Berechnungen des Bunds der Steuerzahler
53 Cent pro verdientem Euro: Wofür wird eigentlich unser Steuergeld genau verwendet?
Endlich! Das Gehalt ist da – und oh nein! Was da alles wieder abgezogen wird! Ein durchschnittlicher Arbeitnehmer zahlt nach Berechnungen des Bunds der Steuerzahler mehr als die Hälfte von jedem verdienten Euro über Steuern und Abgaben an den Staat. Aber wofür wird das Geld eigentlich benutzt?
Am 12. Juli ist "Steuerzahlergedenktag" - der ist aber umstritten!
Der Lobbyverein Bund der Steuerzahler hat den 12. Juli zum „Steuerzahlergedenktag“ ernannt: Bis zu diesem Datum hat jeder von uns allein – rein rechnerisch natürlich - für die öffentlichen Kassen gearbeitet. Im Schnitt 52,7 Prozent des Einkommens gehen an den Fiskus. Die Berechnung des Steuerzahlerbunds ist bei Ökonomen jedoch höchst umstritten.
Aber wofür werden unsere Steuern eigentlich ausgegeben?

Das meiste Geld aus der Einkommens- und Lohnsteuer teilen sich Bund und Länder, sie erhalten insgesamt 85 Prozent der Steuereinnahmen, also jeweils 42,5 Prozent. 15 Prozent geht an die Kommunen. Das ist im Grundgesetz so geregelt.
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Der Bund legt jährlich im Bundeshaushalt fest, wofür er das Geld ausgibt und teilt den Ministerien entsprechende Budgets zu. Zum Beispiel fürs Arbeitsministerium. Da werden dann zum Beispiel Zuschüsse zur Renten- oder Sozialversicherung gezahlt. Außerdem fließen unsere Steuern in die Verteidigung, in die Verkehrs- oder digitale Infrastruktur oder aber ins Gesundheitssystem.
Die Länder zahlen von den Steuern zum Beispiel die Gehälter von Landesbeamten oder Angestellten, also von Polizisten, Lehrern oder in der Justiz. Auch die Kosten von Landeskrankenhäusern oder auch der Unterhalt von Kultur- und Sporteinrichtungen wird mit Steuergeld bezahlt.
Und die Kommunen? Die zahlen vom Steuergeld zum Beispiel den öffentlichen Nahverkehr, die Müllabfuhr, den Unterhalt für städtische Kitas oder die Feuerwehr. Auch fließt Steuergeld in Bibliotheken oder Turnhallen.
Steuerexperten üben Kritik an der Berechnung
Doch geben wir wirklich alle so viel von unserem Einkommen aus – ohne davon was zu haben?
„Der Bund der Steuerzahler inszeniert sich gerne als steuer- und finanzpolitisches Gewissen der Nation“, sagt der Steuerexperte des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Stefan Bach. Er repräsentiere dabei vor allem die Interessen der Besserverdienenden. Außerdem beziehe der Steuerzahlerbund Sozialabgaben in seine Rechnung mit ein, die keine Steuern seien. „Den Beiträgen stehen individuelle Leistungsansprüche gegenüber“, sagte Bach. Das gelte besonders für Rentenbeiträge.
Ebenfalls nicht gewürdigt werde, dass der Staat mit den Steuern öffentliche Leistungen und sozialen Ausgleich finanziere, die für das Funktionieren einer modernen Volkswirtschaft wesentlich seien. Insoweit bekämen Bürgerinnen und Bürger sowie Unternehmen die Steuern wieder zurück - wenn auch in unterschiedlichem Ausmaß. Ein paar Beispiele in unseren Lese-Tipps:
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„Wir wollen alle einen funktionsfähigen Staat, wir wollen Infrastruktur, wir wollen Bildung, wir wollen Polizei, wir wollen auch soziale Sicherungssysteme. Das stellen wir überhaupt nicht in Abrede. Aber muss dafür mehr als die Hälfte von unserem Einkommen abgenommen werden?", sagt Reiner Holzschuh vom Bund der Steuerzahler im RTL/ntv-Interview.
So gesehen zahlen wir natürlich alle mit unserer Einkommenssteuer auch in unsere eigene Tasche. Vielleicht denken Sie ja demnächst mal daran, wenn Sie sich in „Ihrem“ Schwimmbad liegend über mögliche Abzüge auf der Lohnsteuerabrechung ärgern sollten
(eku/dpa)
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