Hetzer in Kartepe aufgescheucht
So haben "stern"-Reporter Attila Hildmann in der Türkei aufgespürt
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Spektakulärer Erfolg einer journalistischen Spurensuche: Nach monatelangen Bemühungen einer Gruppe von Hobby-Detektiven und „stern“-Reportern wurde der mit Haftbefehl gesuchte rechtsradikale Hetzer Attila Hildmann gefunden. Die Journalisten sprachen mit dem als Vegan-Koch bekannt gewordenen Verschwörungserzähler in der Stadt Kartepe, rund 100 Kilometer östlich von Istanbul. Wie ihm seine Verfolger auf die Schliche kamen – in unserem Video.
Hildmann wird seit 2021 mit internationalem Haftbefehl gesucht
Dass Hildmann gefunden werden konnte, ist dem Ehrgeiz der Suchenden zu verdanken. Ihr Erfolg ist das Resultat einer geduldigen Recherchearbeit. Sie bauten Kontakte auf, werteten Chats und Bilder in sozialen Medien aus und verloren auch durch Rückschläge nie ihr Ziel aus dem Visier.
Dem Bericht zufolge lebt Hildmann seit Sommer diesen Jahres in Kartepe. Zuvor habe er seit Herbst 2021 in Gömec, einem Küstenort im Westen der Türkei, gewohnt. Er war im Dezember 2020 in die Türkei geflohen und wurde ab Februar 2021 mit einem internationalen Haftbefehl gesucht. Die Gruppe recherchierte demnach sehr lange und aufwendig im Internet und in Chatkanälen und analysierte von Hildmann gepostete Videos und Fotos, um ihn aufzuspüren.
Der Chef der Hobby-Ermittler informierte direkt nach dem Aufeinandertreffen mit dem Gesuchten das deutsche Generalkonsulat in Istanbul und die Bundespolizei über Hildmanns Adresse, berichtet der „stern“. Die 13 Hobby-Detektive nannten sich „Hildbusters“ (Hildmannjäger) – nach dem Hollywoodfilm „Ghostbusters“.
"stern" schleicht sich in Hildmanns Nazi-Gruppe ein
Dem „stern“ gelang es nach eigenen Angaben, sich in eine abgeschottete Chatgruppe einzuschleichen. Diese Gruppe, die sich unter anderem nach einem Hitler-Quartier „Wolfsschanze“ nannte, bestehe aus etwa 200 Nazis, so der „stern“ weiter. Einige Mitglieder hätten Hildmann mit „mein Führer“ angeredet. Der Rechtsradikale selbst sehe sich offenbar als eine Art Nachfolger von Adolf Hitler.
Die deutsche Staatsanwaltschaft ermittelt seit längerem gegen Hildmann, der sich selbst als „ultrarechts“ und einen Verschwörungsprediger bezeichnet, wegen Volksverhetzung, des Verdachts der öffentlichen Aufforderung zu Straftaten und des Widerstands gegen die Polizei. Sie wollte sich bisher nicht zu den jüngsten Entwicklungen äußern.
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Unklar, ob Bundesregierung Auslieferungsversuch an Türkei gestellt hat
Kürzlich war bekannt geworden, dass Hildmann nur die deutsche Staatsbürgerschaft besitzt. Die Berliner Staatsanwaltschaft hatte lange angenommen, er habe auch die türkische Staatsbürgerschaft und werde deswegen nicht ausgeliefert.
Seit April sei der tatsächliche Status von Hildmann bekannt, die Fahndung wegen des internationalen Haftbefehls sei erweitert worden. Ob die Bundesregierung inzwischen ein Auslieferungsgesuch an die Türkei gestellt hat, ist nicht bekannt. (uvo/dpa)