwohl die vorherrschende Corona-Inzidenz tatsächlich im vierstelligen Bereich liegt. Er geht davon aus, dass die tatsächliche Sieben-Tage-Inzidenz in Deutschland derzeit zwischen 1.000 und 2.000 liegt.

Das Robert Koch-Institut (RKI) wies die Zahl der gemeldeten Covid-19-Fälle binnen sieben Tage pro 100.000 Einwohner zuletzt mit rund 40 aus.

Doch eines ist deutlich: „Corona selbst ist nicht vorbei“, so Lehr. Die tatsächlichen Zahlen erklärten, was man auch sehe: „Wir haben noch viele Infektionen. Sie sind harmloser, aber sie sind existent“, sagt er.

Seiner Prognose nach werde die aktuelle Welle im April ihren Höhepunkt haben und sich dann abschwächen. „Nicht wegen irgendwelcher Saisonalitäten, daran glaube ich nicht mehr. Sondern weil wieder eine Durchseuchungsrunde vorüber ist.

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Wie es mit Corona weitergehen könnte

Derzeit plagen sich in Deutschland viele Menschen mit Atemwegserkrankungen herum. Allerdings ist laut RKI bei nur sieben Prozent der Menschen, die deshalb zum Arzt gehen, der Auslöser Sars-CoV-2. Eine wesentlich größere Rolle spielen Influenza- und Rhinoviren.

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Lehr sagt, was später komme, sei ungewiss. „Das wird immer davon abhängig sein, ob es eine neue Variante gibt und wie lange der Impfschutz anhält.“ Mit rund 40 Millionen gemeldeten Infektionen seit Pandemie-Beginn vor gut drei Jahren plus Dunkelziffer gebe es bundesweit eine „relativ große“ Immunität. „Mehr oder weniger die komplette Bevölkerung dürfte einmal Kontakt mit dem Virus gehabt haben“, erzählt der Professor für Klinische Pharmazie an der Universität des Saarlandes.

Im Video: Betroffene spricht über die Folgen ihrer Corona-Impfung

"Da ist Aufholarbeit nötig": Wissenschaftler macht auf Long- und Post-Covid aufmerksam

Die Folgen der Infektionen würden Forscher und Mediziner noch lange beschäftigen, meint Lehr. „Es gibt kaum Long-Covid- und Post-Covid-Ambulanzen. Das ist eine Lücke, die wir haben“, sagt der Wissenschaftler. Von Long-Covid spreche man, wenn Betroffene bis zu zwölf Wochen nach einer Infektion unter Folgen litten. Post-Covid bezeichneten Folgen, die zwölf Wochen oder länger anhielten. „Auch Forschung gibt es nicht genug. Da ist Aufholarbeit nötig.“

So wisse man nicht, was für Langzeitfolgen ein paar Jahre nach einer Infektion („Long-long-Covid“) auftreten könnten: Etwa ob Viren, die im Körper blieben, auch Autoimmunkrankheiten auslösen könnten. „Ich glaube, dass wir da wachsam sein müssen. Folgeerkrankungen, die da auftreten, werden auch nicht einfach zu diagnostizieren sein.“ Zudem müsse man sich beschäftigen mit dem Post-Vac-Syndrom, den Impfschäden.

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Lehr hatte mit seinem Forscherteam einen „Covid-Simulator“ entwickelt, der in der Corona-Pandemie das Infektionsgeschehen in Deutschland berechnete und Prognosen lieferte. „Wegen fehlender Datenquellen kommt unser Simulator an seine Grenzen. Ich gehe davon aus, dass wir Ende des Monats erstmal pausieren müssen.“ (dpa/vdü)