Entführung ist ein Verbrechen, bei dem Täter ihre Opfer gewaltsam an einen geheimen Ort verschleppen und dort festhalten. Mindestens ein Entführungsfall ereignet sich in Deutschland pro Woche. Die Aufklärungsquote liegt bei 90 Prozent. Die häufigste Tatmotivation ist die Aussicht auf Lösegeld.
Tatbestand und Strafmaß bei Freiheitsberaubung
Das deutsche Strafgesetzbuch (StGB) nennt die Entführung nicht als eigenes Verbrechen, sondern drückt ihre Eigenschaften in anderen Strafbeständen aus. Abschnitt 18 StGB beschäftigt sich mit Delikten gegen die persönliche Freiheit und beschreibt in § 239 den Grundtatbestand der Freiheitsberaubung. Dieses Verbrechen geht definitionsgemäß mit dem Verlust der persönlichen Bewegungsfreiheit einher. Die Handlungsfähigkeit der Opfer kann voll oder teilweise erhalten bleiben. Das Strafmaß für Entführungen hängt von den Umständen ab. Der Gesetzgeber sieht Geldstrafen für Täter vor, die Opfer höchstens eine Woche lang festhalten und ihnen keinen Schaden zufügen. Alle anderen Fälle sind mit einer Gefängnisstrafe zwischen sechs Monaten und fünf Jahren belegt. Der Tod der Opfer erhöht die Strafe auf bis zu zehn Jahre.
Verschiedene Arten der Entführung
Das Strafgesetzbuch unterscheidet zahlreiche Formen der Entführung. Die Umstände entscheiden über die Einordnung. Die Kombination aus Entführung und Geldforderung gilt gemäß § 239a StGB als erpresserischer Menschenraub. Hiervon unterscheiden sich Geiselnahmen. Statt Lösegeld erpressen Geiselnehmer Fluchthilfen wie freies Geleit. Sie wollen durch die Geiselnahme nach einer vorausgegangenen Straftat dem Vollzug entgehen. Die Verschleppung minderjähriger Opfer (Kindesentziehung) stellt eine weitere Form der Entführung
dar. Der häufigste Täter ist bei diesem Tatbestand einer der Elternteile. Als Spezialfälle der Entführung gelten Delikte wie Verschleppung und Menschenhandel zur sexuellen Ausbeutung.
Entführungsfall Richard Oetker
Einer der spektakulärsten Entführungsfälle der deutschen Kriminalgeschichte ereignete sich am 16.12.1979. Dieter Zlof verschleppte damals den 25-jährigen Richard Oetker. Er sperrte den Industriellen-Sohn in eine winzige Holzkiste und quälte ihn 47 Stunden lang mit elektrischen
Schlägen. Oetkers Freiheit kostete die Familie über 20 Millionen Mark. Zlof verschwand für 15 Jahre ins Gefängnis. Bis zu seiner Entlassung blieb auch das Lösegeld verschwunden. Im Jahr 1994 ertappte ihn Scotland Yard beim Geldwaschen.