Moria-Talk bei Anne Will
„Das könnten meine Kinder sein“
Lage auf Lesbos ist dramatisch
Die Lage auf Lesbos ist dramatisch, Tausende Menschen leiden unter der Not und Europa diskutiert wieder - was tun mit den Flüchtlingen? Auch bei Anne Will ist Moria das Thema. Grünen-Chefin Baerbock fordert schnelle Hilfe.
Grünen-Chefin fordert Aufnahme von Flüchtlingen
Tausende Kinder leben in den Flüchtlingslagern auf griechischen Inseln wie Lesbos. Seitdem das dortige Lager Moria niedergebrannt ist, reden wieder alle darüber - obwohl vorher die Lage fast genauso schlimm war. Bei „Anne Will“ forderte am Sonntagabend Grünen-Chefin Annalena Baerbock, dass Deutschland nun Menschen von dort aufnehmen soll. „Die Kinder könnten das Alter meiner Kinder haben, wie apathisch manche auch gucken“, sagte sie. Nun müsse Europa vor Ort Nothilfe leisten, dann die Lager evakuieren und eine gemeinsame Asylpolitik auf die Beine stellen. Doch genau das ist das Problem, wie sich zeigen sollte.
Die Sendung begann mit einem Live-Bericht der WDR-Reporterin Isabell Schayani, die von Hunger, zu wenig Toiletten und Angst in dem Lager berichtete. Im Studio meinte Marie von Manteuffel von „Ärzte ohne Grenzen“ nachher: „Wir sehen Familien im Dreck, die sich drei Eier teilen. Wir diskutieren darüber, ob wir es uns leisten können 150, 400, 2000, 4000 Menschen aufzunehmen. Das ist doch Wahnsinn!“
Kein zweites 2015?
Doch in Berlin hält man sich zurück. Gerade einmal 400 Minderjährige will man gemeinsam mit anderen Ländern aufnehmen. Denn Innenminister Horst Seehofer will kein neues 2015, als Deutschland zwar nicht im Alleingang, aber ohne sich groß abzustimmen, Flüchtlinge ins Land ließ. Er dringt darauf, dass auch andere Länder, allen voran Ungarn, Polen und Tschechien, diesmal Flüchtlinge aufnehmen. „Es ist ja keine Frage, dass die Lage in Moria unhaltbar ist“, sagte der „Zeit“-Journalist Ulrich Ladurner bei Anne Will. „Aber wenn Deutschland jetzt voranschreiten würde und zwei- bis dreitausend nimmt, wird es in anderen Ländern als Alleingang interpretiert werden. Und die Menschen werden sagen: ‚Am Ende werden es wieder die Deutschen machen‘.“
Manfred Weber, CSU-Politiker aus dem Europaparlament, der im vergangenen Jahr Kommissionschef werden wollte, findet Deutschland und Europa könnten mehr leisten als die angekündigten 400 aufzunehmen. Er verwies darauf, dass sich die Lage in Moria und anderen Insel-Lagern im vergangenen Jahr schon deutlich verbessert habe. „Ich möchte es aber nicht schönreden.“ Er forderte, dass Europa zwar Flüchtlinge aufnehmen solle, aber auch „Härte“ an der Grenze zeigen und abgelehnte Asylbewerber auch wieder zurückschicken müsse. „Wenn uns das nicht gelingt, überzeugen wir die Länder, die keine Flüchtlinge aufnehmen, nie“, meinte er.
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Wovor die Griechen Angst haben
Die Griechen hätten Angst, sagte Gerald Knauss, Gründungsdirektor der Organisation „Europäische Stabilitätsinitiative“ und ausgewiesener Detailkenner der Lage vor Ort. Davor, dass wenn sie die Menschen aufs Festland bringen, noch mehr kämen. „Jetzt ist die zynische, illegale und unmoralische Politik, den Leuten zu zeigen, es ist besser in der Türkei oder im Libanon zu bleiben. Er forderte, dass der Flüchtlingsdeal mit der Türkei wiederbelebt wird - der mittlerweile ausgelaufen ist.
Aber funktioniert das überhaupt, die Menschen abzuschrecken? „Ärzte ohne Grenzen“-Vertreterin Manteuffel ist sich sicher, dass dem nicht so ist. „Die Menschen haben nur eine vage Vorstellung von Europa, sie bringen sich vor Krieg und Verfolgung in Sicherheit“, sagte sie. Sie würden sich nicht davon abbringen lassen, weil nun nur 400 Flüchtlinge aus Moria evakuiert würden. Eine einfache Lösung gibt es nicht, das war auch schon vor der Diskussion im Studio klar.
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