Immunologe Prof. Förster zu Impfanreizen, Skeptikern und Herdenimmunität

Ist Herdenimmunität nur durch Impfung von Kindern und Jugendlichen erreichbar?

Für eine Herdenimmunität muss der Anteil der Geimpften bei 85 Prozent und mehr liegen. Davon gehen momentan viele Experten aus. Die deutlich ansteckendere Delta-Variante hat diesen Wert nochmal neu bestimmt. Im Gespräch mit Prof. Reinhold Förster von der Deutschen Gesellschaft für Immunologie klärt RTL-Reporterin Nele Balgo, ob dieses Ziel erreichbar ist, wie Impfskeptiker erreicht werden können und ob die Herdenimmunität nur durch Impfung von Kindern und Jugendlichen zu erreichen ist.
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"Wir müssen unterschwellig Impfanreize schaffen"

Für Prof. Förster stellt sich die momentane Situation anders dar als noch vor einigen Wochen. Nach Aufhebung der Impfpriorisierung muss sich der Fokus der Impfkampagne auf dem Weg zur Herdenimmunität ändern. Heute haben wir genug Impfstoff, sodass alle Impfwilligen theoretisch eine Spritze bekommen können.

„Wir müssen unterschwellig Impfanreize schaffen, sodass Menschen einfach und sehr leicht Zugang zu Impfstoffen bekommen.“, so der Immunologe. „Die nächste Stufe ist natürlich schon schwieriger: Wie überzeugt man Impfskeptiker?“ Blickt man aktuell nach Spanien und in die Niederlande, so steigen die Fallzahlen hier rasant. Laut Prof. Förster könnte aber gerade das dazu beitragen, dass sich der ein oder andere doch noch impfen lässt. Die Risikoabwägung ist also eine andere als bei den aktuell noch niedrigen Zahlen in Deutschland. Werden mehr und mehr Impfskeptiker von einer vorbeugenden Impfung überzeugt, dann kommt ein Land automatisch der Herdenimmunität näher.

Ist Herdenimmunität nur durch Impfung von Kindern und Jugendlichen erreichbar?

„Das ist natürlich schon sehr schwierig zu sagen: Kinder und Jugendliche müssen sich impfen lassen, damit die anderen sich nicht impfen lassen müssen.“, antwortet Prof. Förster auf die Frage, ob die Herdenimmunität nur durch Impfung von Kindern und Jugendlichen erreichbar ist. „Für Kinder gibt es gar keinen zugelassenen Impfstoff, also die Diskussion stellt sich überhaupt nicht. Für die Jugendlichen ist es eine Entscheidung der Jugendlichen und ihrer Eltern, ob sie sich impfen lassen wollen oder nicht.“

Für weitgehend sinnvoller hält der Immunologe, dass sich Menschen impfen lassen, die zur Risikogruppe gehören. Damit lässt sich die Zahl der schweren Erkrankungen und Todesfälle drücken bis die Herdenimmunität erreicht ist. Aber wird das Virus jemals wieder verschwinden „Solange wir eben diese Herdenimmunität nicht erreicht haben, wird das Virus nicht aus der Population verschwinden und es wird immer wieder zu neuen Ansteckungen und zu neuen Ausbrüchen kommen.“, ist sich Prof. Reinhold Förster sicher. (nba / aku)

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