Dr. Specht zweifelt am schnellen Booster

NRW boostert jetzt schon nach vier Wochen – wie sinnvoll ist das?

Fünf Monate, sechs Monate oder doch nur vier Wochen? Ab wann wir uns nach der Zweitimpfung boostern lassen dürfen, variiert je nach Impfstelle, Arzt – und jetzt auch Bundesland. Denn hier hat das Gesundheitsministerium Nordrhein-Westfalen die Regel am Montag erheblich gelockert: Wer will, darf sich nun nach nur vier Wochen Abstand zur Zweitimpfung boostern lassen – und das nicht nur, wenn man mit Johnson & Johnson geimpft wurde. Wie sinnvoll ist das?
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Boostern nach vier Wochen – ist das sinnvoll?

„Ich zweifle ja sehr dran, was die da momentan machen“, sagt Allgemeinmediziner und Medizinjournalist Dr. Christoph Specht im Interview mit RTL. „Ich habe den Eindruck, der Aktionismus hat da die Wissenschaftlichkeit deutlich überholt. Ich kann es mir nur so erklären, dass die Damen und Herren im Ministerium nicht verstanden haben, was Boostern eigentlich heißt.“

Boostern seien nicht einfach drei Impfungen, drei Spritzen, so Specht weiter. „Boostern – eine Auffrischungsimpfung – kann nur funktionieren, wenn ein bestimmter Abstand eingehalten wird nach der zweiten Impfung. Sonst macht das gar keinen Sinn. Nicht, weil es besonders gefährlich wäre, aber man hat nicht den Effekt, den man haben möchte. Also von daher: Ich kann es nicht verstehen. Vier Wochen halte ich für viel zu kurz, außer vielleicht für Menschen, die wirklich ein sehr geschwächtes Immunsystem haben.“

Warum gibt es dann trotzdem so einen Erlass?

Specht vermutet, dass der Druck hier sehr groß war: „Man wollte unbedingt diese 30 Millionen Boosterungen hinbekommen bis Ende des Jahres – koste es, was es wolle. Boostern ist wichtig – nicht falsch verstehen – das ist ganz entscheidend, aber eben risikoadaptiert, von oben nach unten. Die, die das hohe Risiko haben, müssen zuerst geboostert werden. Das sind die Älteren, das sind die Vorerkrankten, die brauchen diesen Booster tatsächlich. Möglicherweise auch eben schon nach drei Monaten oder vier Monaten. Aber nach vier Wochen sollte man das bitte nicht als Empfehlung verstehen. Das halte ich nicht für sinnvoll. Man sollte sich besser an den Rat der Stiko halten.“

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Booster-Empfehlung weiterhin nach fünf Monaten

Grundsätzlich gilt in NRW übrigens weiter die Booster-Empfehlung nach fünf Monaten, wie das Gesundheitsministerium NRW auf RTL-Anfrage bestätigte. Eine Sprecherin erklärte dazu: "Personen, bei denen die Grundimmunisierung weniger als fünf Monate zurückliegt, sind jedoch nicht zurückzuweisen und ebenfalls zu impfen – sofern ein Mindestabstand von vier Wochen erreicht ist." (akr)

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