Trotz gemeinsamen Sorgerechts Mutter bringt gemeinsamen Sohn ins Ausland – dann beginnt für Mike ein fünf Jahre langer Kampf

Nach 1.700 Tagen sieht Mike seinen Sohn endlich wieder!
Der heute 16-jährige Paul wird im Jahr 2020 von seiner Mutter ins Ausland gebracht, obwohl es ein gemeinsames Sorgerecht gibt. Seit dem Verschwinden kämpft Mike darum, sein Kind wiederzufinden. Die Reise führt ihn ans andere Ende der Welt.

2020 beginnt der Albtraum für Vater Mike: Die Mutter verschwindet mit dem gemeinsamen Sohn

Wir springen zurück ins Jahr 2020: Nach ihrer Trennung einigen sich die Eltern von Paul zunächst auf ein gemeinsames Sorgerecht. Doch im Dezember 2020 beginnt für Mike der Albtraum: Die Mutter verschwindet spurlos mit dem damals Elfjährigen. Und Mike plagen seitdem die immer selben, quälenden Gedanken, sagt er im Gespräch mit RTL: „Warum machst du das? Aber das Warum ist fast gar nicht so wichtig, wie überhaupt den Kontakt zum Kind zu bekommen.”

Über Jahre weiß Mike nicht, ob sein Sohn in Sicherheit ist. Ermittlungen laufen schleppend, Zuständigkeiten werden hin- und hergeschoben, selbst einfache Zeugenvorladungen dauern Monate. Obwohl das Bundeskriminalamt Hinweise auf ein mögliches Aufenthaltsland liefert, stellt die Justiz ein Verfahren zeitweise ein.

MIke und Paul posieren vor der Kamera
Mike mit seinem Sohn Paul
Privat

Ohne Hilfe der Behörden: Vater Mike findet eine erste Spur im Netz

Doch Mike gibt nicht auf, sucht weiter: „Ich habe im regelmäßigen Turnus wöchentlich eine Reihe von Suchmaschinen befragt.” Dabei habe er den Klarnamen seines Sohns in die Suchleiste eingetippt und diesen in Anführungszeichen gesetzt: „Und nach dreieinhalb, vier Jahren, kam auf einmal ein Treffer.“ 2024 findet Mike im Internet Aufnahmen eines Jugendfußballspiels – darauf zu sehen: sein Sohn Paul.

Und jetzt bestätigen auch die Behörden: Mutter und Sohn sind am Tag des Verschwindens am 12. Dezember 2020 nach Mexiko ausgereist. Mit Hilfe des ehemaligen LKA-Ermittlers Klaus Nachtigall, der auf internationale Entführungen spezialisiert ist, lässt Mike die Adresse der beiden in Mexiko ermitteln. Nachtigall filmt Paul heimlich – das erste Lebenszeichen seit Jahren. Mike reist daraufhin nach Mexiko – ohne Rückflugticket und im Gepäck die leise Hoffnung, dass sein Sohn ihn nicht vergessen hat: „Trotz Bearbeitung durch seine Mutter, trotz neuem Umfeld, neuem Kontinent, neuer Sprache.“

Klaus Nachtigall telefoniert
Ex-LKA-Ermittler Klaus Nachtigall
RTL
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Sein Sohn ist in Mexiko: Vater Mike wartet drei Monate, bis etwas passiert

Doch statt schneller Hilfe erhält Mike erneut juristische Hürden. Obwohl nach Paragraph 235 StGB „Entziehung Minderjähriger“ ein schwerer Straftatbestand ist, erlässt die zuständige Staatsanwaltschaft Wiesbaden nur einen europäischen, nicht aber internationalen Haftbefehl. Begründung: Eine Festnahme der Mutter in Mexiko könne das Kind traumatisieren. Dass der Vater inzwischen selbst in Mexiko lebt, spielt in der Einschätzung keine Rolle. Inzwischen hat Mike aus diesem Grund gegen die zuständigen Behörde Strafanzeige erstattet.

Handybildschirm wird gefilmt
Im Internet findet Mike ein Lebenszeichen von seinem Sohn
RTL

In Mexiko heißt es für Mike dann vor allem eins: warten. Er wartet drei Monate in unmittelbarer Nähe seines Sohnes auf eine Entscheidung mexikanischer Gerichte. Schließlich bestätigt ein Familiengericht: Der Vater hat Anspruch auf Kontakt. Als die Behörden jedoch ankündigen, die Mutter vorab zu informieren, fürchtet Mike, dass Pauls Mutter mit ihrem Sohn untertauchen könnte.

Der mexikanische Anwalt, Omar Ivan Baqueiro Alvarez, der Mike vor Ort unterstützt, empfiehlt ihm, jetzt schnell zu handeln. Plötzlich ist es so weit: Mike soll seinen Sohn endlich wieder sehen, Mike ist aufgeregt: „Fünf Jahre Suche scheinen, zumindest so weit, zu einem Ende zu kommen.“

Nach fünf Jahren und 1.700 Tagen: Vater und Sohn sehen sich wieder

An einem Abend kommt es dann zum alles entscheidenden Moment: In Begleitung des Anwaltes und eines Psychologen geht Mike zum Wohnhaus, in dem sein Sohn lebt: Nach fünf Jahren, nach 1.700 Tagen. Wie wird sein Sohn reagieren, wenn er seinem Vater plötzlich gegenübersteht?

Ein Gespräch mit seinem Sohn – genau das wünscht sich Mike. Und an diesem Abend soll es sich tatsächlich erfüllen: Auf einer Parkbank sehen sich Vater und Sohn nach 1.700 Tagen wieder. Und wieder ist sie da: Die Hoffnung, dass Mike ein Vater-Sohn-Verhältnis zu seinem eigenen Kind aufbauen kann: „Die gewünschte Lösung von mir wäre schon, dass ich mein Sorgerecht für die Zeit, in der er noch Kind ist, wahrnehmen kann.“

RTL-Reporterin Kathrin Gräbener mit Mike und Klaus Nachtigall im Gespräch
RTL-Reporterin Kathrin Gräbener mit Mike und Klaus Nachtigall
RTL

Außerdem hofft Mike, das Thema zu einem Abschluss zu bringen und dass zwischen allen Beteiligten wieder eine direkte Kommunikation möglich ist. Gibt es jetzt also endlich ein Happy End für Vater und Sohn?

Wie geht es für Vater Mike und seinen Sohn weiter?

Leider noch nicht ganz: Am Ende ihres ersten Gesprächs vereinbaren beide ein weiteres Treffen – doch Paul erscheint nicht. Dann kommt es an der Wohnadresse zu einer angespannten Situation, sogar die Polizei rückt an. Ob Paul nicht zu dem Treffen will oder nicht darf, bleibt unklar.

Wir schreiben der Mutter einen Brief. Wir wollen ihr Gelegenheit geben, ihre Sicht der Dinge darzustellen. Wir erhalten jedoch keine Antwort.

Schließlich muss Mike Mexiko wieder verlassen. Sein Sohn hat dort noch einen Aufenthaltsstatus bis 2026; die Mutter lebt ohne gültige Papiere. Antworten von ihr gibt es bis heute nicht. Mike bleibt nur die Hoffnung, dass Paul sich eines Tages selbst bei ihm meldet.

Verwendete Quelle: eigene RTL-Recherche