Zivilcourage mit dem Leben bezahlt
Vater auf Kirmes erstochen – deshalb wird nach dem Verdächtigen noch nicht öffentlich gefahndet
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von Sebastian Stöckmann und Carolin Zyber
Mark D. (31) will auf einer Kirmes den Streit zweier Männer schlichten. Doch die Zivilcourage bezahlt er mit seinem Leben: Der Familienvater wird mit einem Messer tödlich verletzt. Vom Tatverdächtigen gibt es offenbar gute Video-Aufnahmen einer Überwachungskamera.
Warum veröffentlichen die Ermittler diese Aufnahmen nicht, um den Täter zu finden? Die Antwort auf diese Frage gibt der Münsteraner Oberstaatsanwalt Martin Botzenhardt im RTL-Interview.
Mann mit Messer getötet: Tathergang ist auf Video zu sehen
"Es sind bereits Zeugen befragt worden, Schausteller haben uns Videoaufnahmen zur Verfügung gestellt. Auf diesen Videoaufzeichnungen sind sowohl der Tathergang als auch die beteiligten Personen zu erkennen", sagt Botzenhardt. Das Material sei gut genug, um es für eine mögliche Öffentlichkeitsfahndung zu verwenden.
Doch für eine solche Fahndung gibt es juristische Hürden. "Voraussetzung dafür ist, dass alle anderen Maßnahmen zur Ermittlung der Identität oder auch des Aufenthaltsortes der jeweiligen Personen ausgeschöpft sind", erläutert der Oberstaatsanwalt. Er verweist in dem Zusammenhang auf die Persönlichkeitsrechte des Tatverdächtigen und seines Begleiters. "Deren Bild würde ja in die Öffentlichkeit gesetzt, und jeder weiß in Zeiten des Internets: Ein Bild ist einmal da, und dann bleibt es da."
Münster: Staatsanwaltschaft prüft Öffentlichkeitsfahndung
Den Weg zu einer Öffentlichkeitsfahndung beschreibt Martin Botzenhardt so: "Es braucht ein geeignetes Bild, auf dem eine Person zu erkennen ist – denn nur dann kann es ja geeignete Hinweise geben. Dann muss die Staatsanwaltschaft bei Gericht einen Antrag stellen, und das Gericht muss diesem Antrag stattgeben. Erst dann kann dieses Lichtbild über die Polizei veröffentlicht werden."
Im Falle des mutmaßlichen Messerstechers von Münster könnte es bald so weit sein. "Wir überlegen bereits, den Beschluss zur Öffentlichkeitsfahndung zu beantragen", sagt Botzenhardt. Derzeit werde geprüft, ob die Voraussetzungen dafür vorliegen.
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Familienvater griff auf Volksfest Send in Streit ein
Mark D. war nach RTL-Informationen am Samstag mit seiner Freundin und einem neunjährigen Jungen auf dem Volksfest Send, einer Münsteraner Kirmes, unterwegs. An einem Karussell sah er den Streit zweier Männer. Als dieser eskalierte, griff der Dachdecker ein. Dabei wurde er mit einem Messer ins Herz getroffen. Sanitäter konnten nichts mehr für Mark D. tun, er verblutete.
Der Tatverdächtige war laut Staatsanwaltschaft mit einem anderen Mann auf der Kirmes unterwegs. Beide flohen nach der Tat, der Begleiter gilt allerdings nicht als verdächtig. Es gibt auch keine Hinweise darauf, dass Mark D. am Streit beteiligt war. "Wir haben keine Anhaltspunkte dafür, dass der 31-jährige Getötete in irgendeiner Art und Weise diese Auseinandersetzung provoziert hat", sagt der Oberstaatsanwalt.
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Mann auf Kirmes in Münster getötet: So sieht der Tatverdächtige aus
Der Gesuchte soll etwa 1,70 Meter groß und 16 bis 21 Jahre alt sein. Er trug eine hellgraue Jogginghose und einen passenden hellgrauen Kapuzenpulli – die Kapuze hatte er übergezogen. Er hat schwarze, an den Seiten kurz rasierte Haare und trug weiße Sneaker. Sein Begleiter ist dunkelblond und hat die Seiten ebenfalls kurz rasiert. Er war mit einer schwarzen Adidas-Trainingsjacke mit weißen Streifen an den Schultern, einer hellen Hose und weißen Schuhen bekleidet und ist schlank und sportlich.
Hinweise an die Polizei Münster unter Tel. 0251 / 275-0.