Junge überlebte Seilbahn-Unglück in Italien als Einziger
Tante will entführten Eitan (6) aus Israel zurückholen

Als Einziger überlebte Eitan (6) im Mai die Seilbahn-Katastrophe am Lago Maggiore, bei der 14 Menschen starben. Inzwischen ist ein erbitterter Streit um den Jungen entbrannt: Vor gut einer Woche entführte sein Großvater mütterlicherseits Eitan nach Israel. Seine Tante väterlicherseits ist fest entschlossen, den Sechsjährigen nach Italien zurückzuholen. Deshalb flog Aya B. am Sonntag nach Tel Aviv, wie ihr Ehemann Reportern erzählte. Ein Sprecher der Familie sagte der Nachrichtenagentur Ansa außerdem, Aya B. sei von Diplomaten begleitet worden und müsse zunächst in Corona-Quarantäne. Sie wolle ihren Neffen "auf friedlichem Weg" und so schnell wie möglich nach Hause bringen.
Eitan verlor bei Seilbahn-Unglück am Lago Maggiore Eltern und Bruder
Eitan verlor bei dem Seilbahn-Unfall am Pfingstsonntag beide Eltern, seinen kleinen Bruder und zwei Urgroßeltern. Am Samstag brachte sein Opa Shmulik P. den Sechsjährigen heimlich und entgegen einer richterlichen nach Israel. Er hatte ihn kurz zuvor im norditalienischen Pavia regulär bei Aya B. abgeholt, die die Vormundschaft für den Jungen besitzt. Offenbar geht es dem Großvater nicht nur ums Sorgerecht, sondern auch um die hohe Entschädigung geht, die Eitan zusteht.
Italien: Shmulik P. täuschte Eitans Tante
Nach RTL-Informationen buchte Shmulik P. für 9.000 Euro ein Privatflugzeug, das zunächst von Hannover nach Lugano (Schweiz) flog. Der Großvater suggerierte Eitans Tante am Samstag, mit dem Jungen zu einem Spielplatz zu fahren. Tatsächlich brachte er ihn aber mit einem Leihwagen nach Lugano, von wo aus der Privatjet am Nachmittag Richtung Tel Aviv startete.
Entführung nach Israel: Auch Eitans Oma und weiterer Mann unter Verdacht
Shmulik P. ist offenbar mehrfach vorbestraft, er soll seine Ex-Frau mehrfach misshandelt haben. Jetzt ermittelt die Staatsanwaltschaft von Pavia gegen ihn wegen Kindesentführung. Dabei könnte er Komplizen gehabt haben: Eitans Großmutter sowie ein weiterer Mann stehen ebenfalls unter Verdacht. Nach Informationen der Zeitung "Corriere della Sera" fuhr der Mann den Großvater und Eitan in dem Mietauto von Pavia in die Schweiz. Von dort flogen Großvater und Enkel nach Tel Aviv.
Großvater zeigt sich auf Fotos mit dem Jungen

Die Verwandten mütterlicherseits in Israel erklärten in mehreren Interviews, zum Wohle des Kindes gehandelt zu haben. Ihre Behauptung: Eitan habe in Italien nicht die nötige physische und psychische Hilfe bekommen. Auf Fotos war Shmulik P. mit seinem Enkel auf dem Balkon seiner Wohnung bei Tel Aviv zu sehen. Am Freitag besuchte der italienische Konsul den Sechsjährigen.
Die israelischen Anwälte der Familie väterlicherseits teilten laut Ansa hingegen mit: "Auch wenn Eitan in körperlich gutem Zustand scheint, ist es besorgniserregend, dass bei dem Kleinen klare Zeichen von Aufwiegelung und Gehirnwäsche zu beobachten sind." Es scheine "dringender denn je", dass der Sechsjährige nach Italien zurückkehrt. (bst)