Neue Studie Hätten Sie's gedacht? So lange braucht das Hirn, um sich vom Alkohol zu erholen

Gute Nachricht für alle Glühwein-Liebhaber!
Nicht nur unsere Leber, auch unser Gehirn hat an regelmäßigem Alkoholkonsum ziemlich zu knabbern. Eine neue Studie hat nun sogar genau ausgerechnet, wie lange unser Gehirn tatsächlich braucht, um Bier, Sekt und Glühwein zu verarbeiten. Und das geschieht nicht von jetzt auf gleich.
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Gehirn braucht länger als ein halbes Jahr, um sich zu erholen!
Die gute Nachricht ist: Auch wer sehr viel und regelmäßig Alkohol trinkt, kann sein Gehirn wieder auf Vordermann bringen. Die schlechte Nachricht ist: Es geht nicht von jetzt auf gleich und bedarf einer absoluten Abkehr von Wein, Bier und Co. Das legt zumindest eine neue Studie aus den USA nahe, die in der Fachzeitschrift „Alcohol“ erschienen ist.
Demnach brauche das Gehirn von Menschen, die eine Alkoholkonsumstörung (AUD) haben, etwa 7,3 Monate, um sich von dem exzessiven Alkoholkonsum zu erholen. Aber nur, wenn diejenigen auch wirklich gar keinen Alkohol in der Zeit zu sich nehmen, heißt es in der Wissenschaftszeitung Science.
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Alkohol greift vor allem die Hirnrinde an
Bei einer Alkoholkonsumstörung handelt es sich laut dem MSD Manual um eine Erkrankung, die Alkoholismus stark ähnele, sich allerdings in der Häufigkeit des Alkoholkonsums unterscheide. Alkoholismus liege demnach erst ab 14 Getränken pro Woche bei Männern und sieben Getränke pro Woche bei Frauen vor. Hören die Betroffenen von AUD jedoch mit dem Trinken auf, leiden auch sie unter einem Entzug und „psychosozialen Folgen“, wie es bei MSD heißt – zum Beispiel Depressionen.
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Der Alkohol greife bei den Betroffenen vor allem die Hirnrinde an, heißt es in der neuen Studie nun, also den Teil des Gehirns, in dem unter anderem unser Sprachzentrum liege. Die Hirnrinde sei viel dünner als bei Menschen, die wenig Alkohol trinken. Bisher sei nur untersucht worden, ob sich das Gehirn von einem krankhaften Alkoholkonsum erholen könne, so die Forschenden der Stanford Universität in einer Pressemitteilung. Wie schnell sich das Gehirn jedoch erhole, sei bisher unbekannt gewesen.
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Ein „ermutigendes" Ergebnis
Für ihre Studie untersuchten die Forschenden deshalb 88 Personen mit AUD und 45 Personen ohne AUD, die als Kontrollgruppe dienten. Bei allen Personen wurde mehrfach die Dicke der Hirnrinde gemessen, um zu untersuchen, wie sich das Gehirn ohne Alkohol verändert.
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Das Ergebnis: Nach einer Woche bis zu einem Monat Alkoholabstinenz erholt sich die Gehirnrinde sehr schnell. Doch erst nach durchschnittlich 7,3 Monaten hat sie sich so weit regeneriert, dass sie „statistisch gleichwertig“ mit der in der Kontrollgruppe ist. Dann hat die Hirnrinde also etwa die gleiche Dicke bei AUD-Betroffenen wie bei Personen ohne Alkoholkonsum.
Allerdings hielten nur 40 der einst 88 AUD-Betroffenen bis zum Ende der Studie durch. Die anderen Teilnehmer wurden zwischenzeitlich wieder rückfällig.
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Dennoch ziehen die Forschenden ein positives Fazit, wie es bei Science heißt: „Diese Daten liefern klinisch relevante Informationen über die positiven Auswirkungen anhaltender Nüchternheit auf die menschliche Hirnmorphologie“, so die Autoren. Die Ergebnisse seien durchaus „ermutigend“ und sollen nun in weiteren Studien weiter untersucht werden.
Wo erhalten Alkoholsüchtige Hilfe?
In jedem Fall kann es eine große Hilfe sein, mit Angehörigen über Ihre Sorgen zu sprechen. Eine Vertrauensperson kann Ihnen Mut geben und Sie auf Ihrem Weg unterstützen.
Ein guter erster Schritt ist es auch, mit Ihrem Hausarzt offen über Ihren Alkoholkonsum zu sprechen. Er kann ganz individuell mit Ihnen klären, welche Therapie infrage kommt, um eine Alkoholabstinenz zu erreichen. Vielen Betroffenen, die ihre Alkoholsucht bekämpfen wollen, hilft zudem der Besuch bei einer Suchtberatungsstelle oder Selbsthilfegruppe für Alkoholiker.