In welchen Produkten steckt E127?

Kalifornien verbietet bedenklichen Zusatzstoff! Warum Erythrosin bei uns zugelassen ist

famous german donauwelle cake
In Kalifornien müsste das Rezept dieser Donauwelle vermutlich umgeschrieben werden.
Teka77
von Nora Rieder und Lauren Ramoser

Ein neues Gesetz sorgt in den USA derzeit für Aufsehen!
In Kalifornien werden gleich vier Zusatzstoffe in Lebensmitteln verboten. Der Grund: Die Zusätze gelten als gesundheitsschädlich. Einer davon, Erythrosin, ist in Deutschland trotz Kritik erlaubt. Wir erklären, woran das liegt und in welchen Produkten der entsprechende Zusatz drin steckt.

„Kinder und Familien vor giftigen Chemikalien zu schützen“

Die Namen sind sperrig: Bromiertes Pflanzenöl, Kaliumbromat, Propylparahydroxybenzoat und der Farbstoff Erythrosin sind in Kalifornien künftig verboten. „Das ist ein riesiger Schritt, um Kinder und Familien in Kalifornien vor giftigen Chemikalien im Essen zu schützen“, wird der Abgeordnete Jesse Gabriel von der Los Angeles Times zitiert. Die Auswirkungen des Verbots haben estatsächlich in sich: Rund 12.000 Produkte, hauptsächlich Süßigkeiten, müssen verändert werden, um weiterhin verkauft werden zu können. Bis 2027 haben Firmen Zeit, ihre Rezepturen anzupassen.

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In Deutschland verboten: Bromiertes Pflanzenöl, Kaliumbromat und Propylparahydroxybenzoat

Die ersten drei Zusatzstoffe sind auch in Deutschland verboten:

  • Bromiertes Pflanzenöl soll beispielsweise als Stabilisator in Softdrinks dafür sorgen, dass der Geschmack anderer Zutaten besser zur Geltung kommt. Eigentlich handelt es sich bei bromiertem Pflanzenöl aber um ein Flammschutzmittel, dass die Ausbreitung von Bränden eindämmen soll. Studien an Tieren haben gezeigt, dass sich der Stoff in diversen Organen ablagern und dort zu „entzündlichen, degenerativen und funktionellen Veränderungen“ führen kann, heißt es in einem Artikel der Untersuchungsämter für Lebensmittelüberwachung Baden-Württemberg.

  • Kaliumbromat wird in den USA als Mehlbehandlungsmittel bei der Herstellung von Brot verwendet. In Deutschland ist es seit 1992 verboten, weil es krebserregend ist.

  • Propylparahydroxybenzoat, auch E216, ist ein Konservierungsstoff, der das Wachstum von Schimmel eindämmen soll. Parabene stehen im Verdacht, Krebs auszulösen, daher ist E216 seit 2006 in der EU verboten.

Bei Erythrosin, einem roten Farbstoff, sieht es allerdings anders.

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Warum der Farbstoff Erythrosin (E127) in der EU zugelassen ist

Anders als in Kalifornien ist der rote Farbstoff in der EU und somit auch in Deutschland zugelassen. Der Einsatz von E127 ist allerdings nur für Cocktailkirschen, kandierte Kirschen und Kaiserkirschen (Bigarreaux-Kirschen) in industriell gefertigten Obstsalaten erlaubt.

Der Grund dafür ist, dass Erythrosin Jod enthält, das an den Körper abgegeben werden kann. Daher kann eine regelmäßige Aufnahme bei Menschen mit Schilddrüsenerkrankungen eine Schilddrüsenüberfunktion begünstigen. Schilddrüsenpatienten sollten daher Lebensmittel mit Erythrosin, also Cocktailkirschen und kandierte Kirschen aller Art, meiden.

Für alle anderen gilt: Wird die zugelassene Tagesdosis von 150-200 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht nicht überschritten, gilt der Farbstoff als sicher und verträglich. Das liegt unter anderem daran, dass E127 nur in geringem Maße aufgenommen wird und sich nicht im Körper anreichert. Der Farbstoff wird überwiegend unverändert wieder ausgeschieden.

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Warum Zusatzstoffe nur in Maßen verzehrt werden sollten

Nichtsdestotrotz sollten wir die Aufnahme von Zusatzstoffen weitestgehend vermeiden. Denn neben den positiven Effekten, die sie als Farb-, Aroma- oder Konservierungsstoffe in Lebensmitteln haben, können sie auch die Gesundheit beeinträchtigen. Die Verbraucherzentrale warnt aktuell vor insgesamt 50 Zusatzstoffen, die – im Übermaß konsumiert – Allergien, Verdauungsprobleme oder andere Beschwerden auslösen können.

Wegen der ungeklärten Wirkung auf die Schilddrüse sollte auch die Zulassung des Farbstoffes Erythrosin überdacht werden, zumal Verbraucher in einer Dose Obstsalat in der Regel keinen Einsatz künstlicher Farbstoffe erwarten.

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Je kürzer die Zutatenliste, umso gesünder das Lebensmittel

Wer auf Nummer sicher gehen will, sollte so selten wie möglich Lebensmittel verzehren, die mehr als fünf Zutaten enthalten. Und grundsätzlich gilt: Je kürzer die Zutatenliste, desto gesünder das Lebensmittel.

Daher gilt die Empfehlung: Greifen Sie so oft es geht zu unverarbeiteten, frischen Lebensmitteln wie Obst und Gemüse. Fertigprodukte wie Tiefkühlpizza, Chips und Kekse sollten hingegen nur sparsam verzehrt werden.

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