Spende ich Geld oder lieber Kleidung?

Krieg gegen die Ukraine: Wie Sie Betroffenen jetzt am besten helfen können

Ukrainische Mutter hält weinend ihr Kind auf dem Arm
Viele Frauen flüchten zurzeit mit ihren Kindern aus der Ukraine - und brauchen dringend unsere Hilfe.
Imago

Wladimir Putins Angriff auf die Ukraine hat die Welt auf den Kopf gestellt – allen voran das Leben vieler Ukrainer, die sich plötzlich inmitten eines Krieges befinden, kämpfen und ihre Heimat verlassen müssen. Das Leid, das der russische Präsident seiner benachbarten Bevölkerung antut, ist kaum in Worte zu fassen, grausame Bilder dominieren seit Tagen die Nachrichten.
Aber: Die Solidarität und Anteilnahme ist riesig. Viele Deutsche positionieren sich klar gegen den Krieg, demonstrieren, starten Friedensaktionen und wollen helfen. Doch wie gelingt das am besten? Sollte ich lieber Geld oder doch Hygieneartikel und Kleidung spenden? Und wie kann ich mich solidarisieren?
Lese-Tipp: Alle aktuellen Informationen rund um den Angriff auf die Ukraine finden Sie jederzeit im Liveticker

Geld an Spendenorganisationen spenden

Wolfram Kons.

Die Verwendung des sendungsbezogenen Materials ist nur mit dem Hinweis und Verlinkung auf RTL+ gestattet.
Seit 25 Jahren leitet Wolfram Kons den RTL-Spendenmarathon. Er weiß, worauf man beim Spenden achten sollte.
RTL Deutschland / Stefan Gregorowius

Die wohl gängigste und auch sinnvollste Methode, um zu helfen: Spenden Sie Geld. Hierbei ist es jedoch wichtig, genau hinzuschauen und sich unter anderem folgende Fragen zu stellen:

  • Wer hat den Spendenaufruf gestartet?

  • Um welche Spendenorganisation handelt es sich?

  • Ist sie wirklich vertrauenswürdig?

  • Was genau hat sie mit dem Geld vor, wohin fließt mein Geld am Ende?

RTL-Charity-Gesamtleiter Wolfram Kons, der seit 25 Jahren den RTL-Spendenmarathon leitet, erklärt: „Gehen Sie auf die Seite, schauen Sie, was die Organisation mit den Spenden macht. Das Beste ist, wenn die Organisation das Spendensiegel des Deutschen Zentralinstituts für soziale Fragen (DZI) hat, denn das ist in Deutschland das sicherste Siegel."

Das bestätigt auch Burkhard Wilke, der wissenschaftliche Leiter des DZI, der jedoch der „Zeit“ gegenüber vor Impulsspenden warnt: „Man sollte sich zumindest kurz Zeit nehmen und überprüfen, wer die letztlich begünstigte Organisation oder Initiative hinter dem Aufruf ist.“ Denn: Geld sammeln allein, reiche oft nicht aus, vor allem Strukturen, Erfahrung und Kontakte seien nötig, damit das Geld am Ende auch sinnvoll eingesetzt werden könne. Organisationen, die schon länger bestehen, sind mit hoher Wahrscheinlichkeit seriöser als die, die sich gerade erst gegründet haben. Auf der Seite des DZI finden Sie eine Übersicht über die verschiedenen Hilfswerke und Spendenmöglichkeiten.

Wenn eine Hilfsorganisation kein Spendensiegel des DZI trägt, sollten Sie als Spender vorsichtig sein und genau hinschauen. Das gilt vor allem für Spendenaufrufe auf Social Media.

Beispiel: Per Kennwort spenden

Sinnvoll ist es zudem, per Kennwort Geld zu spenden. Bei vielen Spendenorganisationen werden die Beträge unter einem Kennwort gesammelt. Das sichert Ihnen zu, dass Ihre Spende auch wirklich diesem Zweck zugute kommt. „Wenn man jetzt unter dem Kennwort ‘Ukraine’ spendet, kann das Geld nur zweckgebunden dafür eingesetzt werden", so Wolfram Kons.

So wird es zum Beispiel auch beim Spendenaufruf der „Stiftung RTL – Wir helfen Kindern e.V." gehandhabt. Hier können Sie wie folgt mithelfen: Mit dem Stichwort „Ukraine", das Sie an die 44844 schicken, werden 10 Euro (10 Euro/SMS + ggf. Kosten für den SMS-Versand) an die vielen Millionen Kinder gespendet, die jetzt unsere Hilfe brauchen.

Mehr Details zur Verwendung der Spendengelder können Sie hier nachlesen.

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Vorsicht bei Sachspenden

Sachspenden aus privaten Haushalten sind so eine Sache. An sich ist der Gedanke dahinter vorbildlich: Wir haben so viele Dinge, die wir eigentlich gar nicht brauchen, leben teils im Überfluss und wollen helfen. Der Gedanke, sein Hab und Gut weiterzureichen ist auch irgendwie schöner, als einfach eine Summe Geld zu verschicken. Aber ist Betroffenen damit wirklich geholfen? Wolfram Kons stellt klar: „Geldspenden sind besser als Sachspenden, denn sie bieten für die Organisation vor Ort viel mehr Handlungsmöglichkeiten.“

Für die Hilfsorganisationen stellen Sachspenden oft eine logistische Herausforderung dar: Wer nimmt die Spenden vor Ort in Empfang? Wer sortiert sie? Wie werden sie den Bedürftigen zugewiesen – ohne dass jemand zu kurz kommt? All das führe, so Gernot Krauß, Ukraine-Referent von Caritas Deutschland, eher zu einer Überlastung und sei wenig koordiniert. Im WDR-Interview erläutert er, dass private Sachspenden häufig nicht bedarfsorientiert seien. Die gut gemeinte Aktion führe meist dazu, dass zu viel Material vorhanden sei, was zum Beispiel an der Grenze gar nicht richtig verteilt werden könne. Das sei „im Augenblick wahrscheinlich nicht das Richtige.“

Besser: Sich direkt an Hilfsorganisationen und Einrichtungen, wie zum Beispiel die Caritas, oder auch an Kirchengemeinden wenden. Dort gibt es direkte Ansprechpartner und unmittelbare Kontakte, dort erfährt man klipp und klar, was in der Krisenregion gebraucht wird – und was nicht.

Denn: Gut erhaltene Kleidung für Jung und Alt, Schlafsäcke, Schuhe, Verbandsmaterial, Medikamente, Essen, das sich lange hält, Drogerieartikel – all das hat durchaus seine Notwendigkeit. Nur es muss eben sinnvoll organisiert und eingesetzt werden. Es macht also demnach kaum Sinn, eigenständig mit Sachspenden beladen an die Grenze zu fahren und dort auszuhelfen. Das überlässt man lieber den Hilforganisationen, die sich mit den Gegebenheiten vor Ort auskennen.

Solidarität zeigt Betroffenen: Ihr seid nicht allein!

 Niedersachsen, Hannover, Fridays for Future, hunderte Menschen demonstrierten gegen Russland-Ukraine Krieg vor dem Hauptbahnhof, Die Organisation Fridays for Future geht an diesem Donnerstag weltweit auf die Straße, um ihre Solidarität mit der Ukraine zu bekunden, *** Lower Saxony, Hanover, Fridays for Future, hundreds of people demonstrated against Russia Ukraine war in front of the main train station, The organization Fridays for Future takes to the streets worldwide this Thursday to express solidarity with Ukraine,
Sich solidarisch zu zeigen, bedeutet Betroffenen viel.
www.imago-images.de, imago images/localpic, via www.imago-images.de

Ein wichtiges Zeichen setzt aktuell Solidarität. Wenn wir Menschen zusammenhalten, hält das nicht nur unsere Gesellschaft zusammen, sondern jeder einzelne profitiert davon: Es geht uns sowohl körperlich als auch psychisch besser, wenn wir anderen Menschen helfen. Kein Wunder also, dass Radiostationen zeitgleich das legendäre Friedenslied "Give Peace a Chance" ("Gib dem Frieden eine Chance") von John Lennon spielen, Kirchenglocken gleichzeitig läuten, Leute in vielen Städten auf die Straße gehen und demonstrieren, spenden, was das Zeug hält oder sogar Kunstwerke auf Autobahnbrücken malen. Die meisten Menschen vereint im aktuellen Zeitgeschehen vor allem eines: Sie positionieren sich klar gegen Krieg.

Verschiedene Studien zeigen: Egal in welcher Form – Solidarität wirkt positiv. Es vermittelt ein Gefühl von Stärke und verdrängt die Angst. Ein internationales Forschungsteam konnte beispielsweise mithilfe eines MRT feststellen, dass großzügige Handlungen wie Schenken oder Spenden Glücksgefühle in unserem Hirn auslösen. Und noch besser: Es vermittelt eine wichtige Botschaft an alle Betroffenen. (vdü)

Lese-Tipp: Gerade jetzt! Warum Solidarität gesund ist